Novizin der Liebe
als Vater Aelfric hüstelte und um Ruhe für das Tischgebet bat.
„Mmm?“
„Die Dorfbewohner zum Herkommen zu bewegen?“
„Vater Aelfric hat ihnen von unserer Verlobung erzählt. Sie sind gekommen, um Euch zu sehen, Mylady.“ Die Brauen leicht zusammengezogen, blickte Adam ihr in die Augen. „Sie verehren Euch und werden Eurem Beispiel folgen.“
Cecily senkte den Kopf zum Gebet. Wenn es nur so wäre, dachte sie, denn ihr war schmerzlich bewusst, dass es wohl eher eine Mischung aus Furcht und Neugier war, die an diesem Abend alle in den großen Saal geführt hatte. Am Nachmittag hatte sie jeden Angelsachsen, der ihr über den Weg gelaufen war, nach Lufus Verbleib gefragt, doch ohne jeden Erfolg. Die Leute wussten, wo die Köchin war, doch nun, da Cecily im Begriff stand, sich mit Adam zu verbünden, machten sie Front gegen sie. Nicht einmal Gudrun und Matty hatten sich das Geringste entlocken lassen. Und Edmund hatte sie als Überläuferin bezeichnet. Teilte das gesamte Dorf seine Ansicht?
Nachdem das Tischgebet gesprochen war, nahm Adam ihre Hand. „Mylady“, sagt er, verbeugte sich förmlich und ließ sie Platz nehmen. Als er sich neben ihr auf der Bank am Kopfende der Tafel niederließ, streifte sein Schenkel den ihren.
Cecily strich sich den Schleier zurück. Adam zu berühren, und sei es auch noch so leicht, machte sie verlegen, doch als sie zurückweichen wollte, spürte sie einen sanften Druck an ihrem Handgelenk und schaute auf.
Adam schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich brauche Euch in meiner Nähe.“ Seine leisen Worte waren bei all dem Bänkerücken und Stimmengewirr im Saal kaum zu verstehen. „ Sie brauchen Euch in meiner Nähe. Wenn wir einträchtig handeln, ist das besser für alle.“
War das eine Drohung? Was würde Adam mit den Dorfbewohnern machen, wenn sie ihn nicht offen unterstützte? Wenn es ihrem Wohl diente, dass sie Adam anlächelte, dann würde sie ihn anlächeln und darauf vertrauen, dass die Leibeigenen ihres Vaters sie als Friedensstifterin betrachten würden, nicht als Überläuferin. Adams wachsamer Blick glitt über ihr Gesicht. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass er sich zurückhielt, auf etwas wartete, einen Schachzug, einen Schritt ihrerseits. Hatte er ihr Gespräch mit Edmund mit angehört? War er in der Lage gewesen, es zu verstehen?
„Dieses Blau steht Euch“, murmelte er unerwartet, „und ich freue mich, dass Ihr endlich diesen Nonnenschleier abgelegt habt.“
Überrascht über sein Kompliment und abermals verlegen, neigte Cecily dankend den Kopf und streckte ihm in einer anmutigen Geste die Hand entgegen. Sie trug noch immer die groben Stiefel aus Klostertagen, doch das hatte er offenbar nicht bemerkt. Trotz dieser wenig damenhaften Fußbekleidung würde sie die förmliche Rolle spielen, die er ihr zugedacht hatte, auch wenn es ihr nicht gelang, das leichte Zittern ihrer Finger zu verbergen. Adam hob ihre Hand an seine Lippen. Schmetterlinge. Ein kleiner Kuss, und schon war ihr, als flatterten Schmetterlinge in ihrem Bauch. Wie machte er das nur?
Als sie aufsah, erkannte sie, dass ihr Zwischenspiel nicht unbemerkt geblieben war. Gudrun, die am anderen Ende der Tafel saß, wirkte viel entspannter als zuvor. Matty kicherte leise und stieß ihre Mutter mit dem Ellbogen an. Wat grinste. Zu Edmund hinüberzuschauen, vermied Cecily.
Etwas schlug polternd gegen die Tür. Aller Augen richteten sich auf Herfu, der, nachdem er die Tür mit einem Tritt geöffnet hatte, eine riesige Servierplatte mit Brathähnchen hereintrug. Die Flammen des Feuers tanzten im Luftzug wie Narzissen im Wind. Brian stellte die Platte mit einem dumpfen Knall auf die Tafel und ging zurück in den dunklen Hof.
Hähnchen vom Spieß mit Zwiebeln. Sie waren so zart, dass das Fleisch sich bereits vom Knochen löste. Cecily lief das Wasser im Mund zusammen. Es sah ganz so aus, als hätte Adam untertrieben, was Brians Kochkünste betraf. Der junge Mann war ein Zauberer.
Adam rückte eine Servierplatte so zurecht, dass sie beide davon essen konnten, und legte ein Stück Brot darauf, offenbar in der Absicht, seine Mahlzeit mit Cecily zu teilen. Cecily hatte diesen Brauch nie zuvor beobachtet, doch ihre normannische Mutter hatte sie gelehrt, dass es in Frankreich zur förmlichen Etikette gehörte, dass ein Ritter Speis und Trank mit seiner Dame teilte. Heute Abend zielte alles, was Adam tat, darauf ab, den Anwesenden ihre Verbundenheit zu zeigen. Er erwies ihr Ehre, weil es in seinem
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