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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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benötigt. Julian hatte nicht gewusst, dass Ellen nicht länger beschützt wurde, dennoch hatte er sie im Stich gelassen, als sie ihn am meisten brauchte.
    Er verließ die Autobahn und nahm sich endlich Zeit, die Zentrale anzurufen. Zum Glück war Sam nicht da. Sam hätte ihm ebenfalls Vorwürfe gemacht, wenn auch aus anderen Gründen, und die hätte er neben denen, die er sich selbst machte, nicht auch noch ertragen können.
    Kühlungsborn Ost. Die richtige Straße fand er sofort, aber sie war lang und es dauerte, bis er den Audi fand. Das Handy hörte gar nicht mehr auf zu klingeln, aber er ignorierte es. Als er ausstieg, spürte er die Anwesenheit zweier Vampire, roch Blut und Angst.
    Er rannte.
    Sekunden später war er bei ihr. Ellen lebte, aber ihr Anblick prägte sich fest in sein Gedächtnis. Sie saß auf dem Boden, ihr zerrissenes Shirt voller Blut, am Hals und auf ihrer Brust. An den Händen auch, aber dies war nicht ihr eigenes, das andere schon. Sie hatte fürchterliche Angst und war völlig erschöpft, aber da strahlte auch die Kraft ihrer Essenz, stark und voller Licht.
    Gregor saß ihr gegenüber, er blutete aus Wunden, die sie ihm beigefügt hatte, lauerte auf einen Fehler, ihren Zusammenbruch.
    Sie hielt stand.
    Als Julian sich auf ihn stürzte, erkannte Gregor die Gefahr zu spät. Mit einer Hand versuchte er, den Pflock in seiner Brust zu fassen, mit der anderen, Julian zu packen. Beides gelang nicht mehr. Er sackte zusammen, und nur sein Herzschlag zeigte, dass noch Leben in ihm war.
    Julian bedauerte, dass Gregor so viel leichter und schneller als seine vielen Opfer sterben sollte. Mit einem schnellen Blick überzeugte sich Julian, dass er Ellen allein lassen konnte, berührte ihr Gesicht, strich ihr durchs Haar und sprach ihren Namen. Dann machte er sich auf die Suche nach dem zweiten Vampir. Im Schlafzimmer fand er den schlafenden Martin. Julian griff nach den silberdurchwirkten Fesseln, drehte ihn, der so viel stärker als Gregor dem Tag ausgeliefert war, auf den Rücken und fesselte ihn. Martin stöhnte, aber bis er das volle Bewusstsein erlangte, hatte Julian bereits den Raum verlassen.
    Julian spürte, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfiel.
    Endlich. Es war vorbei.
    Sofort kam der Gedanke an Blut, das er so dringend benötigte, aber er würde eher krepieren, als es von Gregor oder Martin zu nehmen.
     
    *

    Sofort, nachdem Julian aus dem Schlafzimmer zurückgekommen war, berührte er mich vorsichtig an den Schultern. Plötzlich konnte ich mich wieder bewegen, so als hätte er einen Bann aufgehoben.
    „Lass mich los.“
    Vampir.
    Sonne. Weißes Licht. Ich warf es ihm entgegen, baute es wie eine Wand zwischen uns auf.
    Julian zuckte zusammen und trat zurück. „Ellen. Ich will dir helfen.“ Er streckte langsam und vorsichtig die Hand aus, wie nach einem Kind, das er nicht erschrecken wollte. „Das Messer.“
    Ich fasste den Griff noch fester. Er war nass, genau wie meine Finger. Zum ersten Mal registrierte ich meine blutigen Hände und ließ das Messer fallen, nur um über meine Wehrlosigkeit zu erschrecken. Sofort sammelte ich meine Kräfte und schleuderte sie Julian entgegen. Sie schienen an ihm abzuprallen wie an einer Mauer aus Eis. Sein Gesicht blieb ruhig, doch seine Augen spiegelten meine eigene Qual.
    „Ellen. Gregor wird dir nie wieder etwas tun. Lass mich dir helfen.“
    Ich blinzelte. Das war Julian. Kein Vampir. Oder doch …
    Ich fing an zu zittern, alles um mich herum drehte sich.
    Julian nahm mich vorsichtig in die Arme. Erst versteifte ich mich, dann ließ ich es zu, und er streichelte vorsichtig meinen Rücken, meine Haare, bis er mich endlich in seine Arme nahm. Seine Worte waren wie ein entferntes Flüstern, das ich nicht verstand. Er hielt mich, bis ich mein Gesicht an seiner Brust verbarg, aus meinem Schluchzen ein Weinen wurde, ich mich ruhiger und stärker fühlte, und endlich aufhören konnte, zu weinen.
    Julian entschuldigte sich ungefähr tausend Mal. Für alles, was er nicht hatte verhindern können. Sogar für den Verkehr. Dann zwang er mich dazu, zu trinken, was er im Kühlschrank fand. Wasser, Saft. Und er behauptete, meine Wunden heilen zu können.
    Bis ich ihn anschrie, er sei genauso wie er.
    Vampir.
    Ich schlug ihm ins Gesicht. Er wehrte sich nicht. Dann rannte ich ins Bad und knallte die Tür hinter mir zu.
    Ich stand unter der Dusche und zitterte. Das warme Wasser lief über meinen Körper, aber es hätte genauso gut eiskalt sein können, denn ich

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