Nova
einmal nach Eileen. Ihr Zustand blieb unverändert. Den Ärzten gelang es nicht, sie zurückzuholen, obwohl sie den Befunden zufolge organisch gesund und auch keine irreparablen Gehirnschäden feststellbar waren.
Nach einer Woche nahmen wir an, daß das Wrack die angebotene Energie zu »konsumieren« begann. Einige Anzeichen deuteten darauf hin. Die sich im Wrack befindlichen Parasonic meldeten verstärkte Aktivität, und die Amplituden auf Gordens Monitoren wurden steiler und frequentierten schneller.
Ein Rausch der Begeisterung erfaßte uns. Nach Monaten blinden Umherirrens sahen wir den ersten Lichtschimmer am Horizont. Vielleicht gelang es, mit der von fremden Wesen erbauten Konstruktion Kontakt aufzunehmen. An die Richtigkeit der »Gehirntheorie« glaubte nun jeder.
In einem komplizierten System verschlüsselte die Biotechnotronik die zugeführten Energien zu einem Informationscode, den wir an das »Gehirn« abstrahlten, in der Hoffnung, es möge verstehen. Zehn Tage nach Beginn der Aktion erreichten uns die ersten Signale, die anders waren als die bekannten Schwingungen; eindeutig auf unsere Station gerichtet.
Die Analytiker stürzten sich mit Hilfe der Technotronik in die Arbeit. Was antwortete die rätselhafte Konstruktion? Handelte es sich um die Erwiderung auf unseren Code oder war es eine »natürliche« Reaktion, hervorgerufen durch die zusätzliche Energie? Niemand hatte sofort Ergebnisse erwartet, aber unsere Ungeduld stieg von Stunde zu Stunde.
Ich hielt es vor Spannung nicht mehr aus, verließ die Zentrale und ging zu Eileen. Unruhe trieb mich zu ihr . Die Ärzte standen ratlos vor den Medokontrollkuben. Pytr hatte Eileen angeschnallt. Sie wälzte sich unruhig auf dem Bett, stöhnte, bäumte sich plötzlich auf.
»Was ist geschehen?« fragte ich, erschüttert von dem Anblick.
»Wir hoffen, daß sie erwacht«, erwiderte Pytr. »Aber das geht bereits drei Stunden so. Wenn ihr Zustand weiter anhält, muß ich sie spritzen, sonst werden die Hirn- und Nervenreaktionen überkritisch.« Er wandte sich ab und hantierte wieder an den Kontrollen.
Ich konnte nichts tun, mußte sie in den sorgsamen Händen der Ärzte lassen, die alles unternahmen, um ihr zu helfen. Eileens Befinden hatte sich verschlechtert, ohne daß sie wußten, weshalb. Oder wachte sie wirklich auf?
Ich bin im Leben nie ratlos gewesen. Immer gab es einen Ausweg, eine Richtung, in die ich mich wenden konnte, auch wenn der Schritt dorthin schwer war. Es ging stets weiter. Aber die Sorge, die Ungewißheit um die Frau, die ich liebte, machten mich hilflos. Ich konnte nicht mehr logisch und vernünftig denken. Wie betäubt ging ich hinaus und fand schließlich in die Zentrale zurück.
»… sehen Sie, die Schwingungen werden von Interferenzen überlagert«, hörte ich. »Sie passieren auch die Filter. Die Verzerrungen machen uns konkrete Aussagen unmöglich.«
»Dann bleibt uns nur übrig, die Energie zu verstärken«, sagte Nelson. »Wie ist Ihre Meinung, Gorden?«
Der Funktechniker stimmte zu. Auch er hielt die Energieverstärkung für einen gangbaren Weg. Nelson gab die Anweisung weiter. Die Zeiger der Kontrolle gerieten in Bewegung, glitten allmählich nach oben, auf die zulässige Grenze zu.
Über die Monitore jagten Blitze, hinterließen gleißende Flecke, die sich ausbreiteten und dann verblaßten. Ein Netz pulsierender Punkte wurde sichtbar. Sie flossen ineinander, bildeten einen Wirbel, der heftig flackerte.
»Mehr Energie!« befahl Nelson. Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt. Jetzt mußte es sich entscheiden.
»Chefarzt an Leiter! Chefarzt an Leiter!« durchschnitt Pytrs Stimme die atemlose Stille. Unwillig über die Störung schaltete Nelson auf den Rufkanal.
»Nelson hier. Was gibt es?«
»Eileen liegt in Agonie«, antwortete Pytr leise und ernst. »Ich fürchte, sie stirbt.«
Ich weiß nicht mehr, was ich dachte. Das Chaos auf den Monitoren vermengte sich mit der Tragik des Todes.
Aus.
Hoffnung?
Doch, ich hatte Hoffnung, unbewußt, weil der Tod mir fremd, fern und unwirklich erschien, denn ich lebte.
Die Zeiger erreichten die rote Grenze.
In diesem Moment schienen die Bildschirme zu explodieren.
Torday und Gorden stöhnten auf.
Nelson fuhr herum.
Ich stand starr im Raum und nahm alles wie durch einen Schleier wahr.
Die Monitore erloschen.
Dafür erreichte uns Lechs Information, der sich mit anderen Technotronikern in der Station zwei befand. Innerhalb des Wracks ereigneten sich Explosionen. Teile der Konstruktion barsten, Elemente
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