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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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die überlegenen Männer, die über Gefühle erhaben sind und über Sentimentalitäten lächeln, als wären sie Maschinen…«.
Halt, rief es in mir, das ist doch nicht wahr, Eileen. Wir sind nicht gefühllos, wir sind… und im gleichen Augenblick mußte ich zugeben, daß sie recht hatte. Unsere Umgebung hatte uns rauh gemacht, unempfindlich, vielleicht abgestumpft, hatte uns gelehrt, uns gegenüber hart zu sein, sonst bestand man die Prüfung im Kosmos nicht.
»Auf dem Gang bin ich Shamir begegnet. Er hat mich angehalten und gefragt, ob ich Sorgen hätte; nein, nicht einmal das. Ich habe das Gefühl, als bemühe er sich um mich. Er ist ein Trottel. Wenn er mir Zuneigung entgegenbringt, weshalb zeigt er sie nicht? Hat er Angst, sich eine Blöße zu geben? Ich brauche keinen Sex, sondern Verständnis und menschliche Wärme. Wozu bin ich hier? Nur um zu arbeiten? O Maschine, du hast es gut. Du benötigst keinen Kameraden. Aber du hast viele Freunde gefunden. Sie sind wie du. Warum kommt Shamir nicht einmal zu mir? Wir könnten gemeinsam sprechen, phantasieren, über uns und das Wrack. Ich würde mich freuen. Soll ich denn zu ihm gehen und ihm sagen, daß er mir gefällt? Nein, nein, nicht zu einem solchen Mitläufer, der sich scheut, seine Meinung und Gefühle zu zeigen.«
Ich war entsetzt und glücklich zugleich. Zeigten ihre Worte nicht, daß sie mir Zuneigung entgegenbrachte? Aber zugleich schätzte sie mich auch als Mitläufer, Trottel und Maschine ein…
»… Vieles wäre einfacher, wenn er ein Mann wäre und keine Puppe, die man nach Belieben bewegt. Wenn ich heute bei ihm klopfe, fällt er mir um den Hals, und morgen küßt er Nelson die Füße…«
Schockiert löste ich mich aus der Verbindung, scheute mich, weiter zuzuhören. Mir war elend zumute. Heimlich schlich ich zurück in meine Kabine und warf mich aufs Bett. Wonach ich gesucht hatte, ich hätte es nicht gefunden, dafür ein Stückchen Spiegelbild meines Wesens. Kein schönes – ein anklagendes. Ich versuchte, mich ihrer Worte zu erinnern, sie zu analysieren, aber sie liefen mir davon.
Mit Mühe schlief ich ein.
    Die Einzelgruppen stellten in den darauffolgenden Tagen ein neues Modell zusammen, auf dem alle neuralgischen Punkte verzeichnet waren, an denen Aktionsimpulse des Wracks registriert worden waren. Mir brummte der Kopf von dem verwirrenden Durcheinander. Was ich behalten habe, war, daß es kaum ein Teil gab, das ohne Aktion gewesen wäre. Das Wrack reagierte in seiner Gesamtheit. Nur der Stalagmitenraum ragte heraus.
    Die Kybernetiker übermittelten lediglich Fakten, keine einzige Deutung, nicht einmal den Versuch davon.
Überraschend war der Bericht der Analysetechniker.
»Die Fäden haben unseren Geräten in der Schleuse jegliche Energie entzogen und mit ihr alle gespeicherten Informationen und Programme. Batterien, Kondensatoren, Linearpolgruppen, die Speichertronik – alles ist leer. Selbst aus den biochemischen Blocks ist die Potentialenergie verschwunden. Lediglich den Meiler haben sie nicht angerührt.«
Ich warf alle meine Vorstellungen über Bord. Sie waren nichts wert. Den anderen erging es sicher ebenso. Wir hatten die außerirdische Konstruktion unterschätzt, und zwar gründlich. Sie verfolgte mit ihren Aktivitäten ein Ziel, das war nicht mehr zu bestreiten, aber welches?
»Das ist kein Wrack«, sagte einer der Analysetechniker. Ich glaube, es war Torday. »Das Ding ist intakt und arbeitet nach einer Zielfunktion.«
Es klang, als dichte er der Konstruktion Leben an.
»Wir haben bisher angenommen, daß das Schiff aufgrund einer Katastrophe hier abstürzte und dabei sein Flugvermögen einbüßte. Hinweise auf eine mögliche Besatzung fanden wir nicht. Vielleicht ein Automat-Schiff? Als wir es fanden, waren keinerlei Aktivitäten zu verzeichnen. Nach und nach aber stellten wir an verschiedenen Punkten zunehmende Spannungspotentiale fest. Stranger starb in einer elektrischen Entladung. Als Ursache wurden korrodierte Halteteile angenommen, die durchbrechen, aber das war sicher Selbstbetrug. Bis heute haben wir keinen schlüssigen Beweis dafür, und es ist uns noch immer nicht gelungen, die Molekularstruktur der meisten Materialproben zu decodieren. Dann geriet Shamir unter den Einfluß eines starken pulsierenden Feldes. Als Perry starb, war die Aktivität überall zu spüren, stärker als je zuvor. Schließlich griff die Konstruktion nach unseren Geräten…« Er holte tief Luft. »Haltet mich nicht für verrückt, aber ich behaupte

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