Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
Vom Netzwerk:
dass er recht hat, verstehst du?“
    Cecily schnaubte ungeduldig. „Nun, in diesem Fall hat er eindeutig nicht recht.“ Sie holte Luft, um noch mehr zu sagen, doch eine warnende Berührung an ihrem Arm ließ sie aufblicken. Judhael stand am Eingang des Unterstands und beobachtete sie.
    Emma erhob sich so hastig, dass Cecily unwillkürlich die Stirn runzelte. Hatte ihre Schwester Angst vor Judhael? Nachdem sie die beiden in der Kathedrale von Winchester gesehen hatte, war sie davon ausgegangen, dass sie ein Liebespaar waren, nun jedoch sah es so aus, als fürchte Emma ihn …
    „Hast du viel Holz?“, fragte Judhael in einem Ton, der ganz und gar nicht klang wie der eines liebenden Mannes. Als er die Daumen hinter den Gürtel steckte, bemerkte Cecily einen tiefen Kratzer auf seinem Handrücken. Er musste frisch sein, denn das Blut war eben erst geronnen.
    „Ja.“
    „Und das Signalfeuer? Hast du das überprüft?“
    „Ja. Die Abdeckung ist nicht angerührt worden, das Holz also ziemlich trocken. Ich habe frisches Anmachholz dazugelegt, für alle Fälle.“
    „Dann komm her, Weib, und gib mir einen Kuss.“
    Weib? Mit offenem Mund sah Cecily zu, wie ihre zurückhaltende Schwester, ihre Schwester, die aussah, als könne sie kein Wässerchen trüben, es zuließ, dass Evies Bruder sie vor seinen Männern, vor aller Augen, an sich zog. Und sie errötete nicht einmal.
    Als Judhael Emmas Gesicht umfasste und es so drehte, dass sie seinen Kuss empfangen konnte, ertappte Cecily sich dabei, wie sie auf das getrocknete Blut auf seinem Handrücken starrte. Es sah seltsam aus, so als ob – ein kalter Schauer rieselte ihr den Rücken hinab – als ob Judhael sich nicht selbst verletzt hätte, sondern gebissen worden war. Und die Wunde sah ganz so aus, als stamme sie von einem menschlichen Gebiss!
    Wilf führte Adam und Maurice schnurstracks durch den Wald zu dem Pfad, der zu Gunnis Hütte auf der Anhöhe führte. Bei aller Sorge um Cecily, die ihm wahrlich Magenschmerzen bereitete, dankte Adam dem Himmel dafür, dass der Mann keine Zeit mit Verzögerungstaktiken oder sinnlosen Umwegen verschwendete. Er zeigte einfach durch den Regen einen schlüpfrigen Pfad hinauf und sagte: „Dort ist sie, Sir. Gunnis Hütte.“
    Oben auf dem Hügel entdeckte Adam einen Haufen Steine, die ordentlich aufeinandergeschichtet und mit einem Dach aus getrockneten Farnwedeln versehen worden waren. Ein Mann im Kettenhemd war schon vor ihnen eingetroffen: Le Blanc. Vor der Mauer des Unterschlupfs kniend, beugte er sich über eine am Boden liegende Frau und deckte sie mit seinem Mantel zu.
    Adam stockte der Atem. Er brachte es kaum über sich, genauer hinzusehen. Es konnte nicht Cecily sein, es konnte nicht …
    Zu seiner Rechten schnappte Wilf nach Luft. „Lufu!“
    Erleichtert atmete Adam auf und fühlte sich im selben Augenblick schuldig. Um nichts in der Welt würde er Fulfords Köchin etwas Böses wünschen, doch wenn es Cecily gewesen wäre … Er sehnte sich danach, abermals in jene blauen Augen zu schauen, sich zu vergewissern, dass Cecily wohlauf war. Im Vergleich dazu war die Frage, ob sie ihn verraten hatte oder nicht, nahezu bedeutungslos. In den vergangenen Tagen hatte die Furcht vor Verrat ihn ständig beschäftigt, nun jedoch, da das Schlimmste offenbar eingetroffen war, gab es nur noch Raum für einen Gedanken: Cecily musste wohlauf sein.
    Sobald er sich vom ersten Schreck erholt hatte, bemerkte er, dass Le Blancs Rotschimmel und ein Maultier – das des Müllers? – an der Hütte angebunden waren.
    „Lufu!“ Wilf sprang aus dem Sattel.
    Le Blanc hatte die Lippen fest zusammengepresst vor Zorn. Sein Helm lag neben ihm auf dem Boden, während er die Hand des Mädchens rieb. Ihre Lippe war aufgeplatzt, eine Wange von einer scheußlichen, blauvioletten Verfärbung verunziert, das Haar blutverklebt. „Sie lebt, Herr“, erklärte Le Blanc. „Doch sie ist nicht bei Bewusstsein.“
    Adam warf Maurice die Zügel zu und eilte zu der Verletzten.
    Währenddessen nahm Wilf Lufus andere Hand, streichelte sie und redete dabei mit sanfter Stimme auf die junge Frau ein. Sein Englisch war so stark mundartlich gefärbt, dass Adam nicht jedes Wort verstehen konnte. Er sagte ihr wohl, dass nun, da man sie gefunden habe, alles gut werden würde.
    Hoffentlich hat der Mann recht, dachte Adam und sah grimmig auf das leichenblasse Mädchen herab. „Herrje, sie sieht aus, als habe man sie durch die Mangel gedreht.“
    „So ähnlich war es wohl

Weitere Kostenlose Bücher