Novizin der Liebe
jüngere Schwester, die sie ins Kloster geschickt haben …“ Sie berührte flüchtig das hölzerne Kreuz vor Cecilys Brust. „Dies hier und ihre Nonnentracht beweisen, dass sie die Wahrheit sagt.“
Die kalte Klinge an ihrer Kehle verschwand. Leofwine packte sie an beiden Armen und schüttelte sie so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen.
„Hört zu, Cecily Fulford, ich weiß nicht, warum Ihr hergekommen seid, und offen gestanden ist es mir auch völlig gleich. Ich will, dass Ihr geht. Evie und ich haben genug zu kämpfen, auch ohne dass Eure Familie uns zusätzlich in Schwierigkeiten bringt!“
Er schob Cecily grob in Richtung Tür und griff nach dem Riegel.
„Einen Augenblick noch, bitte!“ Sie biss sich auf die Lippe und wandte sich, die Hände wie zur Entschuldigung gehoben, an Evie. „Es … es tut mir leid, doch ich habe meine Schwester Emma gestern in der Kathedrale gesehen, zusammen mit Judhael. Ich dachte, sie seien vielleicht hierhergekommen.“
Evie und Leofwine sahen sie ausdruckslos an.
„Sind sie das?“
Der Goldschmied knirschte mit den Zähnen, entriegelte die Tür und versuchte, Cecily auf die Straße hinauszuschieben.
„Sind sie hergekommen, Evie?“ Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, während sie sich Leofwine mit aller Kraft widersetzte. „Ich hätte mit ihnen gesprochen, wenn ich gekonnt hätte, doch es … es war nicht möglich. Ich will nur wissen, dass Emma wohlauf ist … dass sie nicht allein ist. Glaubst du, Judhael ist an ihrer Seite, Evie?“
Die junge Frau wandte das Gesicht ab und biss sich auf die Unterlippe.
„Evie? Bitte …!“
Evie drehte sich abermals zu ihr um und hinderte Leofwine mit einem knappen Kopfschütteln daran, Cecily auf die Straße hinauszustoßen. „Cecily … Mylady … in der Vergangenheit hat Eure Familie sich der meinen gegenüber stets mehr als gütig gezeigt. Ich wünschte, wir könnten Euch helfen …“, wieder legte sie die Hand auf ihren Bauch, „… doch wir müssen an unsere eigene Familie denken.“
„Genau“, knurrte Leofwine. „Erst hoffen wir jahrelang vergeblich, und ausgerechnet jetzt, wo uns die Heiligen verlassen haben und die Welt in Aufruhr ist …“
„Kinder wählen ihre eigene Zeit“, murmelte Cecily und schenkte Evie ein warmes Lächeln. „Ich freue mich für euch.“
Die junge Frau senkte den Kopf. „Danke. Doch Ihr müsst verstehen, wie schwer das für uns ist. Ich werde Euch sagen, was ich auch Emma gesagt habe …“
„Dann ist sie also hier gewesen! Ich wusste es!“
„Evie …“, Leofwines Züge verfinsterten sich. „Gib acht, was du sagst!“
Die junge Frau legte die Hand auf den Arm ihres Gatten. „Schau, Liebster, da Judhael uns so gut wie nichts von seinen Plänen erzählt hat, haben wir auch nicht viel zu berichten. Doch wir können sie zumindest in einem Punkt beruhigen. Emma befindet sich in Judhaels Begleitung, Lady Cecily.“
„Haben sie Winchester verlassen?“
„Ich glaube schon.“
„Doch du weißt nicht, wohin sie geritten sind?“
„Nein, und ganz gleich, was Ihr vorhabt, wir werden uns nicht daran beteiligen. Ebenso wenig wie an Judhaels Plänen. Und genau das habe ich auch ihm und Eurer Schwester gesagt. Wir sind einfache Handwerksleute, Mylady, und selbst in den besten Zeiten haben wir es oft nicht leicht. Nun“, sie hob die Schultern, „müssen wir noch umsichtiger handeln.“
Cecily ließ den Kopf sinken und rieb sich müde über die Stirn. „Es tut mir leid. Vielleicht hätte ich nicht kommen sollen. Ich hatte gehofft, Emma hier zu finden – um sie davon zu überzeugen, mit mir nach Fulford zurückzukehren.“
„Das wird sie niemals tun. Nicht, solange ein Normanne um sie freit.“
Ihre Blicke trafen sich, und Cecily war froh darüber, dass Evie im Halbdunkel des Raumes die glühende Röte nicht bemerkte, die ihr in die Wangen gestiegen war. „Adam Wymark stammt aus der Bretagne, nicht aus der Normandie.“
Evie zuckte die Achseln. „Was macht das für einen Unterschied? Bretone, Normanne … Plünderer alle miteinander! Eure Schwester will nichts mit ihnen zu tun haben.“
Cecily schluckte. Ähnliche Worte hatte sie auch aus Emmas Mund gehört. Und wenn Judhael Emmas Liebster war, war ihre Flucht nur umso verständlicher. „Emma braucht Adam Wymark nicht zu fürchten. Nicht mehr“, erklärte sie. „Evie, falls du sie noch einmal sehen solltest … ich würde gern eine Nachricht für sie hinterlassen.“
„Nein“, fiel Leofwine ihr
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