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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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antwortete auf alles , was noch menschlich an ihm war .
    Er erinnerte sich an ihre weiche Stimme, als sie sich mit fühlend e r kundigte oder versuchte, ihn mit strengem Gesicht auszufragen. Ellen löste e t was in ihm aus, das er lange nicht mehr für einen Menschen empfunden hatte . Zuneigung und Zärtlichkeit. Ein gefährliches Ve r langen. Und ein ungewohntes Schuld gefühl , weil er gezwungen war , ihre Erinnerung zu korrigieren. Julian war unfähig, einen Me n schen an zu lügen – kein Vampir konnte das – aber es gab andere Möglichke i ten, sie zu beeinflussen oder die Wahrheit zu umgehen, und er kannte sie alle. Ellens Manipulation war unver meidbar g e wesen , und ihre mentale Kraft ungewöhnlich groß, sie hatte sich sogar an das Siegel erinner t , obwohl Damian alles richtig macht e , als er ihre Er innerung löscht e .
    Und es gab diese Anziehungskraft. Der wundervolle Geruch ihres Kö r pers und ihres Blut e s. Diese unglaubliche Resonanz. Ellen schien mit seinen G e fühlen zu schwingen, und er mit ihren. Vor allem, wenn sie sich berührten. Durch sie hatte er den blauen Himmel ge spür t , den Tagmond, der hell im Blau des Him mels leuchtete, die Schönheit weißer Wolken, die sie betrachtet e , und die Wärme der Sonne auf ihrer Haut.
    Gut, dass er es schaffte , zu gehen, sonst hätte er es keine Sekunde länger au s gehalten. War um hatte er ihr auch sein Wort gegeben? Julian lächelte bit ter. Er wusste genau, war um. Mit seinem freiwilligen Versprechen konnte er sich binden , Ellen schütz en und somit sich selbst.
    Julian nahm die letzten Treppenstufen. Trotzdem spielte er mit dem Gedanken, umz u kehren.
    Sie nochmals zu nehmen. Und auch ihr Blut.
    Sein Herzschlag beschleunigte sich, und er wusste, dass seine Begierde kurz d a vor war , die Oberhand zu gewinnen. Ellen hatte in ihm ein Feuer angezündet, das er nicht mehr löschen konnte . Wie sollte er sie sich jemals aus dem Kopf schl a gen? E r sollte die Verabredung ab zu sagen. Nein . Ganz gegen seine G e wohnheit schob er jede Vernunft beiseite. E r wollte sie so sehr – und er würde sie wiede r sehen. Und d iesmal viel besser vorbereitet sein.
    Er wollte unbedingt mehr über sie erfahren. Mehr? Alles! Wie sie ihre Zeit ve r brachte, wenn sie einmal nicht arbeitete. Was offensichtlich selten genug vorkam. Er fragte sich, war um sie allein lebte und runzelte die Stirn. Eine Frau wie sie müsste von Verehrern belagert sein.
    Unten an der Haustür zögerte er ein letztes Mal. Er sah Ellens nackten Körper vor sich, hatte ihren betörenden Duft in der Nase. Wieder fuhr der schar fe, dur s tige Schmerz protestierend durch ihn hin durch, und er fragte sich, wie er die nächste Begegnung mit ihr durchstehen sollte.
    Er überquerte die Straße, setzte sich in sein Auto und hasste sich für seine Konsequenz. Bis ihn der nächste Gedanke plagte. Wie würde sie reagieren, wenn sie wüsste, wer er wirklich war ?
    Sowieso – es würde damit enden, dass er allein zurückblieb.
    So war es immer gewesen.
    Dennoch … e igentlich sprach nichts dagegen, Ellen näher kennenzulernen, b e vor er sich für das Arkanum zurückzog.
    Nichts, außer seiner lächerlichen Angst.
     
    Wenige Minuten später war Julian auf der Jagd . Langsam fuhr er durch die schmalen Wohnstraßen Friedenaus, ohne einem Mensch en zu b e gegne n , und spürte hinaus in die Dunkelheit. Sein Durst quälte und drängte ihn, endlich etwas zu unternehmen. Er wusste, dass er sich besser beeilen sollte, vielleicht sogar seinen Plan verä n dern, um mit einem Risiko schneller zum Erfolg zu kommen. Als er die stillen Häuser musterte, die Fenster, hinter denen die Menschen schli e fen, wurde sein Körper erneut von einer Welle des Dursts geschüttelt, mit einer Gewalt, die ihn erschreckte. Aber Ines aufzusuchen war unvorstellbar . S ein Ve r langen galt au s schließlich Ellen.
    Er fuhr schneller, bog ab, aber selbst die Rheinstraße, eine der Hauptverkehr s straßen in Friedenau, brachte ihm bei seiner Suche keinen Erfolg. Niemand b e gegnete ihm , zu Fuß und allein, so wie er sich seine Beute wünsc h te, damit er es einfach und schnell erledigen konnte .
    Am Innsbrucker Platz machte Julian endlich einige Menschen aus. Sie standen an der Halte stelle unter der S-Bahn-Überführung und war teten auf den Nachtbus. Er beobachtete sie einen Moment, ver war f Möglichkeiten und wandte den Kopf. Er ignorierte den Verkehr der Stadtautobahn, die unter dem Innsbrucker Platz hindurchführte und die

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