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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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ihm schenkte.
    Während ich in seine Augen starrte, zitterte ich so sehr, dass ich meinen Körper nicht länger kontrollieren konnte. Ich war meiner Angst ausgeliefert. Ihm. Und ich glaubte, es nicht länger ertragen zu können.
    Doch dann war es ganz plötzlich vorbei, und ich wusste nicht, warum.
    Ich fühlte mich ruhig. Als hätte meine Angst einen Platz gefunden, an dem sie sich verlor, auflöste und wandelte. Ich spürte, wie meine Wut größer wurde, als meine Angst jemals war.
    Vampir. Ich legte allen Zorn in meinen Blick.
    Wenn er mich mit seinen Bildern quälen konnte, warum nicht auch umgekehrt? Ich schickte ihm eine eigene Vision.
    Feuer. Hitze. Helles Tageslicht.
    Gregor zog zischend den Atem ein.
    Ich fügte ihm Schmerzen zu. Gut. Gleißendes Sonnenlicht, dann eine Wand aus Feuer. Als würde ihn eine Feuerbrunst aus meinem Kopf herausfegen.
    Er ließ mich los.
    Meine Hand fand das Messer und stieß es Gregor entgegen. Er blutete am Hals. Ich stieß nochmals zu, traf seinen Bauch, er löste sich aus seiner Betäubung und ließ sich zurückfallen. Sein Blick fixierte mich, dabei verzog er keine Miene, als würde ihn das Blut, das aus seinen Wunden floss, nicht weiter stören. Aber sein Blick versuchte erneut, sich in meinen Kopf zu bohren und mich zu überwältigen. Es misslang. Als hätte ich eine Wand errichtet, an der seine Kräfte abprallten. Ganz plötzlich besaß er keine Macht mehr über mich. Wir wussten es beide.
    Während ich vorsichtig meine Hose nach oben zog, spürte ich, wie mein Bild schwächer wurde, aber ich konnte es halten. Neuer Versuch. Eine Feuerwand. Eine Supernova.
    Gregor wich hastig zurück. Mein Kopf dröhnte, und ich fragte mich, wie lange ich noch durchhalten konnte.
    D u bist schwach . Spätestens, wenn Martin sich erhebt, ist es vorbei. Deine Strafe wird Jahre an dauern. Jah r hunderte.
    Ich werde mit euch beiden fertig.
    Ich starrte ihn an, und sein Blick flackerte. Ich schickte ihm ein Bild nach dem anderen und hielt das Messer fest umklammert. Gregor blieb außerhalb meiner Reichweite. Er sprach nicht, unser Kampf blieb stumm. Er wartete auf meine Schwäche. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, aber ich spürte die mörderische Wut, die dahinter lauerte.
    Mein Kopf drohte, zu zerspringen. Ich wusste, was geschehen würde, wenn meine Aufmerksamkeit, meine Kraft nachließ, und ich weigerte mich, aufzugeben.
    Dann war da ein Schatten, eine Bewegung, die ich mehr ahnte als sah. Gregor flog auf den Rücken, wurde von einem Körper verdeckt. Ich sah ein Gesicht, zornig und gefährlich. Augen glühten wie die von Gregor. Ich fühlte eine Hand, die sanft und achtsam über mein Gesicht strich und meinen Arm berührte. Sah einen Mann, den ich kannte, eine Erleichterung im Gesicht, die ich selbst nicht empfinden konnte. Ich hatte ihn längst nicht mehr erwartet.
    Eine Stimme sagte etwas, das ich nicht verstand. Er drehte sich um und verschwand aus meinem Gesichtsfeld.
    Vampir.
    Ich blieb sitzen, klammerte mich an meinem Messer fest, starrte auf Gregor, der bewegungslos vor mir lag, einen Pflock in seiner Brust. Dennoch wagte ich es nicht, meinen Blick von ihm abzuwenden, als könnte er jeden Moment aufspringen, um wieder über mich herzufallen. War er tot? Sollte es wirklich vorbei sein? Ich spürte, wie die Anspannung nachließ, mein Körper anfing zu zittern.
     
    *
     
    Julian hatte sich sofort nach Ellens SMS eine Notausrüstung angezogen, war in den BMW mit den dunkel getönten Scheiben gestiegen und losgefahren, ohne jemanden zu informieren. Eine weitere Verzögerung, egal aus welchem Grund, hätte er nicht ertragen, vielleicht wäre es die, die Ellen das Leben kostete.
    Die Sonne ging auf, das erhitzte Blut folterte seinen Körper. Er blinzelte durch die Sonnenbrille. Der Himmel war bedeckt, er kündigte Regen an. Mit etwas Glück würde das Wetter mitspielen und die Fahrt etwas erträglicher machen.
    Der Tagesverkehr war um vieles stärker als der der Nacht. Und machte ihn verrückt, weil er nicht so schnell fahren konnte, wie er wollte. Unterwegs studierte er den Stadtplan von Kühlungsborn, den ihm das Navigationssystem präsentierte.
    Er hatte die Bilder von Magda und Jenny vor Augen und schaffte es nicht, sie wieder loszuwerden. Was geschah mit Ellen - jetzt, im Moment? Seine Vorstellungen quälten ihn, schließlich wusste er nur zu gut, wozu Gregor fähig war.
    Alles war seine Schuld. Andrej hatte bei der Erstürmung von Gregors Haus und auch danach jeden verfügbaren Mann

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