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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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schlafend, mit offenem Haar. Er hatte versucht, sie zu vergessen, die se Bil der loszulassen. A ber seine Wünsche hatte n sich geweigert zu gehen, zäh und gedu l dig gelauert, um immer wieder hervorzubrechen. Er musste sich endlich von ihnen befreien. Doch wie sollte er das anstellen? Jetzt hatte er sich sogar mit E l len ve r abredet. Sobald er ihre Stimme hörte, hatte er nicht anders gekonnt, als sie auf ein Wieder sehen festzunageln.
    Schließlich hatte sie ihn angerufen, rechtfertigte er sich. Das machte imme r hin ein en Unterschied. Er könnte das Treffen i m mer noch absagen. Begeistert war sie oh nehin nicht gewesen. Wie seltsam, dass ausgerechnet die Frau, die er faszini e rend fand, ihn so hartnäckig ablehnte. Ihr Widerstand traf ihn nicht mehr une r wartet , aber überraschend hart .
    A llerdings ging es um mehr als ein Wiedersehen . Ellen schien nicht bereit , die Ereignisse vom Mit t woch auf sich beruhen zu lassen. Christian war alles andere als diskret g e wesen, und er sah es als seine Pflicht an, sicher zu stellen, dass Ellen nicht über Wissen verfügte, mit dem sie der Gemeinschaft schade n konnte . I m merhin glaubte sie, dass Christian unter einer psychischen Erkrankung litt, de s halb waren vermutlich keine weiteren Maßnah men erforderlich. Falls doch, wü r de er sich auch darum kü m mern.
    Julian schüttelte den Kopf. Er wusste, er versuchte vergeblich sich etwas einzur e den , denn er war nicht der Einzige, der Ellen einer diskreten Befragung unterzi e hen k o nnte .
    Nein, er hatte sich tatsächlich verabredet . Mit Ellen. Und wider alle Ve r nunft, er freute sich darauf. Er durfte nur nicht vergessen, sich vorzubereiten und ausre i chend zu trinken. Zum Glück hatte er seine Quellen.
     

Kapitel 8
     
    D
    en restlichen Freitag war ich mit meinem Ärger darüber beschä f tigt, dass dieser Julian mir eine Verabredung aufgezwu n gen hatte .
    Nein, korrigierte ich mich, um keine Opferhaltung einzune h men. Ich hatte mir diesen Termin durch meinen unüberlegten Anruf selbst au f gedrückt. Das Erge b nis war das gleiche, und jetzt würde ich den Samstagabend mit ihm verbringen müssen. Nur weil ich Informationen wollte, die er mir auch am Tel e fon hätte geben können. W ar um hatte ich nicht einfach abgelehnt? W ar ich so nachgiebig gewesen, weil er mich überrumpelt hatte ? Wegen des Schecks für die Klinik? Oder …? Die dritte Möglichkeit gefiel mir noch weniger. Wie jede gesun de Frau war auch ich nicht u n empfänglich für attraktive Männer. Allerdings besaß ich auf di e sem Gebiet bereits Erfahrung, denn ich war einmal mit einem zu sammen g e wesen. Daraus hatte ich gelernt.
    Ich würde den Abend einfach wie ein Arbeitstreffen abhandeln . Dabei würde ich e r kennen, dass dieser Julian nicht halb so beeindruckend war , wie ich ihn in Erin nerung hatte und es in seiner Anwesenheit keinen Grund für Angs t attacken gab.
    Gut. Insofern war das Treffen immerhin zweckmäßig.
     
    *
     
    „Hallo? Bitte war ten Sie einen Moment!“
    Julian hatte die Hotelhalle des Aeternitas durchquert und war tete vor dem Au f zug, als ihn die laute Stimme innehalten ließ.
    Eine junge Frau kam eilig auf ihn zu. „Könnten Sie mich vielleicht ein Stück mitnehmen? Bis zur S-Bahn? Ich bin übrigens Jenny.“ Sie lächelte und zeigte Grü b chen. Jennys Äußeres war angenehm und mollig, ihr Lippenstift zu dunkel, aber passend zu ihrem mokkabraunen Haar. Sie arbeitete an der Garde robe. Er kannte sie vom Sehen und sie ihn offensichtlich auch. Murat ging mit ihr aus, aber den Status einer Vertrauten besaß Jenny nicht. Wenn sie ge w u sst hätte , wer er war , hätte sie es nie gewagt, ihn anzusprechen.
    Julian musterte Jenny schweigend und prüfte sie. Im Moment ve rschwendete sie jedenfalls keinen Gedanken an Murat. Stattdessen fühlte sie sich von ihm und seiner Macht a n gezogen, und ihre Absichten waren so ausgeprägt, dass er sie nahezu riechen konnte . Falls er ihrer Bitte nachkäme, würde sie ihm unterwegs anbieten, was er gar nicht wollte.
    Menschen wie sie kannte er zur Genüge, obwohl er stets versuchte, ihnen aus dem Weg zu gehen. Fades Blut. Ein schwacher Wille. Der wenige Verstand b e herrscht von Gier.
    Unter seinem Blick wurde Jenny plötzlich rot. Sie blinzelte verwirrt und sah zu Boden. „Entschuldigen Sie die Störung. Ich werde selbstverständlich den Bus nehmen.“
    Die Aufzugstür öffnete sich, und er wandte wortlos den Blick von ihr ab. Wie dumm sie war . Und jung.

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