Novembermond
November?“
„Du Kleingläubige.“ Die Stimme lächelte, hatte Macht über mich, meinen Körper.
„Wer bist du?“
Plötzlich lag ich auf dem Rücken, nackt, inmitten weicher Rosenblätter. Ich streckte meine Hände aus, fasste hinein, hielt sie mir vor das Gesicht. Sie waren wachsweich, dunkel. Blutrot, da war ich sicher. Glatt wie schwere Seide, der üppige Duft betörend intensiv.
„Oder bevorzugst du Jasmin?“
Der Duft änderte sich, wurde hypnotisch, süß und schwer.
Rosen oder Jasmin?, fragte ich mich verwirrt. War das die Wahl, die ich treffen sollte?
Die Umgebung wechselte. Wieder war es so dunkel, dass ich kaum die Hand vor Augen erkannte. Ich spürte Fesseln aus Leder, die mich an Bettpfosten banden, mit gespreizten Händen und Füßen.
Völlig ausgeliefert, dachte ich erschrocken. Nein. Nicht so …
Sofort wurde das harte Leder zu weicher Seide und lockerte sich.
Der Mann kniete über mir. Ich machte mir keine Gedanken mehr über mich, stattdessen bewunderte ich die Konturen seines Körpers, aber das Gesicht blieb mir immer noch verborgen.
„Wer bist du?“
Er antwortete nicht. Weiche Seide rieb über meine Brust, meinen Bauch, glitt zwischen meine Beine, bewegte sich hin und her, erregte mich …
„Zeig mir dein Gesicht. Wer bist du?“
„Du bist noch nicht bereit.“
„Das entscheide ich selbst.“ Mein Traum. Ich konnte tun, was ich wollte. Die Fesseln hielten mich nicht, fielen ab, und ich streckte meine Hände nach ihm aus.
Aber bevor ich sein Gesicht berühren konnte, wechselte die Umgebung erneut.
Wir standen in einem dunklen Hausflur, die schwere Eingangstür war offen und führte zur Straße. Es roch nach Altbau und Ofenheizung.
„Jetzt sag mir endlich, wer du bist.“
Er antwortete nicht. Stattdessen zog er mich heran, drückte sich gegen mein Kleid, fasste darunter und ließ seine Hände über meinen Hintern gleiten. Ich trug ein Kleid aus Samt und sonst nichts. Ich mag doch keine Kleider, protestierte mein Verstand. Niemals … Er packte mich an den Oberschenkeln, hob mich an. Dabei wurde mein Kleid nach oben geschoben. Die Wand des Hausflurs war kalt. Wir verschmolzen mit den Schatten, doch sein Gesicht blieb abgewandt. Während er mich mühelos festhielt, öffnete ich vorsichtig den Reißverschluss seiner Hose. Das kam mir völlig richtig vor, denn ich begehrte ihn so sehr. Er stöhnte erleichtert. Ich hielt mich an seinen Schultern fest. Ich war nass und bereit, und als er mit einem langsamen, tiefen Stoß in mich eindrang, war das lustvolle Gefühl unbeschreiblich. Er bewegte sich vorsichtig, dann schneller. Ich gab mich ganz seinem Rhythmus hin.
Lachende Stimmen kamen näher, und er hielt inne. Ich seufzte enttäuscht. Die Stimmen gingen vorbei, und meine Hände umfassten sanft sein abgewandtes Gesicht.
Sein Gesicht löste sich auf. Auch meine Hände.
Alles verschwand.
Ich wachte auf. Die Enttäuschung, allein zu sein, schmerzte.
Nur ein Traum.
Doch mein Herz klopfte aufgeregt, und ich glühte in der Erinnerung an einen harten Körper. Wann hatte ich das letzte Mal einen erotischen Traum? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Ich ahnte, mit wem sich meine Fantasie beschäftigt hatte, eine Spur seines herrlichen Geruchs schien sogar noch in der Luft zu liegen.
Nur ein Traum, und das war gut so.
Ich sehnte den Tag herbei.
Doch ich starrte noch lange in die Dunkelheit.
Kapitel 7
„G
uten Morgen, Ellen!“ Die Stimme an meinem Ohr war aufreizend laut und wach. „Ist alles in Ordnung?“
Ich blickte auf die Uhr und fuhr hoch. Es war schon halb zehn, fast fiel mir der Telefo n hörer aus der Hand. „Herrje, ich habe verschlafen.“
„Stimmt“, sagte die Oberschwester. „Und bei dir ist das sehr ung ewöh n lich. Du bist krank, oder?“
„Nein, ich komme sofort. Ich habe wirklich nur verschlafen.“ Ich war viel zu konfus, um ihr Angebot zu erkennen. Aber ich hätte es ohnehin nicht angeno m men. „Die Gruppe! Und meine Einze l gespräche …“
„Mach dir keine Sorgen. Die Gesprächsgruppe hat pünktlich um neun angefa n gen. Es wird Peter guttun, die Gruppe einmal allein zu leiten, anstatt sich hinter dir zu verstecken. Und deine Patienten laufen sowieso nicht weg. Ich werde allen sagen, dass du au f gehalten wurde st .“
Ich legte auf. Mein Kopf schmerzte, und mein Verstand fand Bruchstü cke eines Traums … Nein. Nicht jetzt. Am besten gar nicht.
Eigentlich hatte ich nie Kreislaufprobleme, aber als ich mich aufsetzte,
Weitere Kostenlose Bücher