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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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nickte. »Er hatte Ursachen. Wir haben sie beseitigt, und es gibt sie nicht mehr. Jeder besitzt, was er benötigt. Worum sollten wir also kämpfen? Gemeinsames Eigentum an den Grundlagen der Wirtschaft schließt den Krieg aus.«
»Trinkt etwas mit uns.« Die Frau, die unbemerkt zum Du übergegangen war, bot ein Getränk an. Es sprudelte, roch angenehm nach Mango.
Sie tranken alle drei.
    Als Emiel erwachte, fand er sich in einem Bett wieder. Er erschrak, sprang mit einem Satz aus dem Bett. Seine Hand griff mit eingeschliffenem Instinkt nach der Waffe, ohne daß er sich dieser Handlung bewußt wurde.
    Mißtrauisch überdachte er den vergangenen Abend. Wie konnte er so rasch und übergangslos einschlafen? Hatte das Getränk ein Betäubungsmittel enthalten?
    Bemüht, kein Geräusch zu verursachen, schlich er zur Tür, öffnete sie und trat in den Korridor. Aus dem Zimmer am Ende des Ganges drang gedämpftes Gemurmel. Seine Sinne spannten sich, als er näher trat, um die Stimmen zu verstehen. Vorsichtig preßte er das Ohr an die Tür.
    »… bald aufwachen«, hörte Emiel die Frau sprechen. »Aber was soll weiter geschehen? Sie sind so fürchterlich brutal.«
    »Vielleicht sind einige von ihnen in der Lage, sich in unsere Welt einzugewöhnen. Denk nur an den jungen Mann in unserem Haus. Bei ihm zeigen sich bereits die ersten Ansätze. Wir werden sehen. Die anderen…«
    »Ich habe Angst«, gestand die Frau leise. »Wir hätten uns nicht freiwillig dazu melden sollen. Ich wußte nicht, worauf wir uns einließen. Denk an Eiryn und Worgan, wie sie sie mißhandelt haben. Sie sind noch wie Tiere.«
    Der Mann antwortete nicht. Emiel hörte Rascheln. Er versuchte sich vorzustellen, wie der Mann ihr beruhigend über Haar und Schulter strich.
    Ihre Worte schmerzten. Er war Soldat, erzogen mit aller Härte. Aber war er deshalb ein Tier? Sicher, der Mensch als Produkt der Natur besaß animalische Triebe, im Kampf ums Überleben siegte der Stärkere über den Schwachen. So hatte er es gelernt. Doch das Tier war nicht vernünftig, konnte nicht denken: seine Entscheidungen wurden lediglich von Jahrmillionen altem Instinkt geprägt. Man hatte Emiel bewiesen, daß der Krieg ewiges Gesetz war, durchbrochen von Pausen scheinbarer Ruhe. Jetzt, in einer anderen Zeit, befanden sie sich in einer solchen Phase. Er hatte es erkannt und versuchte, danach zu handeln.
    Er brauchte nicht mehr zu schießen. Dieser Gedanke befriedigte ihn und erweckte doch gleichzeitig wieder eine seltsame Unruhe. Der Wunsch, alles abzulegen, was er auf dem Körper trug, gefiel ihm. Nur wußte er nicht, was er dann anziehen sollte.
    Als er die Tür öffnete, hinter der er gelauscht hatte, verschwand die Unruhe. Aber sosehr sich sein Innerstes umstimmte, so wenig war er in der Lage, sofort aus der Haut des Soldaten zu schlüpfen, die seine Seele wie eine harte Kruste umspannte.
»Bringt mir etwas zu essen. Ich bin hungrig.«
    In die Augen der Frau stahl sich Enttäuschung über den rauhen und herzlosen Ton. »Es ist alles vorbereitet. Holen Sie bitte Ihre Kameraden.«
    Er wollte Esteban und Warner nicht sehen, setzte sich einfach und stopfte wahllos verschiedene Speisen in sich hinein.
»Was gedenken Sie nun zu tun?« fragte der Mann.
Emiel zuckte mit den Schultern. »Das entscheidet der Commiser.«
»Lassen Sie mich die Frage anders formulieren. Wie würden Sie selbst entscheiden? Ihr Krieg ist vorbei.«
Die Frage überraschte ihn. Er lehnte sich zurück. Konnte er denn entscheiden? Er hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, alle Vorstellungen waren unscharf geblieben. Und was würde Jardok tun? Jardok und normales Leben, das war wie Wasser und Feuer.
Die Erkenntnis traf ihn voller Wucht.
Der alte Haß auf Jardok kroch wieder in ihm empor. Nein, Jardok würde weiterkämpfen, irgendwie, gegen irgend jemand – bis er tot war. Und er, Emiel, würde wieder mitgerissen werden von den unbarmherzigen, keinen Widerspruch duldenden Befehlen.
Es sei denn, er widersetzte sich, lehnte es ab, weiter zu gehorchen, dann wurde er selbst zum »Feind«, der bekämpft wurde.
Mit einem Schlag wurde es ihm deutlich. Das neue Leben begann erst, wenn die Männer vom Schlag Jardoks ausgelöscht waren. Die Gesetze des Krieges fielen auf sie selbst zurück.
»Ich würde euer Leben führen«, antwortete er bedächtig und vorsichtig. »Unser altes ist vorbei. Nur brauchen wir Hilfe, denn wir wissen nichts über eure Zeit.«
»Das ist einfach«, warf die Frau ein. »In Frieden und

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