Novizin der Liebe
begründet lag, sie, Cecily, könne ihn nicht lieben. Und das, dachte Adam verächtlich, war lächerlich. Er füllte einen Becher mit dem duftenden Gewürzwein und reichte ihn ihr.
Lächerlich. Für ihn war dies eine Ehe aus Vernunft. Er hatte Cecily seine Nervosität nur gestanden, um sie zu beruhigen. Ja, er fühlte sich stark zu ihr hingezogen, doch sein Herz und seine Gefühle waren nicht beteiligt. Und das wollte er auch nicht, denn Gefühle konnten die Urteilskraft eines Mannes nur allzu leicht trüben. Das einzig Gute, was er durch Gwenns Tod gelernt hatte, war, seine Gefühle im Zaum zu halten.
„Ich werde Euch nicht hassen, Adam.“ Den Becher in der Hand, stand sie vor ihm, schlank und aufrecht, eine schöne angelsächsische Prinzessin in einem granatroten Damastkleid. Seine Prinzessin. Sie hob den Becher an die Lippen, nahm einen kleinen Schluck und reichte ihm den Wein. „Das werde ich wirklich nicht.“
„Das freut mich“, flüsterte Adam, „denn ich bin erbärmlich aus der Übung.“ Er stellte den Becher ab, streckte die Hände nach ihr aus und zog Cecily zu sich, bis er die Wärme ihres Körpers an seiner Seite spürte. Behutsam nahm er ihr den Reif und den Schleier ab. „Gwenn ist vor zwei Jahren gestorben.“
Ihre großen Augen weiteten sich noch mehr. Unten im Saal folgten die Trommelwirbel in immer rascheren Abständen aufeinander.
„Ja, es hat immer nur Gwenn gegeben. Sie war meine erste und meine letzte Frau.“
„Eure letzte? Ihr meint, Ihr hättet nur …? Ich meine, Ihr … nur … nur mit Gwenn?“
Mit einem Kopfnicken ließ er die Hand über einen ihrer golden schimmernden Zöpfe gleiten. Die widerspenstige Locke – jene, die sich stets löste –, ringelte sich um seinen Finger, und Adam spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. „Ja, nur mit Gwenn. Bis jetzt.“ Er richtete seine Aufmerksamkeit darauf, das Band von einem der Zöpfe zu lösen, und hoffte, dass Cecily nicht sah, wie seine Finger zitterten.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke, dass Ihr mir das gesagt habt“, flüsterte sie.
Adam gab einen brummenden Laut von sich und nestelte an dem Zopfband. Cecily duftete warm und fraulich. Sie duftete nach all dem, was er für immer verloren zu haben glaubte. Ein schmerzliches Gefühl durchzuckte ihn, doch er verdrängte es sofort. „Wie lautet das englische Wort hierfür?“
„Band.“ Ihre Stimme hatte einen beinahe zärtlichen Klang. Adam spürte abermals jenen Schmerz in der Brust und runzelte die Stirn. Kein Wein mehr heute Nacht!
„Band“, wiederholte er, als der cremeweiße Stoffstreifen zu Boden fiel und der dicke Zopf sich auflöste. Adam wandte sich der zweiten Flechte zu. Als auch diese gelöst war, fiel Cecilys prächtiges Haar bis zu ihrer Hüfte hinab. Er fuhr mit den Fingern durch die goldenen Strähnen. Ihr Haar war weich und duftete nach Sommerblumen und Kräutern. Es machte ihn schwindeln.
„Im Kerzenlicht schimmert Euer Haar wie Gold, wie goldene Seide.“ Er musste sich räuspern. „Ich habe Euer Haar schon einmal gesehen.“
„Tatsächlich?“ Sie sah ihn beinahe zärtlich an.
„Ja.“ Adam neigte den Kopf und liebkoste ihr Ohr durch den Schleier ihres Haars hindurch. Verstohlen sog er ihren Geruch ein. Rosmarin, und darunter jener besondere Duft, den er allmählich als den ihren erkannte. Er war wesentlich berauschender als der Gewürzwein, den sie getrunken hatten. „Ich habe es gesehen, als Ihr jener Frau beigestanden habt, die in den Wehen lag. Ich fand Euch hübsch“, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu. „Bei Weitem zu hübsch für eine Nonne.“
„Und nun bin ich Eure Gemahlin“, sagte sie, griff unwillkürlich nach seiner Hand und hob sie an ihre Wange. „Doch wie sehr wünschte ich … Ich frage mich …“
„Mmm?“
Sie zuckte die Schultern. „Es mag töricht sein, doch ich frage mich, wie es gewesen wäre, wenn wir einander unter anderen Umständen begegnet wären. Wenn Ihr nicht mit Herzog Wilhelm hergekommen wäret. Wenn meine Eltern noch lebten. Wenn …“
Sein Blick hatte sich verdüstert. „Wir können das Geschehene nicht ändern. Wenn ich Herzog Wilhelm nicht begleitet hätte, wäre ich nie nach Fulford gekommen, und Ihr wäret noch immer im Kloster.“
Cecily seufzte und sah so kummervoll drein, dass Adam sich sagen hörte: „Doch wir könnten so tun, als wäre es anders, solange wir hier in unserem Gemach sind. In unserem Bett.“ Er
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