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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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funkelte ihn zornig an. Sie wusste sehr wohl, was Sir Richards Abwesenheit in jener Nacht in Winchester zu bedeuten gehabt hatte, und würde nicht zulassen, dass er die Frauen von Fulford in gleicher Weise behandelte. Sie öffnete den Mund, um ihm genau dies mitzuteilen, doch Adam hielt sie mit einer Handbewegung zurück.
    „Nein, Richard“, sagte er mit Nachdruck. „Das Mädchen ist nichts für dich.“
    Richard blickte zu Matty hinüber. Schüchtern erwiderte sie sein Lächeln. Ihre Furcht vor den Neuankömmlingen schien sich aufgelöst zu haben wie Morgennebel.
    „Nein?“, fragte Sir Richard leise, ohne den Blick von Matty abzuwenden. „Das solltest du vielleicht ihr sagen. Die Kleine macht mir schon den ganzen Abend lang schöne Augen.“
    Cecily war verärgert. Sir Richard hatte in der Tat nicht unrecht – sie sah selbst, dass Matty ihn ermutigte. Törichtes Mädchen – hatte sie denn keinen Verstand? Cecily musste sie davor warnen, ihre Verführungskünste an Männern wie Sir Richard Asculf zu erproben.
    „Sir Richard“, sagte sie. „Matty ist noch sehr jung. Sie ist erst vierzehn.“
    „Sie ist bezaubernd. Meine Schwester Elisabeth wurde mit dreizehn verheiratet“, entgegnete er ohne das geringste Anzeichen von Reue.
    „Ich glaube nicht, dass Ihr vorhabt, Matty zu heiraten, Sir Richard. Lasst sie in Ruhe.“
    Richard zuckte die Schultern. „Wie Ihr wünscht.“ Er legte sich die Hand aufs Herz, erhaschte Mattys Blick und schüttelte dann, einen albernen Ausdruck sehnsüchtigen Schmachtens auf dem Gesicht, den Kopf.
    Mattys Wangen liefen feuerrot an. Adam prustete vor Lachen.
    „Das ist nicht lustig!“, bemerkte Cecily finster. Sie zupfte ihn am Ärmel und murmelte: „Er wird sie doch in Ruhe lassen, nicht wahr?“
    „Seid unbesorgt. Er hat es gesagt. Richard ist ein Mann, der zu seinem Wort steht.“
    „Gut, denn andernfalls kann Matty bei mir schlafen.“
    „Mylady“, sagte Sir Richard, und seine Augen funkelten schalkhaft, doch gutmütig. „Die Tugend Eurer Magd ist nicht in Gefahr. Ich sehe, dass sie noch unschuldig ist. Ich werde an diesem Ende des Saals schlafen, zusammen mit unseren Männern. Adam kann ein Auge auf mich halten.“
    „Wirklich?“
    „Wirklich.“
    In seinem Gesicht lag nichts Boshaftes, nichts, das an einen plündernden Eroberer denken ließ. Cecily nickte. „Die Leute meines Vaters können am anderen Ende des Saals nächtigen, hinter dem Vorhang.“
    „Wen würdet Ihr mit dem Nachtdienst betrauen?“, fragte Adam. „Edmund oder Wilf?“
    „Wilf.“
    „Sehr gut. Wilf kann sich um das Herrichten des Nachtlagers kümmern.“

13. Kapitel
    Das Binsenlicht in der Hand, schleppte Cecily sich die Stiege zum Dachgemach hinauf. Der Kerzenuhr unten im Saal zufolge war es nach Mitternacht, und sie konnte kaum noch die Augen offenhalten, doch schließlich hatten alle Bewohner Fulfords einen Schlafplatz gefunden und sich zur Ruhe begeben. Ehe sie sich verabschiedet hatte, war es Cecily gelungen, ihren kleinen Bruder in den Schlaf zu wiegen. Philip war aufgewacht und hatte zu weinen begonnen, als man seinen Weidenkorb bewegt hatte, um die Schlafstätten herzurichten. Gudrun hatte ihn ihr mit den Worten: „Hier, Mylady, Ihr konntet doch immer so gut mit Kindern umgehen“, in den Arm gelegt und niemand hatte auch nur verwundert die Brauen hochgezogen. Sie war sich ziemlich sicher, dass keiner der Franken vermutete, sie könne Philips Schwester sein. Es hatte gutgetan, ihn in den Armen zu wiegen, selbst wenn sie ein paar Tränen hatte hinunterschlucken müssen bei dem Gedanken daran, dass Philip weder seinen Vater noch seine Mutter jemals kennenlernen würde. Mit dem festen Vorsatz, ihm so viel Liebe zu geben wie möglich, hatte sie ihn schließlich zurück in Gudruns Obhut gegeben und sich auf den Weg in ihre Kemenate gemacht.
    Das Lachen einer Frau unten im Saal weckte sie auf. Gudrun.
    Erfrischt durch eine Nacht auf der wohl bequemsten Matratze auf Gottes Erde, den Kopf auf ein weiches Daunenkissen gebettet, rekelte Cecily sich lächelnd. Das Morgenlicht fiel durch den Spalt zwischen Rahmen und Fensterladen über ihrem Bett.
    Unten trällerte Matty ein Wiegenlied und kicherte dabei zwischen jeder Strophe.
    Ein Säugling gluckste. Es musste Agatha sein, denn Philip war noch zu klein, um so zu glucksen. Geräusche häuslichen Glücks drangen durch die Ritzen in den Dielenbrettern zu ihr empor. Welch eine Freude, von Wiegenliedern und fröhlichem Lachen geweckt zu werden,

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