Novizin der Liebe
nicht an, dass sich das geändert hat. Wenn meine Leute erfahren, dass sie Euch vertrauen können, werden sie Euch gut und zuverlässig dienen.“
Meine Leute. Hier war sie, hübsch und bezaubernd, wenn sie wollte, und dennoch schwebte stets dieser Schatten über ihnen, trennte sie stets diese Kluft. Meine Leute. Nicht Eure Leute, obwohl Englands neuer Herrscher die Dorfbewohner unter seine Obhut gestellt hatte. Würde das immer so bleiben? Meine Leute . Cecily Fulford war im Begriff, Cecily Wymark zu werden, doch würde sie jemals unsere Leute sagen und es auch so meinen?
Sie standen an der Tür der Waffenkammer und blickten einander an. Als Cecily sich zum Gehen abwenden wollte, suchte Adam nach einem Vorwand, um sie zum Bleiben zu bewegen. Zwar hatte er noch tausend Dinge zu erledigen, ehe sie am Nachmittag heirateten, doch die würde er leichten Herzens verschieben, wenn er dadurch noch ein wenig länger Cecilys Gesellschaft genießen konnte.
„Was Edmund betrifft …“, hob er aufs Geratewohl an und bedauerte seine Worte sofort. Ihre Miene wirkte mit einem Male verschlossen. Adam war sogleich in Alarmbereitschaft, gab sich jedoch Mühe, sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen.
„Edmund? Nun, er ist einfach einer der Leibwächter meines Vaters – der glücklichste von allen, denn er ist als Einziger noch am Leben.“
Adam ließ zu, dass sie sich von ihm löste. „Ich misstraue dem Mann. Ich bitte Euch, mir zu sagen, wenn er etwas tut, was zu meinem – zu unserem – Schaden sein könnte.“
Bildete er sich das nur ein, oder war sie tatsächlich eine Spur blasser geworden? Ihre Hände hatte sie jedenfalls unwillkürlich zu Fäusten geballt. Als habe sie bemerkt, dass ihm das nicht entgangen war, öffnete sie sie langsam wieder.
„Ihr habt ihn entwaffnet?“
„In der Tat.“
„H…hat er seither irgendetwas getan, was Euren Verdacht erregt hat?“
Adam verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein, es sei denn, man hält sein Geturtel mit einer der Matronen des Dorfes für verdächtig“, räumte er ein. „Obwohl deren Ehemann das gewiss anders beurteilen würde.“
Ein Ausdruck der Verwirrung huschte über Cecilys Gesicht, und sie wandte den Blick ab. „Eine Mutter mit einem Kind? Es war doch gewiss nicht Gudrun, oder?“
„Nein.“
„Wer dann?“
„Das kann ich nicht sagen. Ich habe die Namen der Leute noch nicht alle im Kopf. Sie hat ihn getroffen, als sie zum Wasserholen an den Fluss gegangen ist. Wohnt dort irgendwo hinter der Mühle, in der Nähe der baufälligen Kate.“
„Lady Cecily!“ Gudrun bog mit Philip im Arm um die Ecke des Herrenhauses, gefolgt von Matty, die die kleine Agatha auf der Hüfte trug.
Philip. Welch ungewöhnlicher Name für das Kind einer angelsächsischen Magd. Er klang so normannisch. Adam warf einen flüchtigen Blick auf Agatha. Es war auch seltsam, dass die beiden Kinder einen so geringen Altersabstand hatten, beinahe so, als ob … Er sah zu seiner zukünftigen Gemahlin hinüber. Hier gab es ein Geheimnis, und Cecily war darin eingeweiht, doch …
Gudrun machte einen flüchtigen Knicks. „Lady Cecily, wir brauchen Euch im Saal, es geht um die Vorbereitungen für das Hochzeitsmahl.“
„Ich komme sofort“, entgegnete Cecily und nahm Gudrun das Kind aus den Armen. Liebevoll strich sie ihm über die Wangen und begann, es behutsam zu wiegen.
„Und dann ist da noch die Sache mit Eurem Hochzeitskleid, Liebes“, fuhr Gudrun mit besorgter Miene fort. „Welches wollt Ihr tragen? Dieses blaue hier ist viel zu schlicht und so weit, dass Ihr förmlich darin versinkt.“ Die Haushälterin warf einen Seitenblick auf Adam und fasste Cecily am Arm. „Ihr müsst uns entschuldigen, Sir, doch ich benötige Lady Cecilys Hilfe. Lady Philippa hätte nicht gewünscht …“, sie errötete, „… es … es tut mir leid, Mylady, ich weiß, es ist heikel, doch Eure Mutter hätte sich gewünscht, Euch am Tage Eurer Hochzeit wie eine Prinzessin gekleidet zu sehen, wie unglücklich die Umstände auch sein mögen.“ Sie warf Adam einen schwer zu deutenden Blick zu. „Ich muss Maß nehmen, Sir, damit ich die Kleider ihrer Schwester umändern kann.“ Beinahe ohne sich Zeit zum Luftholen zu gönnen, zupfte Gudrun Cecily am Arm. „Kommt Ihr? Ohne Euch geht es nicht.“
„Ich verabschiede mich, Sir“, sagte Cecily, drückte den Säugling an sich und wiegte ihn in den Armen.
Adam entließ sie mit einem Nicken. „Bis später, Mylady. Am
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