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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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du?
    „Wir haben noch drei Mitfahrer. Wir nehmen die Jungen mit.“
    Damians ohnehin düsteres Gesicht blitzte zornig. „Warum? Gibt es Gruppenermäßigung?“
    Max verdrehte die Augen.
    Nach einem kurzen Seitenblick auf Julian hob Damian mürrisch die Schultern. „Dann eben den Cayenne, von mir aus. Aber lasst uns endlich aufbrechen.“ Er warf den Jungen einen abfälligen Blick zu. „Oder braucht noch jemand eine Pinkelpause?“
    Sie beeilten sich, Damian zu folgen. Er tauschte im Büro die Autoschlüssel, sie gingen zum Parkhaus und stiegen in den Wagen.
    *
     
    Daniel starrte auf seine Knie. Diesmal wollte er es unbedingt schaffen, sein Panikgefühl zu bändigen. Er ertrug die Enge im Auto nur schwer, und Damians Anwesenheit machte ihn nervöser, als er ohnehin schon war.
    Schlimm genug, dass er nicht an der Versammlung teilnehmen konnte. Als Pierre nach ihm fragte, hatte er auf seinem Bett gelegen und die Decke angestarrt. Allein der Gedanke, den Raum mit so vielen anderen teilen zu müssen, verursachte Angst und Übelkeit.
    Klar. Alle waren freundlich, und niemand verlangte etwas von ihm, dennoch wünschte er nichts mehr, als wie die anderen jungen Vampire zu sein. Er wünschte sich Richards ruhige Selbstsicherheit, Murats Entschlossenheit oder Sarahs Fröhlichkeit, die ihr alles so einfach machte. Murat, Richard und Sarah hatten das Arkanum ebenfalls erst zwei Mal bewältigt, genau wie er. Doch im Gegensatz zu ihnen wurde er nie für Dienste eingeteilt, weder für die Nacht-Patrouille noch für die Clubs, was ihn besonders schmerzte. Auch nicht für das Hotel. Noch nicht einmal für die Buchhaltung.
    Daniel seufzte und versuchte vergeblich, sich zu entspannen. Abgesehen von seinen üblichen Problemen war heute eigentlich ein guter Tag. Julian hatte einen der beiden Dämonen, von denen die Gemeinschaft sicher wusste, dass sie sich in Berlin herumtrieben, getötet. Und gerade gingen sie auf die Jagd nach dem zweiten. Und er, Daniel, durfte dabei sein.
    Nun, da sie seinen Unterschlupf kannten, lief die Zeit des Dämons endlich ab. Er hatte sich die Angst eines Menschen geholt, Elend, das er brauchte, um sich nähren und stärken zu können. Falls es einem Dämon gelingt, menschliche Körper in Besitz zu bringen und zu wechseln, wird seine Kraft so groß, dass er irgendwann sogar Vampire anzugreifen und zu unterjochen vermag. Vorwiegend die, die wie er in ihrem zweiten Leben das Arkanum noch nicht drei Mal durchlaufen hatten und nur über wenig Macht verfügten. Und wenn ein Dämon seinen Eigenschaften zusätzlich noch Körper und Fähigkeiten eines Vampirs hinzufügt, macht ihn das nahezu unbesiegbar. Aber dazu würde es bei diesem nicht kommen.
    Die Fahrt nach Neukölln verlief schweigsam. Dass Damian mit ihrer Begleitung alles andere als einverstanden war, spürte Daniel deutlich, obwohl Damian seinen Unmut nicht aussprach. Murat und Richard saßen stumm und eingeschüchert neben ihm, dass sie sich genauso eingeschüchtert zeigten wie er, beruhigte ihn.
    Das Navigationssystem lotste sie zu der Adresse in Neukölln, die Achim genannt hatte. In eine Seitenstraße der Sonnenallee. Ausgerechnet, wie Daniel feststellte. Damian parkte den SUV am Straßenrand vor dem leeren Schaufenster einer ehemaligen Videothek, in dem immer noch ein Poster für Herr der Ringe – Die Gefährten warb.
    Als sie die Straße überquerten, gab er sich alle Mühe, Damians Blick auszuweichen. Soweit Daniel wusste, war die Dämonenjagd Damians einzige Tätigkeit. Die ausgeprägten Hierarchien innerhalb der Gemeinschaft ergaben sich fast immer aus der Anzahl der Stufen, die durch das Arkanum erreicht waren sowie die dadurch erlangte Macht. Damians Macht war bemerkenswert, und er befand sich in einer Stimmung reizbarer Gefährlichkeit. Einmal hatte er Murat mit seinem Blick verletzt. Ohne jeden Grund, lediglich aus einer miesen Laune heraus, was den Zwischenfall nicht unbedingt besser machte.
    Max hingegen war einer der lockersten und umgänglichsten unter den Älteren, und Daniel war froh, dass er sie begleitete.
    Zwischen der aufgerissenen Wolkendecke leuchtete der zunehmende Mond. Immerhin regnete es nicht mehr. Kälte machte Daniel nichts aus, aber nasse Kleidung war unangenehm und lästig.
    Sie standen vor einem dunklen und heruntergekommenen Altbau. An der verwitterten Hausfassade blinkten die wenigen nicht defekten Buchstaben einer grünvioletten Neonreklame. Sie wiesen hin auf eine Bar, deren einziges, verdrecktes Fenster mit

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