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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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dich kümmern werden.“
    Richard nickte.
    „Du wirst deinen Platz innerhalb der Gemeinschaft finden. Künftig das Blut von anderen nehmen und dein eigenes geben. Wenn du willst. Du kannst zwei Jahre bei der Gemeinschaft leben. Dann hast du alles gelernt, was für dich und dein Überleben wichtig ist, und wir entscheiden gemeinsam, ob du bleibst oder fortgehst.“
    „Und was wird aus … uns?“ Richard wagte es nicht, Julian anzusehen. „Werden wir noch zusammen sein?“ Wenigstens ab und zu, fügte er in Gedanken hinzu.
    „Nein, das wäre nicht gut für dich. Deine Abhängigkeit von mir würde zu groß.“
    Abhängigkeit? Es würde ihm nichts ausmachen, von Julian abhängig zu sein, dachte er traurig. Solange er nur bei ihm sein könnte.
    Julians Gesicht blieb ernst. „Ich habe dich gewandelt und mein Blut fließt durch deine Adern. Aber jetzt brauchst du Abstand von mir. Und anderes Blut. Damit du wieder zu dir selbst findest. Vielleicht werden wir nochmals unser Blut tauschen. Irgendwann, falls es sinnvoll ist“, fügte er unbestimmt hinzu. „Wir leben beide innerhalb der Gemeinschaft und werden uns oft sehen. Unsere Beziehung wird immer etwas Besonderes bleiben.“
    Richard wandte sein Gesicht ab, aber Julian, der die Trauer darin sah, strich ihm behutsam durch sein Haar. „Irgendwann wirst du es verstehen. Später.“ Er ließ die Finger langsam und spielerisch über seinen Hals hinabgleiten. „Eine Wandlung ist einzigartig. Das Band bleibt bestehen. Für uns beide.“
    Richard nickte unglücklich und seufzte schwer. Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander. „Ich weiß nicht …“, begann Richard und überlegte, wie er es aussprechen sollte. „Scheiße, ich glaube, ich bin jetzt schwul“, platzte er heraus.
    Richard glaubte, das Verständnis, und nichts anderes, in Julians Augen müsste ihm das Herz brechen. „Ich schätze, du bist es nicht“, sagte er leise. „Nicht wirklich, oder?“
    „Nicht wirklich. Nein. Aber Sexualität ist für die Wandlung wichtig. Und auch Kampf. Eine Art … kontrollierte Aggression, um alles im Gleichgewicht zu halten.“
    „Ich hatte gar nichts unter Kontrolle“, bekannte Richard kläglich.
    „Das konntest du auch nicht. Die Verantwortung für deine Wandlung lag allein bei mir.“
    „Und werde ich jetzt schwul bleiben? Für … immer?“
    Julian fasste Richard leicht am Kinn und strich ihm die wirren Haare aus der Stirn, sodass seine Augen nicht länger von ihnen verdeckt wurden.
    „Ich weiß es nicht. Wäre das schlimm? Die meisten von uns behalten nach der Wandlung ihre vorherige Ausrichtung bei, manche öffnen sich zusätzlich für die zweite, und wieder andere wechseln sie. Vielleicht, weil in unserem zweiten Leben die Fortpflanzung als wichtigste Aufgabe der Sexualität ihren Sinn verloren hat. Ich weiß es nicht.“ Julian hob die Schultern. „Eines der noch ungelösten Rätsel unseres Daseins.“
     
    *

    Christian lag neben Richard, spürte immer noch dessen Hand auf seiner Stirn, obwohl sie längst dazu übergegangen war, über seine Brust zu streicheln. In seinem Kopf drehte sich alles, als könnte er die vielen, intensiven Eindrücke nur langsam verarbeiten. Die Eindrücke von starken Farben, Gerüchen, tiefen Gefühlen und … Sex.
    Dagegen bedeutete die menschliche Existenz nur eine armselige Kopie. Das erkannte er umso klarer, seit er wieder in das Gefängnis seines Körpers zurückgeschleudert worden war. Die Welt hatte ihren Glanz verloren, und seine einzig verbliebenen Gefühle hießen Trauer und Zorn. Denn diese Welt, die sich so richtig angefühlt hatte, war ihm nun wieder verschlossen, und er durfte nicht erwarten, dass sich das bald ändern würde.
    Wenn er erst Vampir wäre … diese Möglichkeiten. Diese unglaubliche Macht. Vier Jahre? Das war eine verdammt lange Zeit. So lange wollte er nicht mehr warten. Auch drei Jahre waren zu viel. Mann, vielleicht hatte er bis dahin schon Geheimratsecken.
    Zugegeben, Richards Todeskampf war furchtbar, selbst die gefilterten Schmerzen nahezu unerträglich, sogar für ihn als Zuschauer. Aber er spürte, wie Richards Blut durch Julians Adern strömte, kostete seinen erregenden Geschmack. Und wie Richard fühlte er sich dem kraftvollen Pochen von Julians Blut erlegen, als es endlich durch seine Adern jagte. Nie empfand er den Geruch von Sex aufregender, die Berührung zweier Körper so intensiv und lustvoll. Und Julian: seine Stärke, sein Blut … einfach unbeschreiblich. Seine

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