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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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unmenschliche Maskulinität, sein Körper, sein Hals. Der Pulsschlag, das leichte Flattern der Haut, das ihm früher nie aufgefallen war. Zart wie Schmetterlingsflügel.
    Julians Macht war nur einige Male aufgeblitzt, aber sie hatte Christian zutiefst erschüttert. Er wäre jederzeit in der Lage gewesen, Richard zu unterwerfen. Ihn zu vernichten, in jeder Hinsicht. Aber er tat es nicht, machte noch nicht einmal den Versuch. Genauso wenig wie bei ihm, bei seinem Besuch im Krankenhaus.
    Die Stärke der miterlebten Gefühle zwischen Richard und Julian überraschte ihn allerdings. Und entsetzte ihn. Denn eine solch intensive Nähe war nichts, was er kannte, und auch nie kennenlernen wollte.
    Richards freiwillige Unterwerfung.
    Julians fürsorgliche Zuneigung, mit der er sich so willig Richards Durst gefügt hatte.
    Julians Macht erschien ihm grenzenlos, und Christians Faszination war so groß, dass er sein Verlangen wie feine Nadelstiche in seinem Herzen spürte. Er fragte sich, wozu es die Nacht-Patrouille überhaupt gab, warum Julian seine Kraft nicht anders einsetzte, wenn er sie so einfach nutzen und damit herrschen konnte. Jedenfalls wurde ihm endgültig klar, wer unter den Vampiren als absoluter Herr und Meister herrschte. Oder herrschen könnte, es aber nicht tat. Auch wenn er es vorher schon wusste, war die direkte Erfahrung dieser Stärke etwas ganz anderes.
    Überwältigend.
    Davon abgesehen hatten ihn die kurzen Eindrücke und Erinnerungen, die er mit Richard teilte, unglaublich scharfgemacht. Und er war froh, dass Richard, wie er ihm schon mehrmals versicherte, keinen Einblick in seine Gedanken hatte. Denn nun begehrte er Julian. Mehr als je zuvor.
    Aber auch dieser Weg war ihm versperrt. Wie der Weg der Wandlung.
    Vampire.
    Sie wollten weder ihre Macht noch die Ewigkeit mit ihm teilen.
    Wie er seine Ohnmacht hasste. Es gab nichts, was er tun konnte. Vorläufig. Sollte er damit drohen, zur Polizei zu gehen und ihr Geheimnis zu lüften? Sie führten das Leben achtbarer Bürger. Fleißiger Steuerzahler, die durch die Nacht-Patrouille sogar über gute Kontakte zur Berliner Polizei verfügten. Diese verdammte Gemeinschaft. Sie war einfach zu gut organisiert und fühlte sich viel zu sicher.
    Vielleicht brauchte er einen Vertrauten. Einen Helfer. Besser noch jemanden, den er steuern und kontrollieren konnte. Quasi als Unterpfand. Einen Mitwisser, der durch sein Wort gebunden war, bis er es für richtig hielt, ihn auf die Gemeinschaft loszulassen. Und dann endlich eine Gelegenheit, um seinen eigenen … Forderungen Nachdruck zu verleihen. Wen gab es, an den er sich wenden konnte? Er ging in Gedanken seine Kontakte durch und verwarf sie wieder.
    Aber er musste diese Entscheidung ja nicht heute treffen.
    Richard stützte den Kopf in die Hände und beobachtete ihn aufmerksam. Christian lächelte, rückte näher und fuhr ihm sanft durch sein schwarzes Haar, dann über Brust, Bauch und tiefer, wo seine Hand zärtlich verweilte. Langsam schloss er die Hand um ihn, spürte, wie Richards Körper reagierte, hörte sein Seufzen, als er begann, seine Finger rhythmisch zu bewegen. Richard richtete sich auf und begann, es ihm gleichzutun.
    Christians Anstrengung erlahmte sofort, er ließ sich zurücksinken und schloss die Augen, um sich ganz seinem Traum und Richards Liebkosungen zu überlassen.
     

Kapitel 12
     
    S
    obald er Ellens Wohnungstür zu ge zog en hatte und in den Flur hinau s trat, war Julians Lächeln wie weggewischt. Eine Etage tiefer sto l perte er fast und musste sich an die Wand lehnen, bis der Durst weniger heftig durch seinen Körper raste. Sein Vorrat an Selbstbeherrschung war endgültig au f gebraucht. Er war tete, bis das Zittern seines Körpers nach ließ , dann erst fühlte er sich in der Lage, seinen Weg nach unten fortzuse t zen.
    Was hatte er sich nur gedacht?
    Allerdings, wie hätte er vorbereitet sein sollen?
    Auf Ellen?
    Er hatte geglaubt, gewappnet zu sein , sich a ber nur noch tiefer hinein geritten. Wobei der Zei t punkt nicht ungünstiger hätte sein können.
    Ellen war mehr als ein einfacher Zwischenfall. So viel mehr. W ie ein wärme n der Sonne n strahl in einer sch war zen Wüste aus Eis. Und sie besaß genau das, was er so schmerzlich begehrte . Vor allem jetzt.
    Es lag nicht nur an seinem Arkanum, dass er Ellen so faszinierend fand. Oder an ihrer ungewöhnlich en S chön heit . Natürlich hatte s ie auch auf seine Macht reagiert , doch die weckte nur ihr Misstrauen . Ihr Herz allerdings

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