Novizin der Liebe
Interesse lag, das zu tun.
Die Tür wurde erneut aufgerissen. Lampen und Fackeln flackerten im Durchzug, als Harold mit einem Laib weißen Käses und einer Schale Haselnüsse hereingewankt kam. Augenblicke später kehrte Brian mit einer Schüssel dampfender Knödel zurück, die er an das Feuer stellte, um sie warm zu halten. Apfelknödel. Der köstliche Duft von Zimt und Früchten stieg Cecily in die Nase. Carl brachte Met und Ale herein; die Krüge waren so voll, dass der Inhalt über den Rand schwappte. Auch Flaschen mit Rotwein wurden aufgetragen.
Seufzend vor Vergnügen, griff Sir Richard zu. „Adam hat den Wein in Winchester für Euch bestellt, Mylady“, erklärte er. „Er dachte, Ihr würdet vielleicht gern davon kosten … er ist süßer als Most.“
„Vielen Dank.“ Adam hatte an sie gedacht, als er den Wein kaufte?
Der Duft der Brathähnchen mischte sich mit dem der Apfelknödel, und nach der kargen Klosterkost hatte Cecily Mühe, sich nicht auf das Essen zu stürzen wie ein hungriger Wolf. „Brian Herfu ist ein hervorragender Koch“, bemerkte sie.
„Ja.“ Adams Magen knurrte. „Wie die meisten von uns ist er mehr als nur ein Krieger.“ Er spießte ein Stück Brathuhn auf die Spitze seines Messers und legte es auf ihren Teller. „Hättet Ihr gern ein wenig Bratensoße, Mylady?“
„Danke.“ Cecily blickte verstohlen zu Edmund hinüber, der am anderen Ende der Tafel hinter Adams Männern saß. Als Adam mit dem Löffel Tunke über ihr Fleisch gab, verfinsterte sich Edmunds Miene noch mehr.
Was sollte sie mit ihm anfangen? Sie konnte Adam nichts von Edmunds Plänen in Bezug auf Philip erzählen, denn damit würde sie nicht nur verraten, dass Philip ebenso wenig das Kind der Haushälterin war wie sie, sondern auch, dass Edmunds Loyalität noch immer dem Hause Wessex galt. Außerdem hatte er ihr im Grunde nichts gesagt, da er ihr keinerlei Einzelheiten anvertraut hatte.
Adams Magen meldete sich abermals mit einem dumpfen Grollen. Offenbar der Ansicht, der Höflichkeit sei nun Genüge getan, schnitt Adam ein großes Stück Hähnchenbrust ab und schob es auf Cecilys Seite des Tellers. „Um Himmels willen, esst, Mylady!“, bat er. „Ich vergehe fast vor Appetit auf eine richtige Mahlzeit.“
„Heute ist Freitag“, murmelte Cecily, von plötzlichen Schuldgefühlen geplagt. „Eigentlich müssten wir Fisch servieren.“
Adam griff nach dem weingefüllten Becher und schüttelte den Kopf. „Ich danke Gott für dieses Brathähnchen. Und wenn ich mich recht entsinne, solltet Ihr nicht einmal Fisch essen … Hatte Mutter Aethelflaeda Euch nicht als Buße das Fasten auferlegt?“
„Ja, bei Brot und Wasser. Ich fühle mich schuldig, so gut zu speisen.“
„Tut das nicht. Diese Jahre sind vorüber.“ Er beugte sich zu ihr, seine Augen blickten ernst. „Sagt mir ehrlich … Seid Ihr froh, dem Kloster entronnen zu sein?“
Las sie da Zweifel in seinem Blick? War es möglich, dass ihre Wünsche ihm etwas bedeuteten? Es schien nicht sehr wahrscheinlich, doch er hatte sie gefragt, also antwortete sie ihm aufrichtig. „Ja, Sir, das bin ich.“
„Um des guten Essens willen, natürlich“, sagte er, ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen.
Cecily erwiderte es selbstvergessen. „Natürlich um des guten Essens willen.“
Er stellte den Becher geräuschvoll auf den Tisch zurück. „Jetzt müsst Ihr mich auf die Probe stellen.“
„Euch auf die Probe stellen?“
„Mein Englisch. Wir werden uns auf Englisch unterhalten.“
„Wir Ihr wünscht.“
Er machte eine ausladende Handbewegung. „Das ist Fulford Hall“, sagte er in klarem, doch stark akzentgefärbtem Englisch.
„Ja, das ist gut.“
„Mein Name ist Adam Wymark. Ich bin ein bretonischer Ritter. Ihr seid Lady Cecily Fulford. Ihr seid Angelsächsin, und Ihr seid meine Braut. Wir werden morgen heiraten, ehe die Adventszeit eintritt.“
„ Beginnt . Ja, sehr gut“, lobte Cecily, verwundert über Adams rasche Fortschritte. Sie senkte den Blick, um ihre wachsende Besorgnis zu verbergen. Hatte er ihr Gespräch mit Edmund mit angehört? Hoffentlich nicht! Er hatte eben erst begonnen, Englisch zu lernen, also konnte er noch nicht allzu viel verstehen, oder doch?
„Wilf und Vater Aelfric haben versucht, mich zu unterrichten“, erklärte Adam wieder in normannischem Französisch. „Versteht Ihr, so wie Herfu bin ich nicht nur ein Krieger, ich bin auch ein Sprachforscher.“
„Das sehe ich.“ Gütiger Himmel, wenn es etwas
Weitere Kostenlose Bücher