Novizin der Liebe
haben schon einmal geglaubt, sie würde nach Norden reiten und lagen falsch damit. War Lady Emma allein oder in Begleitung?“
„Ein Angelsachse war bei ihr – ein Reitknecht, glaube ich. Ich habe einen unserer Männer auf ihre Spur gesetzt. Er hat Befehl, mich über ihren nächsten Halt in Kenntnis zu setzen.“
„Gut gemacht.“ Adam blickte finster auf die grob gezimmerte Bretterverkleidung der Werkstätte. Sie war von grünen Stockflecken übersät. „Ihr sagt, der Mann, der hier wohnt, ist Goldschmied?“
„Jawohl, Herr.“
„Warum sollten beide Fulford-Schwestern hierherkommen? Welcher Zusammenhang besteht da?“
„Das habe ich noch nicht herausfinden können“, entgegnete Tihell. „Konntet Ihr verstehen, was sie gesagt haben?“
„Nein, verflucht. Dafür reicht mein Englisch noch nicht. Eures?“
„Bedaure, Herr, meins ist nicht besser. Ich habe ein, zwei Namen aufschnappen können: Emma, Judhael, Eure Lady Cecily …“
„Meine Lady Cecily.“ Adams Stimme klang freudlos.
„Was werdet Ihr unternehmen, Herr?“
„Unternehmen?“
Tihell lugte um die Ecke der Werkstatt und blickte vielsagend die Straße hinab, auf der Cecily davongegangen war. „In ihrer Angelegenheit. Gewiss ist sie nicht hier gewesen, um Rezepte für Pfannkuchen auszutauschen.“
Adam verzog die Lippen. „Verflucht, Tihell …“
„Werdet Ihr sie dem Garnisonskommandanten melden?“
Die Hände in die Seiten gestemmt, trat Adam auf die Straße hinaus und blickte angestrengt in Richtung Westtor, allerdings ohne in Wahrheit etwas zu sehen. „Verflucht“, wiederholte er. „Einen Augenblick lang würde ich schwören, sie sei das reizendste Mädchen der Welt, und im nächsten frage ich mich, ob ich im Begriff bin, eine falsche Schlange zu heiraten.“
Tihell beäugte die mit Läden verschlossenen Fenster und die verriegelte Tür der Werkstatt. Prüfend drückte er seine breite Schulter gegen das Holz. „Wollt Ihr einen Blick hineinwerfen, Herr?“
Adam hob abwehrend die Hand. „Nein, das ist noch nicht nötig. Wir würden damit einen Trumpf aus der Hand geben.“
„Herr?“
„Ihr und ich, wir wissen, dass die Fulford-Schwestern hier gewesen sind, doch ich wünsche nicht, dass die Spatzen dieses Wissen von den Dächern pfeifen.“
„Herr?“
Adam kämpfte den Zorn nieder, der in ihm brannte, beugte sich zu Tihell hinüber und sagte leise: „Wir werden eine abwartende Haltung einnehmen, Tihell, sie beobachten, so tun, als wüssten wir von nichts. Damit locken wir sie vielleicht aus der Reserve. Erwähnt Lady Cecilys Besuch hier nicht vor den Männern, verstanden?“
„Jawohl, Herr.“
Adam biss die Zähne zusammen, um den mitleidigen Blick zu ertragen, mit dem sein Hauptmann ihn bedachte, und marschierte los.
Tihell hielt Schritt mit ihm. „Andererseits, Herr“, bemerkte er nachdenklich, „ist es vielleicht gar nicht so schlimm, wie es aussieht.“
„Es sind Aufständische in der Gegend, das ist bekannt“, entgegnete Adam knapp.
„Ja, Herr, ich weiß. Doch Lady Cecily muss nicht unbedingt …“
Adam blieb stehen. „Wollt Ihr mir Ratschläge erteilen? Aus Eurem reichen Schatz an Weisheit und Lebenserfahrung?“
„Nein, natürlich nicht. Ich möchte nur … Werdet Ihr sie dem Kommandanten melden?“
„Da wir kaum ein Wort von dem verstanden haben, was in der Werkstatt gesagt wurde, haben wir ohnehin keinen Beweis für wie auch immer geartete Pläne. Doch was kümmert es Euch überhaupt, ob ich sie beim Kommandanten melde?“
Sein Hauptmann zuckte die Schultern. „Nichts. Doch sie hat was.“
„Wie bitte?“
„Kein Grund, mich mit Blicken zu erdolchen, Herr, doch sie hat was, das könnt Ihr nicht bestreiten. Ich habe gesehen, wie Ihr sie anschaut. Und der junge Herfu hat mir erzählt, dass Ihr und sie letzte Nacht …“
„Tihell, Ihr bewegt Euch auf dünnem Eis! Eine alte Freundschaft sollte nicht überstrapaziert werden.“
„Sehr wohl, Herr.“
Sie setzten ihren Weg schweigend einige Schritte weit fort.
„Herr?“
Adam seufzte. „Hauptmann?“
„Herfu mag sie. Und Maurice. Jetzt schon.“
„Ich auch. Das ist ja das Schlimme“, sagte Adam leise.
„Sie wirkt freundlich – aufrichtig freundlich“, fuhr Tihell fort, als sie das Westtor erreichten und hinter einem Mann, der ein Fass in Richtung Marktplatz rollte, den Hügel hinabgingen. „Hand aufs Herz. Werdet Ihr sie dem Kommandanten ausliefern?“
Adam machte eine wegwerfende Handbewegung. „Verflucht, Mann,
Weitere Kostenlose Bücher