Novizin der Liebe
über Fulford.“
„Ja, das ist er wohl.“
Ein abermaliges Schniefen. Lufus Augen nahmen einen hoffnungsvollen Ausdruck an. „Seid Ihr gekommen, um mich hier herauszuholen?“
„Nein, tut mir leid“, entgegnete Cecily so freundlich sie konnte. Doch sie würde es versuchen, o ja, das würde sie!
„Aber Mylady!“ Die Hoffnung wich aus Lufus Gesicht und frische Tränen rannen über ihre Wangen. „Dieser Gefolgsmann von ihm, dieser Le Blanc … ein Fremder! Welches Recht hat er …?“
„Das Recht des Stärkeren“, erklärte Cecily und unterdrückte ihre Wut, um das Mädchen zu beruhigen – zumindest so lange, bis sie es aus dem Stock befreit hatte. „Und da wir nichts dagegen ausrichten können, wären wir gut beraten, uns ihm zu beugen.“ Sie hockte sich auf die Fersen, wappnete sich innerlich gegen den beißenden Geruch fauliger Küchenabfälle und senkte ihre Stimme. „Hör zu, Lufu. Dies mag schwer zu verstehen sein, doch ich hatte geglaubt … das heißt, ich hatte gehofft, dass Adam Wymark ein ebenso guter Lehnsherr sein würde wie mein Vater einer war. Diese Hoffnung könnte sich noch immer erfüllen. Vielleicht erweist er sich sogar als besserer.“
„Als b…besserer?“
„Er hat dich nicht auspeitschen lassen, nicht wahr? Mein Vater hätte das getan.“
Lufu blickte sie trotzig an. „Nein, das hätte er nicht! Nicht Thane Edgar.“
„Täusche dich nicht. Er hätte es ganz gewiss getan! Schließlich hat er mich auch ins Kloster geschickt, als …“ Sie verschluckte den Rest ihres Satzes. Ihr Vater hatte sie grob behandelt, gewiss, doch nicht schlechter als die meisten Männer seines Standes es getan hätten. Sie holte tief Luft. „Diese Strafe ist nicht gänzlich unverdient. Du musst begreifen, dass du deine Pflichten vernachlässigt hast. Als ich gestern Abend hier eintraf und in das Küchenhaus gegangen bin … Lufu, in was für einem Zustand das war! Nicht einmal Schweinen hätte man etwas vorsetzen können, was dort zubereitet worden ist, von Menschen ganz zu schweigen!“ Sie ließ den Blick über den stinkenden Abfall schweifen, der um sie herum verstreut lag, und schnippte eine verschrumpelte braune Apfelschale fort. „Das hier stammt alles aus deiner Küche.“
Lufu errötete, wandte den Kopf ab und murmelte etwas.
„Wie bitte?“
„Nichts. Es tut mir leid, Mylady, aber …“ Ein Schluchzen ließ sie verstummen und sie begann abermals zu weinen.
Cecily legte ihr die Hand auf den Arm. „Sag es mir, Lufu.“
„Ich kann nicht, Mylady! Es tut mir leid, aber ich kann nicht.“
Cecily war, als läge ihr ein schwerer Stein im Magen. Noch ein Geheimnis, das sie vor Adam verbergen musste? Sie verlieh ihrer Stimme einen festen Klang. „Beruhige dich. Du steckst ohnehin schon in Schwierigkeiten, warum also nicht gleich alles beichten? Was ist es?“
Lufu schluckte. „Ich kann nicht. Dieser Le Blanc würde mir die Hand abhacken.“
„Die Hand? Das glaube ich nicht.“ Cecily lächelte. „Wir brauchen eine Köchin mit zwei Händen.“
Lufu ließ den Kopf hängen, sodass ihr das Haar ins Gesicht fiel. Ihre Schultern waren gebeugt. „O doch, das würde er“, flüsterte sie. „Wenigstens hat Edmund das gesagt.“
Cecily wich zurück. „Edmund? Was weiß Edmund davon, was Le Blanc vorhat?“
Lufu blies sich die Haarsträhnen aus den Augen und sah Cecily scharf an. „Vermutlich kann er ihn ebenso gut einschätzen wie Ihr Euren Verlobten. Wie lange kennt Ihr ihn? Ein paar Tage?“
„Lufu, niemand von ihnen würde dir die Hand abhacken“, erklärte Cecily zuversichtlich und betete im Stillen, sie möge recht haben. Lufu presste die Lippen aufeinander und wandte den Kopf ab. „Lufu, das würden sie nicht.“ Ungeduldig fasste Cecily das Mädchen am Kinn und drehte sein Gesicht so, dass es ihrem Blick nicht mehr ausweichen konnte. „Ich weiß , dass sie es nicht tun würden.“
Lufu zitterte und flüsterte schließlich: „Aber das ist die Strafe für Diebstahl.“
„Diebstahl? Himmel, Lufu, was …?“
„Eine geräucherte Speckseite. Ich habe sie versteckt. Als sie“, Lufu wies mit dem Kopf in Richtung Waffenkammer, „zum ersten Mal hier aufgetaucht sind. Wollte den Speck in Gunnis Unterschlupf bringen, oben in den Hügeln.“
„Gunni?“
„Mein Liebster. Er ist Schafhirte, Mylady. Seine Sommerhütte ist weit oben in den Hügeln, in der Nähe von Seven Wells. Er hat sich dorthin zurückgezogen, als diese Fremden hier eingerückt sind. Ich dachte,
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