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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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Kopfsteinpflaster klapperten. Sie ritten an Zeilen von Holzhäusern vorüber – unversehrten Holzhäusern –, bis sie schließlich den Marktplatz erreichten.
    Angelsachsen boten dort Eier und Kohlköpfe feil, verkauften Brot und frisch gebackene Pasteten, verhökerten Ale neben heiligen Reliquien. Worte flogen in den Straßen hin und her wie das Schiffchen auf einem Webstuhl, englische, französische, lateinische – so viele Sprachen, dass Cecily sich nicht auf alle einstellen konnte. Welch großer Unterschied zur friedlichen Ruhe von St. Anne’s! Und dann, gerade als sie dachte, sie könne nichts mehr aufnehmen, drang eine bekannte Stimme durch das Gewirr von Lärm und Geschrei … eine männliche Stimme.
    „Triff mich in einer Stunde in der Kathedrale.“
    Vor ihr! Nein, zu ihrer Rechten …
    Die Hand an Sir Adams Gürtel, wandte Cecily sich hastig hin und her und ließ den Blick über den Marktplatz schweifen. Nein, das war unmöglich! Aber diese Stimme … diese Stimme … Wo war er?
    „Triff mich in einer Stunde in der Kathedrale.“ Ja, das hatte er gesagt, ganz deutlich. Judhael! Einer der Gefolgsleute ihres Vaters! Er konnte es nicht sein … und gleichwohl war es doch seine Stimme gewesen? Und an wen hatte er seine Worte gerichtet?
    Um sie herum wogte die Menschenmenge. Cecily schlug das Herz bis zum Hals, während sie verzweifelt erst in diese, dann in jene Richtung spähte, ohne jedoch ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Und erst recht nicht das von Judhael, einst der vielversprechendste Leibwächter ihres Vaters und beste Freund ihres Bruders Cenwulf …
    In ihrem Kopf drehte sich alles.
    Hatte sie geträumt , Judhaels Stimme in der Menge vernommen zu haben? Leise seufzend, ließ sie sich gegen Adam Wymarks Rücken sinken. Ihre Sinne hielten sie zum Narren. Sie war erschöpft und beinahe krank vor Sorge, und es war schwer, sich damit abzufinden, dass die Gefolgsleute ihres Vaters vermutlich alle tot waren. Sie wollte , dass sie noch am Leben waren, und deshalb bildete sie sich ein, Judhaels Stimme gehört zu haben. Schwester Mathilda hatte ihr erzählt, dass die Sinne einem bisweilen etwas vorgaukelten, und Schwester Mathilda war sehr klug. Denn hatte nicht eine andere Nonne, Schwester Beatrice, ihre Mitschwestern mit den Visionen ergötzt, die sie nach einem besonders strengen Fasten gehabt hatte …?
    Der bretonische Ritter langte nach hinten und berührte sie sanft am Knie. „Lady Cecily? Ist Euch nicht wohl?“
    Herrje, diesem Mann entgeht aber auch nichts, dachte Cecily und richtete sich hastig wieder auf. „Nein, nein … nur ein leichter Schwindel, mehr nicht.“ Schon im nächsten Augenblick wünschte sie, sie hätte etwas anderes gesagt, irgendetwas anderes, denn er nahm die Hand von ihrem Knie und zog Cecily dann ganz eng an seinen gepanzerten Körper.
    „Haltet Euch gut fest, Mylady.“
    Schon jetzt klammerte sie die Finger derart fest um Adam Wymarks Schwertkoppel, dass sie sich fragte, ob sie ihren Griff wohl jemals wieder lösen könnte. Cecily murmelte irgendetwas und hielt den Blick starr auf die Marktstände gerichtet. Um nichts in der Welt wollte sie in die verwirrenden grünen Augen von Herzog Wilhelms Ritter schauen.
    „ Triff mich in einer Stunde in der Kathedrale.“
    Judhael – wenn er es tatsächlich gewesen war – musste die alte angelsächsische Kathedrale gemeint haben, Sankt Swithuns, nicht das daneben errichtete Neue Münster.
    In einer Stunde … in einer Stunde …
    Innerhalb der nächsten Stunde musste sie sich irgendwie von Adam Wymark befreien und in die Kathedrale gelangen. Judhael stand vermutlich bereits vor seinem Schöpfer, doch wenn sie nicht nach Sankt Swithuns ging, um sich davon zu überzeugen, dass sie sich seine Stimme nur eingebildet hatte, würde sie sich das niemals verzeihen.
    An jeder Ecke des Marktplatzes war ein Paar glatt rasierter normannischer Wachen postiert. Ihr Haar war ebenso kurz geschnitten wie das von Sir Adam und seinen Männern. Jeder der Wächter trug ein kostbares Kettenhemd, es musste sich demnach entweder um Ritter oder um Männer aus der persönlichen Gefolgschaft des Herzogs handeln.
    Cecily erhaschte einen Blick auf einige längliche Schilde, die jenem glichen, der an Adam Wymarks Sattel hing und ihr blaue Flecke auf dem Oberschenkel bescherte.
    Eine Frau leerte eine Schüssel mit Küchenabfällen genau vor Flames Hufen. Das Streitross kam nicht einmal aus dem Tritt. Mit gleichmäßigem Hufschlag trappelten sie über die

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