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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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hatte, als er besessen war. Irgendwie muss sie mit dem Dämon in Kontakt gekommen sein. Wir müssen das Siegel entfernen.“
    „Und dafür brauchst du ausgerechnet mich?“
    „Ja.“
    „Weil ich damit Erfahrung habe?“ Damians Mund verzog sich höhnisch. „Als ich es trug, konnten wir es auch nicht entfernen. Und am Ende war Sebastian tot.“
    Julian senkte den Blick und betrachtete Ellens bunten Teppich, bis er spürte, dass der harte Glanz in seinen Augen verschwand. Er verzichtete auf eine Antwort, denn seine Nachsicht mit Damian war groß. Ein Geflecht aus Schuld und Schmerz kettete sie noch immer fest zusammen, auch wenn sie sich nicht mehr nahe standen. „Damals wussten wir nicht, wie wir dir helfen können. Aber sie können wir retten. Wie du schon sagst, sie ist ein Mensch.“
    Damian schüttelte den Kopf. „Soll sie es doch behalten.“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, zeigte Verschlagenheit. „Mit diesem Zeichen ist sie der perfekte Lockvogel für alle Dämonen in Berlin. Alle werden sich davon angezogen fühlen und versuchen, ihren Körper in Besitz zu nehmen. Dann kann ich endlich an ihn herankommen.“
    „Auf keinen Fall.“ Julians Zorn loderte auf. Verdammt, es war doch ein Fehler, ausgerechnet Damian mitzunehmen, auch wenn er geglaubt hatte, gute Gründe dafür zu haben. Davon abgesehen, dass er seinen Plan vielleicht nicht allein umsetzen konnte und Damian über große Kräfte verfügte, war er derjenige, der nur um sich selbst kreiste und die wenigsten Fragen stellte.
    Damian nahm Ellens Duft tief in sich auf, ein laszives Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Julian biss die Zähne zusammen und unterdrückte den heftigen Impuls, ihm richtig wehzutun.
    In Damians Augen blitzte kurzer Triumph. „Du bist also doch scharf auf sie. Sag das doch gleich.“
    „Sie hat einem Vertrauten der Gemeinschaft geholfen und verdient unseren Respekt.“
    „Ja, klar.“
    Julian schaffte es, auch diese Provokationen zu ignorieren. Einer von ihnen musste vernünftig sein, und Damian war es eindeutig nicht.
    „Ich fange jetzt an. Vielleicht brauche ich dich.“ Julian legte eine Hand auf Ellens Stirn, die andere über ihr Handgelenk. Dass Damian sie berührte, hätte er nicht hingenommen. Julian betrachtete das Siegel und begann, es behutsam zu erforschen. Er fühlte die Macht seines Schöpfers, des Dämonenfürsten, der seine Kraft in das Zeichen geschleudert hatte, ließ seine eigene Energie hineinfließen und stemmte sich dagegen.
    Damians Hand legte sich endlich auf seine. Julian spürte sein zögerndes Tasten, das kurze Schwanken und Zaudern, bis auch er endlich seine Kräfte freisetzte. Ihre Energie vereinigte sich mit einer elektrisierenden Spannung. Als sich das Siegel löste, zog Julian seine Hand rasch beiseite. Es wurde vollends ausgerissen und schien einen Moment über Ellens Handgelenk zu schweben, bevor es lodernd Feuer fing und verglühte.
    Julian sah das Blut auf Ellens Handgelenk und erstarrte, verlor die Gewalt über die Verbindung mit Damian und spürte seinen verblüfften Blick. Während sich das Blut an der Oberfläche ihrer Wunde sammelte, versuchte er, sein gieriges Verlangen zu bekämpfen.
    Damian handelte. Er nahm Ellens Arm, legte seine Handfläche über ihre Wunde und entfernte sie, sobald die Haut vollkommen glatt und unversehrt aussah. Julian wunderte sich nicht zum ersten Mal, dass die Gabe der Heilung ausgerechnet bei Damian so ausgeprägt war.
    „Nimm ihr auch die Erinnerung an das Mal.“
    Damian nickte und konzentrierte sich. „Mach dich mal locker, Julian“, sagte er schließlich. Er wischte vorsichtig und sorgfältig alle Blutspritzer von ihrem Arm. „Du erhebst wirklich keinen Anspruch auf sie?“
    Ja. „Nein“, meinte er hölzern. „Wie ich schon sagte. Sie hat einem Vertrauten der Gemeinschaft geholfen und verdient unseren Schutz.“
    Damian schnaubte, dann stand er auf und streckte sich. Er hob einen zerzausten Stoffhasen vom Boden auf, betrachtete ihn kopfschüttelnd und pflanzte ihn auf das Bettgestell. „Bleibst du noch?“
    Bleiben? Was für eine Versuchung. Julian starrte auf Ellens Hals, dorthin, wo sich die zarte, rhythmische Bewegung ihrer Haut zeigte. Auf den Ansatz ihrer Brüste. Aber ihren Schlaf auszunutzen, so tief würde er nicht sinken. „Nein. Ich fahre dich zurück.“
    „Wie du meinst.“
    Sie verließen die Wohnung und gingen die Treppe hinunter. Damian öffnete die Haustür und stand einer alten Frau gegenüber. Sie trug

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