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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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war, nicht im Fokus von Julians Aufmerksamkeit zu stehen, wieder entspannt an Sams Schreibtisch lehnte. Murat trug ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck einer weißen Fledermaus. Darunter stand in großen Lettern Nachta k tiv.
    „Und wie heißt dieses Modell?“, fragte Sam und betrachtete kritisch Murats Gesicht.
    Murat grinste. „Henriquatre. Gib doch zu, dass ich damit einfach geil aussehe.“
    „Henriquatre? Ehrlich gesagt, der vorherige – wie hast du ihn noch genannt?“
    „Chin Puff?“
    „Der hat mir auch gefallen.“
    „Auch?“
    „Es fällt mir nicht so leicht, deine … Kreationen voneinander zu unterscheiden. Vor allem, wenn sie so häufig wechseln.“
    Murat schnaubte. „Nimm es mir nicht übel, Sam. Aber was Bartfrisuren betrifft, bist du so was von ahnungslos.“
    „Ich weiß. Damit werde ich wohl leben müssen.“
    Murats Grinsen wurde breiter. Er rieb sich das bärtige Kinn. „Dann warte, bis ich mir eine wirklich coole Nackenrasur ausgesucht habe.“
    „Ich kann es kaum erwarten. Aber vielleicht solltest du diese Fragen mit Pierre besprechen. Oder mit Oliver. Was modische Details betrifft, verfügen beide über eine viel bessere Urteilskraft als ich.“
    „Kann schon sein“, meinte Murat nachdenklich.
    Julian ging hinaus.
    Hinter dem Büro und abseits des Arbeitsbereichs befand sich eine Sitzgruppe, die aus blau und schwarz gestreiften Sesseln und einem Sofa bestand. Auf diesem Sofa saß Max, streckte seine langen Beine aus und betrachtete den kleinen Dolch in seiner Handfläche. Eine schwarze Wollmütze verbarg den größten Teil seiner braunen Dreadlocks. Max war in Wien geboren und aufgewachsen. Sein Dialekt erinnerte an Caféhäuser und Sachertorte und hörte sich auch dann noch entspannt an, wenn er heftig fluchte. Jetzt allerdings wirkte Max geradezu tiefenentspannt und frei von seiner üblichen Rastlosigkeit, was selten genug vorkam und Julian zu einem fragenden Hochziehen seiner Brauen veranlasste.
    „Showtime!“ Max grinste erwartungsvoll. „Achim hat gestern in Neukölln den Dämon aufgespürt, der uns vor fünf Wochen entkommen ist. Ich warte nur noch auf Damian.“
    „Nehmt die Jungen mit. Richard. Und Sarah, wenn sie in der Nähe ist. Murat ist im Büro. Er scheint ebenfalls abkömmlich zu sein.“
    „Kann vielleicht nicht schaden“, stimmte Max gutmütig zu und angelte nach dem Telefon. „Dann fehlt nur noch der, dem letzte Woche durch das Tor am Kupfergraben der Durchbruch gelungen ist“, meinte er, nachdem er aufgelegt hatte. „Der, der vermutlich in Christian steckt.“
    „Nein. Dieser Dämon wurde heute Nacht eliminiert. Christian hat es überlebt.“
    „Aha“, meinte Max ungerührt. Er ließ den Dolch schnell zwischen seinen Fingern hindurchwandern und schien mit ganz anderen Gedanken beschäftigt. „Und wer von uns hat der Welt diesen Riesendienst erwiesen? Womit ich sicher nicht die Rettung von Christian meine.“
    „Ich.“
    „Oh.“ Max setzte sich aufrecht. Zum Glück erübrigte sich eine Nachbesserung seiner Bemerkung, denn Richard kam eilig um die Ecke. Ein fast mädchenhaft hübscher Mann mit erschöpftem Gesicht und alten Augen folgte ihm. Als er Julian erkannte, zögerte er, dann trat er entschlossen einen Schritt vor.
    „Sarah ist nicht da. Aber ich möchte mitkommen, wenn ich darf. Ich fühle mich heute stark genug.“ Sein Blick streifte Julians Gesicht und heftete sich sofort auf den Boden.
    Julian nickte.
    „Cool, Daniel“, sagte Max. „Klar kannst du mitkommen.“
    Richard war an Julian herangetreten. „Danke, Julian“, sagte er leise. „Du hast Christian das Leben gerettet.“
    „Schon gut“, meinte Julian, wobei er die Heldenverehrung in Richards Blick bewusst ignorierte. „Rainer holt ihn morgen früh aus der Klinik. Und frag Sam, ob er Murat entbehren kann. Er soll mit euch fahren.“
    Richard nickte und ging ins Büro.
    Julian wandte sich um. Damian kam mit langen Schritten heran. Die kurze Bewegung seines geschorenen Kopfes konnte als Begrüßung interpretiert werden. Oder auch nicht.
    Damian trug seine übliche Kluft. Früher war er sehr auf sein Äußeres bedacht gewesen, aber das war lange her. Jetzt hingen in seinem schmalen Kleiderschrank lediglich schwarze Hosen aus strapazierfähigem Leder, schwarze T-Shirts und Lederjacken.
    „Komm, Max“, meinte er ungeduldig.
    „Welches Auto?“
    „Porsche. Willst du noch die Farbe wissen?“
    „Cayenne?“
    „Nein.“ Damians Stimme klang gereizt. „Warum fragst

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