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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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zur Kontrolle in den Arm zu kneifen.
»Kommen Sie, setzen Sie sich mit Ihrem Freund an den Tisch, und essen Sie mit uns. Sie werden hungrig sein.«
Emiel löste sich aus seiner Erstarrung. »Du lügst!« schrie er jähzornig. »Du willst uns mit deinen verdammten Lügen einwickeln und Zeit gewinnen!« Aber plötzlich, wie ein Erdbeben, durchschüttelte ihn die Erinnerung an den Sonnenuntergang, die blühenden Sträucher im Gelände, die merkwürdigen Häuser und an die Frau, die den Verschluß nicht kannte. Doch noch weigerte sich sein Verstand, die phantastische Vermutung anzuerkennen, die ihn überfiel.
Dreihundert Jahre… nein, das konnte nicht sein, so etwas gab es nicht.
»Bring mir den Beweis für deine Worte.«
»Jeden, den Sie möchten.«
»Esteban hat recht, die sind hier übergeschnappt«, krächzte Warner. »Eine Kolonie von Verrückten.«
Die anderen Gruppen, dachte Emiel, was ist mit den anderen, ich muß hinaus, muß sehen, was draußen los ist. Vielleicht eine Falle, in die sie uns gelockt haben. Er war froh, auf diese einfache, für ihn wieder durchschaubare Schlußfolgerung gekommen zu sein.
Vor der Tür empfing ihn die Kühle der Nacht. Sein Atem wehte in Schwaden davon, zerschmolz weißlich in der Dunkelheit. Er vernahm einzelne, weit entfernte Stimmen, dann das Geräusch von leisen Schritten, die auf ihn zukamen. Blitzschnell rollte er sich zu einem Igel zusammen und wechselte die Deckung.
Die schwankende Gestalt war Eulogio. Emiel erkannte ihn an seinem Gang, der ihn an einen hüpfenden Gummiball erinnerte.
»Komm vor«, sagte Eulogio. Er hatte die Nachtsichtbrille auf. Emiel klopfte sich den Staub von den Knien.
»Befehl von Jardok. Wir treiben sie zusammen. Ich zeige dir den Weg.«
Da war wieder die klare Anweisung, die Richtschnur zum Handeln.
Die Familie wehrte sich nicht. Gehorsam wie eine Herde trabte sie vor ihm her. Im Hinausgehen gewahrte er in einer Nische eine flache Scheibe, die in Kniehöhe über dem Boden schwebte und deren Verwendungszweck er sich nicht erklären konnte. Verstohlen tippte er auf den schwebenden Diskus. Er federte ein wenig unter seiner Hand, gab aber stärkerem Druck nicht nach. Eine unsichtbare Kraft hielt ihn an seinem Platz. Ein Kraftfeld? Emiel hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
Die Kompanie versammelte sich mit ihren Gefangenen auf einem parkähnlichen Rondell, in dessen Mitte ein Quell zwischen geschliffenen, im Licht der Passivlampen funkelnden Quaderbrocken plätscherte. Die Blöcke waren kunstvoll übereinandergetürmt und zeigten von einer Seite eine stilisierte Faust. Später erkannte Emiel, daß sie fünf verschiedene Figuren zeigten, je nach dem Standort des Betrachters.
Die Leute verhielten sich auffallend ruhig, um so nervöser wirkten die Soldaten. Unauffällig gesellte sich Emiel zur Gruppe um Jardok und die Sarganten, die abseits standen und berieten.
»… lügen«, hörte er Lebob. »Das ist alles hirnverbrannter Unsinn. Oder die sind alle verrückt.«
Einer lachte auf, doch ohne Herzlichkeit. Es klang verkrampft und unsicher.
»Und was sagt dein schlauer Computer – he?«
Jardok schwieg verbissen zu dieser Frage.
»Wir haben die Geiseln. Wir treiben sie alle in eins dieser ulkigen Häuser und warten. Früher oder später meldet sich der Gegner, oder unsere Truppen sprengen den Ring.«
»Wozu Zeit verschwenden? Wir greifen uns gleich einen. Am besten eine Frau. Das bewegt die Gemüter.« Lebob spuckte aus.
Also weiß auch Jardok nicht, was los ist, dachte Emiel, und die anderen sind auf ebensolche Erklärungen gestoßen.
Lebob ging mit Okla auf die Gruppe der Leute zu, musterte sie einen Moment, zeigte dann auf eine Frau und sagte in scharfem Ton: »Die da!«
Okla sprang wie ein Wolf auf sie zu, riß sie an den Haaren zu sich heran und warf sie brutal in den Staub. Seinen schweren Stiefel setzte er ihr ins Genick.
»Hört her, Leute! Wenn ihr nicht wollt, daß ihr etwas geschieht, dann beantwortet unsere Fragen. Erstens…«
Aus der Menge löste sich ein älterer Mann, schritt auf Okla zu und sagte: »Bitte lassen Sie jetzt Eiryn. Wir beantworten Ihre Fragen auch ohne das da – « Er zeigte mit der Hand auf Oklas Stiefel. »Legen Sie Ihre gefährlichen Waffen ab und kommen Sie mit uns in die Häuser. Mit solchem aggressiven Verhalten schaden Sie sich doch nur selbst und…«
Okla trat ihm in den Leib. Gurgelnd stürzte der Alte zu Boden. Ein Stöhnen lief durch die Menge.
»Ist da noch jemand?« schrie Okla. »Also…«
Jetzt waren es

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