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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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Richard, der dicht hinter Max gestanden hatte, konnte sich nur durch einen schnellen Sprung in Sicherheit bringen. Noch bevor Max die zweite Waffe nach oben brachte, rammte Damian sein Schwert tief in den menschlichen Oberkörper des Dämons.
    Der Dämon erstarrte. „Du!“, zischte er im Moment des Erkennens.
    Damian lächelte.
    Trotz der Klinge in seiner Brust hob der Dämon die Hände, um sich aufzurichten und Damians Kehle zu erreichen. Damian brachte ihn mit einem Tritt und einer schnellen Drehung seines Oberschenkels zu Fall und ging mit ihm zu Boden. Dabei hielt er die Klinge so unerbittlich fest, dass die Muskeln seiner Schultern und Oberarme hervortraten. Er schaffte es, den Dämon so lange aufzuspießen, bis dieser begann, sich zu wandeln, zu zerfallen und sich zu einer feuchten und stinkenden Konsistenz auflöste.
    Damian schüttelte den Kopf. „Du läufst heute nicht gerade auf DSL“, bemerkte er und stand auf. „In diesem Tempo stolperst du direkt in dein Grab.“
    Max schwieg, aber er schien sich zu ärgern. Über Damians Überheblichkeit, oder sich selbst.
    Damian sah fast heiter aus, ein Gesichtsausdruck, den Daniel an ihm nicht kannte. „Man sollte sich nie verleiten lassen, einen Gegner zu unterschätzen. Auch und vor allem nicht, wenn Publikum dabei ist“, sagte er und fügte zu Daniels Überraschung noch eine weitere Erklärung hinzu. „Das Wasser, das in den Körper eindringen konnte, hat die Existenz des Dämons geschwächt, und die Wunde den menschlichen Körper verletzt. Aber das alles ist völlig unerheblich, bis der Zerfall zweifelsfrei einsetzt.“ Damian betrachtete seine Klinge, die schwarz vom Blut des Dämons glänzte. Er hob das beschädigte Schwert vom Boden auf und warf es Max zu. „Trotzdem – ich bin sicher, dass der Dämon dadurch nicht wirklich vernichtet wird, nur sein menschlicher Wirtskörper. Und dass er auf die andere Seite zurückkehrt. Aber solange wir keine wirksamere Methode kennen, werden wir weitermachen wie bisher.“
    *
     
    „Wir sind da“, sagte Julian zwei Stunden später und parkte den Mercedes in der schmalen Wohnstraße.
    Damian ging schweigend neben ihm her. Äußerlich wirkte er beherrscht, aber sein Zorn schwelte in ihm wie eine fortwährende Glut. Irgendwann würde das Feuer auflodern und ausbrechen. Wenn auch nicht heute. Seine erfolgreiche Jagd in Neukölln hatte ihn vorerst besänftigt.
    Julian ging zum Hauseingang, überflog das Klingelschild aus Messing und öffnete die Tür.
    „Sag mir jetzt endlich, was das soll“, zischte Damian.
    „Du wirst es sehen.“ Sie gingen lautlos bis zum zweiten Stock. Julian legte die Hand auf die Tür und bewegte das Schloss mit seiner Willenskraft. Dann schob er leise die Wohnungstür auf.
    In Ellens Wohnung roch es nach Blumen. Lilien. Das passte zu ihr. Julian folgte dem ruhigen Schlag ihres Herzens und öffnete leise die Tür zum Schlafzimmer. Sie trug einen karierten Schlafanzug aus Flanell, an dem die beiden obersten Knöpfe fehlten, aber ihr Anblick haute ihn um. Langes, blondes Haar umrahmte ihr Gesicht. Der großzügige Mund lud zum Küssen ein. Und alles, was sich hinter den Karos andeutete, beschäftigte fast schmerzhaft seine Fantasie.
    Sie sollte schwarze Seide tragen. Für ihn.
    Und er sollte vernünftig sein. War er das nicht immer?
    Julian legte ihr die Hand auf die Stirn, um den Schlaf zu vertiefen und sie zu prüfen. Was sich ihm erschloss, erstaunte und berührte ihn. Ihre Kraft. Die Essenz. Adern voller Licht, als atmete sie Sonnenstrahlen. In ihrem Blut floss Magie. Sanft berührte er Ellens Wange und zog vorsichtig ihre Decke nach oben. Er wollte nicht, dass Damian sie anstarrte.
    Damian beobachtete ihn schweigend. „Bin ich hier, weil du deine neue Favoritin mit mir teilen willst?“
    „Nein.“ Julian zwang sich, seinen Zorn zurückzuhalten.
    Damian grinste zufrieden. „Sie ist sowieso nicht mein Typ.“
    „Ich weiß.“ Früher war Damians Ruf so miserabel wie seine Schönheit atemberaubend. Wie auch die der Frauen, die er erhörte. Heute überließ er sich Frauen, die Verkommenheit und Verfall aus jeder Pore verströmten. Seine Selbstverachtung konnte kaum noch größer werden.
    „Ich habe dich mitgenommen, weil ich dir etwas zeigen wollte.“ Julian fasste vorsichtig Ellens Hand und drehte sie um.
    „Scheiße.“ Damian stolperte rückwärts. „Warum …? Das Siegel. Von ihm. Aber … sie ist ein Mensch.“
    „Sie arbeitet in dem Krankenhaus, das Christian aufgenommen

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