Novizin der Liebe
barsch ins Wort. „Keine Nachrichten!“
„Nur ein paar Worte, falls ihr sie zufällig treffen solltet.“ Mit einem Mal erschien es Cecily lebenswichtig, dass Emma von ihrer Verlobung mit Adam erfuhr. „Sagt ihr bitte, dass der bretonische Ritter eingewilligt hat, mich an ihrer statt zu heiraten.“
Evie riss vor Staunen den Mund auf. „ Euch , Mylady? Ihr seid bereit, einen von denen zu heiraten ?“
Cecily hob den Kopf. „Jawohl. Ich kehre nach Fulford zurück. Richtet ihr das bitte aus.“
„Ihr habt den Verstand verloren. In diesem Kloster eingesperrt zu sein hat Euch wahnsinnig gemacht.“
„Damit magst du nicht ganz falsch liegen“, entgegnete Cecily ruhig. „Ich habe es verabscheut.“
Evies Züge wurden weicher, unwillkürlich griff sie nach Cecilys Hand. „Arme Lady Cecily! Es muss furchtbar gewesen sein, wenn Ihr eine Ehe mit einem von diesen Kerlen für das kleinere Übel haltet.“
„Adam Wymark ist kein schlechter Mensch“, sagte Cecily und fragte sich, woher sie das so sicher wusste.
„Nein?“ Beruhigend tätschelte Evie ihre Hand. „Armes Ding.“
„Nein, das ist er nicht!“
Erneutes Tätscheln. „Oh, gewiss nicht.“
Doch Cecily bemerkte den vielsagenden Blick, den Evie ihrem Gatten zuwarf, und erkannte, dass sie ihr nicht glaubte. In Evies Augen hatten alle Gefolgsleute des Herzogs rabenschwarze Seelen. So einfach jedoch war das Leben nicht. Es wäre leichter, wenn es so wäre, denn dann würde sie sich nicht derart schuldig fühlen. Es war, als beginge sie irgendwie Verrat an Adam, nur weil sie mit Leofwine und Evie sprach. Allerdings war dies nicht der rechte Zeitpunkt, um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen.
„Wenn es euch recht ist, werde ich mich nun verabschieden.“
Leofwine verbeugte sich spöttisch vor ihr und öffnete die Tür. Sonnenlicht flutete in den Raum. Einen Moment lang geblendet, raffte Cecily ihre Röcke und trat über die Schwelle ins Freie hinaus.
„Sorgt Euch nicht um Eure Schwester, Lady Cecily“, rief Evie ihr nach. „Judhael wird sich um sie kümmern.“
Cecily nickte, obgleich sie nicht vergessen konnte, welch kühler, beinahe gefühlloser Ausdruck in der Kathedrale auf Judhaels Gesicht gelegen hatte.
„Er wird es, das schwöre ich.“ Evie stand lächelnd in der Tür und öffnete den Mund, um mehr zu sagen, doch Leofwine zog sie ins Haus zurück, schlug die Tür zu und schob den Riegel vor.
Tief in ihren Mantel geduckt, spähte Cecily rasch nach rechts und nach links. Am südlichen Ende der Golde Street waren sächsische Handwerker unter der Aufsicht eines Normannen höchst widerwillig mit Bauarbeiten beschäftigt. Diese Richtung kam also nicht infrage. Cecily wandte sich um und schlug denselben Weg ein, den sie gekommen war. Hoffentlich bin ich zurück, ehe Adams Männer meine Abwesenheit bemerken, dachte sie. Für den Fall, dass man ihr Fragen stellte, hatte sie sich bereits eine Geschichte zurechtgelegt – möge Gott ihr die Lüge verzeihen.
In der dunklen Gasse, die an einer Seite von Leofwine Smiths Werkstatt entlangführte, blickten Adam Wymark und sein Hauptmann einander vielsagend an. Tief in ihre Mäntel gehüllt, um die Kälte abzuwehren, standen sie unter einem Dachvorsprung, zwei Männer, die eine geraume Weile reglos und schweigend ausgeharrt hatten.
„Ich bitte um Verzeihung, Tihell, ich hätte nicht an Euch zweifeln dürfen“, murmelte Adam grimmig. Da Félix Tihell wie er selbst aus der Bretagne stammte, sprach er in bretonischer Mundart mit ihm. „Emma Fulford muss hierhergekommen sein. Ihr sagt, sie hätte danach die Stadt verlassen?“
„Jawohl, Herr. Sie ist durch das Tor in der Nähe der Abtei hinausgeritten.“
Eine Flut heftiger Gefühle drohte Adam zu überschwemmen. Sie war unaufhörlich angeschwollen seit dem Augenblick, als er Cecilys Stimme in der Werkstatt des Goldschmieds gehört hatte. Mit aller Kraft wehrte er sich dagegen, sich von dieser Woge fortreißen zu lassen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. „Lady Emma reitet also nach Norden?“, fragte er. Zorn erfüllte ihn. Er wollte die Goldschmiedewerkstatt Brett für Brett niederreißen, sie dem Erdboden gleichmachen, als hätte es sie nie gegeben. Cecily Fulford war hergekommen. Cecily Fulford war eine hinterlistige, verlogene Hexe. Zur Hölle mit ihr, mit ihr und ihren verräterischen blauen Augen!
„Das ist meine Vermutung.“
Adams Hände waren zu Fäusten geballt. Er zwang sich, sich zu entspannen. „Ich frage mich … Wir
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