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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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Computers sind fünfzehn solcher Einheiten wie wir aus dem Kessel ausgebrochen. Der Gegner wird sofort Kräfte aus anderen Abschnitten zusammenziehen, um einen zweiten Kessel aufzubauen. Zwei Varianten: Entweder wir bewegen uns in kleinen Sprüngen auf den Sammelpunkt zu, den der Computer vorschlägt, oder wir handeln auf eigene Faust. Bis zu einem möglichen Gegenschlag unserer Truppen besteht ein Zeitlimit von drei Tagen.«
»Ich bin für Geiseln«, erwiderte Sargant Lebob und bleckte sein Gebiß. »Ein bißchen Entspannung tut uns not.« Er grinste erwartungsvoll. Die anderen nickten.
Nur Gellert warf ein: »Und was sagt der Computer über das Zeitphänomen? Zwei Stunden wirkt die Spritze, und dort« – er zeigte auf den Sonnenball – »ist es schon wieder Abend.«
»Verdammt, ja«, murmelte ein anderer.
Nie hatte jemand Jardok ratlos gesehen. Heikle, unbestimmbare Situationen und Entscheidungen überspielte er mit Zynismus und vorwärtsdrängender Brutalität. Auf alle Fragen gab es eine Antwort. Doch diesmal blieb er stumm. Erst nach langer Pause erwiderte er: »Ich weiß es nicht.« Damit ließ er es bewenden.
Auch Emiel und die anderen, so unerklärlich dieser Vorgang war, sahen keinen Grund, sich den Kopf zu zermartern. Sie brauchten es nicht. Sie waren Soldaten.
Die Kompanie machte sich marschbereit. Nach der Qual der Starre fühlten sie sich jetzt berauscht, voller Tatendurst nach Kampf und Sieg. Daß das eine Folge beigefügter Psychogene war, störte niemand.
Sie marschierten weiter. Der schmale Pfad, auf dem sie sich bisher bewegt hatten, hörte plötzlich auf. Vor ihnen lag kultivierte Landschaft. In die Stille des Abends mischte sich neben dem Marschtritt der Stiefel das ferne Singen der Vögel. Mitten in die Welt des Krieges, der Grausamkeiten zauberten sie die Illusion eines glückerfüllten Daseins.
Sie passen nicht hierher, dachte Emiel, die unwissenden Pieper. Sie ahnen nichts vom Tod. Er hob den Kopf, aber er sah keinen. Dort, wo die Kompanie marschierte, flohen die Vögel die Welt.
Die Sonne versank hinter den Berggipfeln.
»Halt.« Jardoks Befehl flüsterte sich verhalten durch die Reihen.
Die Männer drängten sich dicht aneinander. Ein paar Dutzend Meter vor ihnen stand der Commiser allein auf der Kuppe eines Hügels und hantierte mit dem Detektor. Emiel sah ihn suchend die Gegend abtasten.
Sollte der Commiser auf etwas aufmerksam geworden sein, konnte die Identicat einige Minuten in Anspruch nehmen. Der Infrarot- und Bewegungsdetektor sprach auch auf größere Tiere an, und manchmal war es schwer, sie von Menschen zu unterscheiden.
Jardok kam zurück. Sein Gesicht blieb unbeweglich, niemand vermochte aus der Ausdruckslosigkeit ein Resultat abzulesen. Im Gehen steckte er das Gerät in die Seitentasche, zulesen. Im Gehen steckte er das Gerät in die Seitentasche, zog die Hosen hoch und nahm den Laser in die Faust.
»Vor uns liegt eine Siedlung. Sehr verstreut. Ich habe vorerst sieben Häuser festgestellt. Ich halte es für möglich, daß dort Truppen stationiert sind. Wir greifen an. Ziel: Ausschaltung des Gegners und Geiselnahme.«
Es geht wieder los, dachte Emiel, es nimmt kein Ende; aber die Kommandos rissen ihn aus seinen Überlegungen, gaben seinem Denken ein Ziel und setzten den Körper in Bewegung wie eine Maschine. Jardok teilte ihm Esteban und den verwundeten Warner zu. Sie bildeten den rechten Flügel der ausschwärmenden Truppe, die der Commiser in sieben Dreiergruppen und die Reserve eingeteilt hatte.
Das Gelände, flachwellig, bewachsen mit Gestrüpp und kleinen Baumgruppen, bot gute Deckung. Der Detektor hatte eine Reichweite von fünf Kilometern. Sie würden also knapp zwei Stunden benötigen.
»So eine Scheiße«, sagte Esteban, als er Warner half, die Plane überzustreifen und die Maske aufzusetzen. »Wenn wir auf vorbereitete Truppen stoßen, schicke ich mein letztes Gebet ab. Die machen uns zur Spirale.«
Warner ächzte. »Habe die Schnauze voll. Soll doch verrekken, wer will…«
»Hier wird nicht gestorben. Hier wird nur gesiegt«, versetzte Emiel, der plötzlich, in Anbetracht des kalkbleichen Warner, selbst nicht wußte, ob er sich das tatsächlich wünschte oder sich nur über Phrasen lustig machte. Aber was sonst – nur wenn sie siegten, konnten sie leben.
Sie trabten in leichtem Schritt vorwärts. Die Sonne war untergegangen, nur ein paar Wolken noch reflektierten ihre vergehenden Strahlen. Trotzdem sah Emiel jetzt, daß die Büsche blühten. Sie blühten im

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