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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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HTA-Psychotronik ging, um sie in Anspruch zu nehmen, war es ihr Recht und ihre eigene Entscheidung. Glauben Sie im Ernst, daß zwischen jenem Gespräch und dem Unfall ein Zusammenhang zu finden ist? Außerdem – ich betone das nachdrücklich – , die Sorge um sie ist die Sache unserer Ärzte. Die sind verantwortlich. Wir haben andere Probleme.«
Ich war außerstande, meinen emporkeimenden Zorn über seine Auffassung von Verantwortung zu zeigen. Die Wucht seiner massiven Persönlichkeit erdrückte mich. Deshalb versuchte ich, meine Mutmaßung vorsichtig zu umkleiden.
»Ich hatte den Eindruck, Eileen beschäftigte sich nach Strangers Tod mit einem auch für uns wichtigen Problem«, erwiderte ich. Das war glatt gelogen, aber damit wollte ich Nelson beikommen. »Nicht sein Tod allein, sondern etwas über dessen Ursache und unsere Untersuchungen im Wrack. Erinnern Sie sich an unsere Diskussion über das weitere Vorgehen. Sicher hat sie nicht alles gesagt, was sie vermutet und…« Mir fiel etwas ein. Bestand da ein Zusammenhang? Fast hätte ich an meine eigenen Worte geglaubt.
»Shamir – Schluß mit diesen fruchtlosen Phantastereien. Gehen Sie an Ihre Arbeit zurück.«
Er wandte sich ab, ließ mich stehen wie einen dummen Jungen. Ein Hinauswurf. Dieser Dogmatiker war nicht in der Lage, über seine engen Grenzen hinauszublicken. Grundlage seines Handelns war und blieb sorgfältig abgesicherter Schematismus. Und wir alle, ich eingeschlossen, waren diesen Weg mitgegangen und hatten ihn, bewußt oder unbewußt, zu dem unseren gemacht. Alle – bis auf Eileen, doch auch sie vermochte letztlich nicht auszubrechen. Perry und Stranger – vielleicht nun auch Eileen – waren auf der Strecke geblieben, Nelson aber fiel nichts anderes ein als die peinlichste Beachtung aller Vorschriften.
Verhielt ich mich jetzt nicht selbstgerecht?
Ich hatte ja alles mitgemacht, dachte ich. Und das Wrack, es war unberechenbar geworden. Was geschehen war, konnte niemand vorhersehen. Wohin hätten uns variable Spontaneität oder besser geplante Spontaneität geführt? Weder das eine noch das andere führte zum Ziel.
Wir verstanden nichts, das war unser Problem. Entscheidende Dinge taten wir an entscheidenden Punkten verkehrt, und das mit einer logischen Selbstverständlichkeit, daß mir Angst wurde. Doch – wo lag nun der Fehler?
Ich redete mir ein, Eileens Gedanken würden uns weiterhelfen. Vielleicht hatte sie mit der Maschine das besprochen, wozu wir ihr keine Chance gelassen hatten. Nun wollte ich ihr und uns helfen; nein, nicht mit Gewalt in ihre legitime Psyche eindringen, nur helfen. Entgegen Nelsons Entscheidung.
Obwohl der Nacht-Rhythmus auf der Station längst begonnen hatte, schlief noch niemand. Unsere Gruppe war durch die Transporter-Besatzungen auf vierundzwanzig Personen angewachsen. Die Spezialisten diskutierten noch einmal alles von vorn, diesmal mit den Neuen gemeinsam, die dankbare Zuhörer waren. Sie redeten sich ihre Sorgen vom Herzen und versuchten sich dabei gleichzeitig von der Richtigkeit ihrer eigenen Gedanken zu überzeugen.
Niemand befand sich in der HTA. Die wenigen Instrumente, die ich für den Eingriff benötigte, verbarg ich in den Taschen der Kombination. Ich stellte den Schwingkreissender auf die Resonanzfrequenz zum HTA-Sektionsblock ein und drückte die Wandung nach innen. Die Luminiszenzketten leuchteten so hell, daß ich auch ohne Lampe genügend erkennen konnte. Zuerst mußte ich die Zentralsonic blockieren, die alle Eigenspeicher miteinander verband, anschließend Eileens Code in ihrem Individualblock checken. Ich fand ihn beim elften Versuch. Die Filter auszuschalten erwies sich als problemlos. Ich mußte lediglich die quasibionischen Steuerkreise herausziehen. Mit dem auditiven Besteck konnte ich mich nun direkt einschalten. Es dauerte eine Weile, bis ich fand, was ich suchte.
»… quält mich. Ich bin so verzweifelt. Strangers Tod war sinnlos. Wir hätten ihn vermeiden können, ich bin ganz sicher… es ist, als hätte sich die außerirdische Konstruktion gegen den Eindringling gewehrt, wie ein Organismus gegen ein Fremdvirus… ach, so ein Unsinn, wie kann sich denn totes Metall wehren…«
Ihre Gedanken kamen mir bekannt vor; es waren meine eigenen. Ich hörte sie leise weinen, in kurzem, trockenem Schluchzen, und ihr Schmerz teilte sich mir auf eine unsagbar vertraute Weise mit.
»… könnte ich nur mit jemandem sprechen… vielleicht wäre es leichter, aber sie sind mir alle so fremd. Sie spielen

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