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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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links ausschlägt; kein vernünftiges Gleichmaß. Leider gelang es mir nicht, seine Einstellung zu ändern; ein paar schüchterne Bemerkungen tat er voller Zorn ab.
Was ich mir erlaubte, noch sei er der Leiter, ich sollte erst einmal solch eine Verantwortung tragen lernen – warum trat er sie mir nicht ab? – und so weiter. Ich gab es auf, war ausgelaugt, ohne Kraft.
Die wenigen Dinge, die wir mitnahmen, waren rasch in den TROJAS verstaut. Wir fuhren langsam in ermüdender Kolonne, so daß wir fast zwei Stunden benötigten. Leider hörte der Führungswagen mit Nelson nicht Lechs Flüche über das Tempo.
Zurück blieb Perry. Wir hatten ihn nicht gefunden, jedenfalls nicht lebend. Lediglich den Rest eines Skaphanderteils, das neben Eileen gelegen hatte. Leos Bericht war keine Halluzination gewesen.
Mein Zimmer war unaufgeräumt.
    Wir alle hatten einen wahren Fundus erlaubter und unerlaubter Erinnerungsstücke mitgeschleppt; ich meine Bücher. Natürlich illegal, ich mußte Thyrden von der Raumsicherheit dafür einige Gesteinsproben von VESTA für seine Sammlung versprechen; diese mußte ich wiederum heimlich transportieren. Über solche Transaktionen haben wir untereinander nie gesprochen, doch ich bin sicher, irgendwie haben auch die anderen Lücken in den Vorschriften und Schwächen bei den Vorgesetzten ausfindig gemacht.
    Ich weiß, Bücher sind ein Luxus, aber es waren nur ein paar, und ich hing an ihnen. Ich hatte sie bereits mehrere Male gelesen – oder besser durchgeblättert, denn ich lese kein Buch zweimal vollständig. Mich interessieren dann nur einige Stellen, jene, die mich am meisten angesprochen haben.
    Und diese Bücher lagen herum; auf meinem Bett eins von Treiger über die menschliche Vernunft und auf dem Boden ein Traven. Von Traven besaß ich alle Werke, zwei sind mir abhanden gekommen, ich hatte sie verborgt.
    Lustlos machte ich mich ans Aufräumen.
Die Psychotronik hatte für meine Gemütsstimmung etwas Aufmunterndes herausgesucht – rhythmische Instrumentalmusik, die mich anregen sollte –, aber an diesem Tag unterlag sie einer Fehlprogrammierung. Die flotten Töne halfen nicht. Auch nicht die erhöhte Ionisation der Atemluft mit den beigemengten Düften. Mein inneres Ich sperrte sich gegen alle technischen Versuche, mich aufzuheitern.
    Ich dachte an Eileen.
Der erste Befund lautete lakonisch auf Bewußtlosigkeit, aus der sie trotz intensiver Bemühungen auch nach vielen Stunden noch nicht erwacht war. Unsere beiden Ärzte bemühten sich wirklich um sie, stellten Ähnlichkeiten mit meinem Fall fest, ergingen sich aber vorerst in nichtssagenden Floskeln wie »Das wird schon wieder« und »Man muß abwarten«. Möglicherweise waren die Ursachen identisch. Mich hatte plötzlich ein Schlag getroffen, aber ich hatte mich dann rasch erholt. Vielleicht, wenn es sich um einen Einfluß elektromagnetischer Natur gehandelt hatte, weil ich als Mann stärkere physische Kondition besaß.
Ich erinnerte mich wieder an Eileens Verhalten vor zwei Wochen. Um ehrlich zu sein, ich war zwar damals voller Wünsche nach einem engeren Verhältnis, zeigte helfende Aufgeschlossenheit – aber wohl nur oberflächlich – und hatte ihre sichtbaren Sorgen und ihre Verstimmung schließlich als unbedeutend eingestuft. Eileen erschien mir nach dem Gespräch mit der Maschine ausgeglichener, ruhiger, und dieser Eindruck hatte mir genügt. War ich in meinen Gedanken und Gefühlen wirklich oberflächlich? Oder nur nicht fähig, Eileen zu verstehen?
Ich habe mich früher oft damit getröstet, daß Frauen nun einmal in ihren Verhaltens- und Denkweisen, in ihren Emotionen und Phantasien, Wünschen und Träumen anders sind. Anders als wir Männer. Wesen, deren Innerstes zu ergründen mir nicht gelang. Ich tröstete mich mit Shakespeare und mit Aussprüchen von Traven. Eigene Gedanken machte ich mir nicht.
Jetzt wurde ich mir meiner Leichtfertigkeit bewußt, es bedrückte mich schmerzlich. Meine alte Absicht fiel mir wieder ein. In der Zwischenzeit hatte ich sie als töricht und überholt verworfen, nun tauchte sie wieder auf. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich sie verwirklichen durfte.
Ich ging zu Nelson; ausgerechnet von ihm wollte ich mir Rückendeckung holen.
»So etwas Abwegiges ist mir bisher nicht untergekommen. Wir stehen vor dem Null-Resultat unserer Forschungen, haben zwei tragische Todesfälle zu verzeichnen – und dann kommen Sie und wollen in den persönlichen Gedanken eines anderen wühlen? Wenn Eileen in die

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