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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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tet.
    Trotzdem. Da war noch etwas, das ich unbedingt klären musste. Ich be trachtete ihn u n sicher. Zögerte. Dann stellte ich die Frage, die mir am schwersten fiel. „Am Mittwoch im Krankenhaus. An der Tür zur Geschlossenen. Sie haben doch di e se n … roten Kreis an meinem Handgelenk gesehen ? “
    Julian starrte mich an. „Suchen Sie nicht nach Antworten, die Sie nicht wissen wollen.“ Seine Stimme war kalt und abweisend .
    „ War um? Wie meinen Sie das?“, fragte ich verdattert.
    „Das verstehen Sie nicht.“ Sein Blick drang in mich ein und nagelte mich fest, sodass ich meine Augen nicht mehr abwenden konnte . „Sie werden nicht weiter über dieses Zeichen nachdenken, Ellen. Es ist Ihnen völlig gleichgü l tig.“
    Ich blinzelte verwirrt, versuchte , vorbeiziehende Erinnerungsfetzen an st e chende Kälte, die meine Wirbelsäule hinaufströmte bis in meinen Kopf , festz u halten und ei n zuordnen.
    Dann war da nichts mehr.
    Ich rieb mir verwundert den Nacken.
    Julians Gesicht zeigte ein Gemisch aus Zorn, Scham und Bedauern, und ich musterte ihn erstaunt. Was war los mit ihm? Es war doch alles in Ordnung. Christian ging es wieder gut, das sollte ihn freuen.
    Wie zur Antwort zeigte er ein Lächeln, diesmal war es müde und er reichte seine Augen nicht .
    Ich wunderte mich, wagte aber nicht, ihn auf sein seltsames Verhalten anz u sprechen.
    Der Kellner war so lautlos neben mich getreten, dass ich ihn nicht bemerkt ha t te . Er trug den ersten Gang auf.
    „ War en Sie mit dem Essen zufrieden?“, e r kundigte sich Julian kurz darauf.
    Ich erschrak und starrte schuldbewusst auf meinen leeren Teller.
    Während Julian in brütendes Schweigen vers ank , hatte ich hastig au f ge gessen. Leider gehöre ich zu den Menschen, die sich wegen ihrer kurzen Mi t tagspausen angewöhnt haben, viel zu schnell zu essen, auch bei allen unpassenden Gelege n heiten.
    „Es war hervorragend.“ Und das war keine höfliche Übertreibung. Davon a b gesehen, dass Vorspeisen sowieso immer viel zu klein portioniert sind. Gerad e zu winzig.
    Julian schien sich nicht an meinem Appetit zu stören, das machte mein schlec h tes G e wissen noch größer. Schließlich war der Palmengarten eines der besten Resta u rants in Berlin, wenn nicht das beste überhaupt. Und dafür, dass er mir beim Essen lediglich zusehen konnte , musste er eine Menge Geld bezahlen.
    „Sind Sie nicht doch hungrig?“, fragte ich kleinlaut.
    Julian lächelte, diesmal spontan und offen, als hätte ich einen guten Witz g e macht.
    Ich war erleichtert er , als ich sollte, dass sich seine Stimmung ver bessert e .
    „Hungrig und durstig, Frau Langner. Die ganze Zeit. Aber vielleicht kann ich Ihre B edenken ze r streuen: Damit lebe ich schon eine lange Zeit und meistens sehr gut.“
    Wir sahen uns an, und ich verlor mich in seinen Augen. Doch ich spürte erst, dass ich sein Lächeln erwiderte, als ich das Wei n glas an meinen breit verzogenen Mund hielt.
    Lag es an seinem Lächeln? Oder vielleicht doch an diesen Augen?
    Die strengen Züge waren sanfter geworden, aber nun, nach unserem Gespräch, stellte seine körperliche Anziehungskraft nicht mehr die einzige Ve rsuchung dar . Julian war fürsorglich. Und er strahlte Selbstbewusstsein aus, echtes Selbstb e wusstsein, das mich faszinierte. Auch wenn ich mich dagegen wehrte, musste ich mir einge stehen, dass sich meine Gefühle für ihn ver ändert e n. Ich fand ihn durchaus … sympathisch. Und e s gelang mir immer besser, mich in seiner G e gen war t zu entspannen. So , als würde seine Energie, diese unglaubliche S i cherheit und Kraft, auf mich überfließen und mich stärken. Doch gleichzeitig war diese Energie so intensiv, dass sie mir Angst mach te.
    Es gab also Gründe genug, um weiter vor ihm auf der Hut zu sein. S ogar mehr, als ich a n fangs geglaubt hatte .
     

Kapitel 9
     
    „I
    ch weiß nicht viel über den Beruf des Psychologen. Einer Psych o login“, b e richtigte sich Julian sofort. „Deshalb habe ich mich vor unserem Treffen ebenfalls informiert.“
    Ich sah ihn ab war tend an. Vielleicht dauerte d ie gute Stimmung zwischen uns schon viel zu lange.
    „Ich glaubte immer, es kann kaum etwas Lästigeres geben, als sich mit Me n schen zu b e schäftigen, die anderen ihre Sorgen präsentieren und ständig über ihr Schicksal klagen. Aber jetzt, da ich Sie kenne und weiß, was Sie für Christian getan haben, wurde ich eines Besseren belehrt.“
    „Aha.“ Ich blickte Julian argwöhnisch an,

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