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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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November. Von so etwas hatte er nie gehört. Was war hier los?
Je näher sie der Siedlung kamen, desto offener wurde das Gelände. Dort, wo nach der Computerkarte morastiges Gebiet sein sollte, erstreckte sich trockener, mit hartem Gras bewachsener Boden. Dann erreichten sie die ersten Häuser.
Sie verhielten.
»Seht euch mal die Häuser an. Sehen merkwürdig aus«, sagte Emiel. »Wie Pilze. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Ihr etwa?«
Esteban zuckte mit den Schultern. »Na und? Von mir aus können sie aussehen wie Eis am Stiel. In fünf Minuten sind wir drin.«
Die letzten Meter robbten sie vorwärts.
Dann gab Emiel das Zeichen. Sie sprangen auf, jagten auf das Gebäude vor ihnen zu. Esteban erhob sich im Sprung, drehte den Körper in der Luft und schmetterte seine Füße gegen die Tür, dort, wo das Schloß sein mußte. Sie federte, sprang aber nicht auf. Emiels Laser zerstörte die Verschlußautomatik. Zu zweit warfen sie sich gegen die nach Plast stinkende Tür.
Der Korridor, der sich ihnen auftat, war durch Influenzlampen beleuchtet. Jeder der drei nahm eine andere Tür.
Emiels Aggressivität zerschmolz in Unruhe, als die Tür vor ihm selbsttätig zurückglitt.
Vor ihm saß eine Familie am Tisch: ein Mann, eine Frau und ein Mädchen.
Blitzschnell fächerte er mit dem Laser einen Halbkreis dicht vor dem Tisch ab, sprang neben die Tür an die Wand und wartete gespannt auf die Reaktionen der Angegriffenen.
Die Frau sprang auf, schrie und riß dabei einen Teller vom Tisch. Die Augen des Mädchens hetzten entsetzt von Emiel zu ihrem Vater und zurück. Der Mann, ein Hüne mit starkknochigem Gesichtsbau, saß am Tisch wie ein Berg. Seine buschigen Augenbrauen aus krausem schwarzem Haar kontrastierten friedlich zu den grauen Strähnen auf dem Kopf. Er hatte den Mund leicht geöffnet, und Emiel konnte zwei Reihen perlweißer Zähne sehen. Ein Anblick strotzender Gesundheit. Er hatte kaum mit einer Wimper gezuckt, schien nur erstaunt, nicht erschrocken zu sein. Langsam stemmte er sich aus dem Sessel.
»Was – «
Warner und Esteban kamen ins Zimmer gestürzt. »Alles leer – und – ach!« Esteban zog die Klimamaske herunter, sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Seine Zunge fuhr über die Lippen, als er das Mädchen sah.
»Was soll das? Wer sind Sie?« vollendete der Mann den Satz.
»Quatsch nicht, Alter. Setz dich! Hände auf den Tisch! Los – setzen!« schrie Esteban und richtete die Waffe auf ihn. Aber der Riese befolgte den Befehl nicht. Mit sicherem Instinkt blickte er zu Emiel.
»Ihr seid Gefangene. Wir haben dieses Dorf besetzt. Widerstand ist zwecklos. Setz dich!«
Widerstrebend gehorchte er. »Ich verstehe Sie nicht. Was wollen Sie?«
Ein Irrer, durchfuhr es Emiel. Er fragt, was wir wollen. Der ist krank. Kann so etwas möglich sein, mitten im Krieg?
»Befinden sich Truppen im Dorf?« wollte er wissen.
»Was ist das – Truppen?« fragte das Mädchen.
Esteban lachte schrill auf.
Warner sank an der Wand zusammen. Die Frau, die sich wieder gesetzt hatte, sprang erneut auf. Sofort richteten sie ihre Waffen auf sie. Ohne sich darum zu kümmern, kam sie nach vorn und schritt auf Warner zu. Esteban wollte sie hindern, doch Emiel warf ihm einen raschen Blick zu. Sollte sie ihm helfen, das war gut so.
Die Frau kniete neben dem Verwundeten und versuchte, dessen Plane zu öffnen, doch es gelang ihr nicht.
Sie kennt den Vakuumverschluß nicht, überlegte Emiel. Den kennt doch heute jedes Kind, im Krieg hat jeder seine Plane bekommen. Er konnte sich nicht entschließen, neben sie zu treten und ihr zu helfen. Hilflos stand er im Zimmer.
Esteban trat jetzt zu dem Mädchen. Er faßte sie an der Schulter und zog sie zu sich heran. »Komm mit. Ich werde uns ein bißchen Spaß bereiten.«
Das Mädchen, vielleicht achtzehn Jahre alt, blickte verwirrt. »Ich verstehe Sie nicht. Sie tun mir weh. Lassen Sie mich bitte los.«
Esteban warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. »Sie versteht nicht«, prustete er. »Hat man so etwas schon gehört? Ach was, los, komm!« Er zerrte sie hinter sich in den Korridor.
Im Gesicht des Mannes arbeitete es. »Er soll sie in Ruhe lassen.«
Emiel reagierte nicht darauf. Estebans Handlung hatte ihm seine Reaktionsfähigkeit wiedergegeben. »Beantworte meine Frage: Sind Truppen im Dorf?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Hier gibt es keine Soldaten. Nirgendwo.«
Er stand noch hinter dem Tisch. Emiel trat zu Warner und drückte auf den Knopf des Verschlusses. Mit leisem Zischen

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