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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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war bei seiner Befragung dabei. Der alte Mann war fix und fertig. Er stammelte nur herum. Das wirkte auf mich echt.“
    „Aber wie konnte das passieren? Hat er Haas in der Dunkelheit nicht gesehen? Waren die Straßenlampen da schon defekt?“
    „Als ich ankam, waren sie es. Für die Schupo ist der Fall klar. Sie werden nicht weiter ermitteln. Dafür sehe ich auch keinen Grund.“ Leander steckte Block und Stift in die Tasche seines Anoraks. „Unfälle passieren nun mal, auch Pädophilen.“
    „Du gibst dich zu früh mit dem Offensichtlichen zufrieden. Für meinen Geschmack gab es viel zu viele Autounfälle im Umkreis von Schäfer, Beck, Engel und Haas.“ Wasser tropfte von Daniels Mütze hinab. Entgeistert beobachtete er, wie ein Rinnsal daraus wurde. Seine Kopfbedeckung musste so durchnässt sein, dass sie den Regen nicht mehr aufnahm.
    „Ich werde dir morgen einen Schirm mitbringen.“
    „Witzbold. Und wie soll ich den halten, während ich den Rolli anschiebe?“
    „Du kannst ihn mithilfe von Kabelbindern und Gaffa-Tape an einer der Stangen deiner Rückenlehne festmachen. Ich helfe dir dabei.“
    „Mary Poppins auf Rädern?“ Schnaubend nahm Daniel sein Cap ab und wrang es aus. „Verzichte.“
    „Weil nur Weicheier Regenschirme benutzen?“
    Leander hatte ihn durchschaut. Daniel schenkte ihm ein breites Lächeln, aber das Wasser lief ihm in die Augen, sodass er ständig blinzeln musste und sich schließlich mit der Hand über das Gesicht wischte.
    „Wir Softies sind eben cleverer als ihr Machos.“
    Murrend musterte Daniel Leanders trockene Kleidung. Er dagegen war längst durchweicht. Vielleicht hatte der Grünschnabel recht. Schaudernd, weil mit der Nässe auch die Kälte unter seine Kleidung drang, zeigte er auf den Kiosk eine Straßenecke weiter. „Ich höre mich dort mal um.“
    „Der ist zu weit weg von der Unfallstelle. Du verschwendest nur deine Zeit. Dort findest du bestimmt niemanden, der etwas gesehen hat.“
    Aber ein trockenes Plätzchen, dachte Daniel, und im besten Fall sogar einen heißen Kaffee.
    Den bekam er. Seine Hoffnung, einer der Zeugen hätte sich ebenfalls hierher verkrochen, weil er entweder den Uniformierten aus dem Weg gehen oder dem Schneeregen entkommen wollte, bestätigte sich allerdings nicht. Was die Entfernung anging, sollte Leander ebenfalls recht behalten. Wenigstens konnte Daniel sich aufwärmen, bevor er heimfuhr.
    Er zog seine Handschuhe aus, nahm den Kaffee entgegen und ignorierte die Blicke der zwei Anwesenden, die mit unverhohlener Neugier sein Gefährt musterten. Während er sich die klammen Finger am Becher wärmte, schaute er sich um.
    Ein Tresen grenzte ein Drittel des Verkaufsraums ab. Dahinter saß die füllige Verkäuferin – von ihrem besitzergreifenden Blick leitete Daniel ab, dass es sich um die Besitzerin oder Pächterin handelte – auf einem Rollator mit pinkfarbenem Einkaufskorb und rosa Plüschschonern über den Handgriffen. Ihr nachtblaues Kleid verhinderte, dass man ihre Körperkonturen erahnte, denn es floss in einer einzigen Stoffbahn von ihrem Hals hinab bis zu ihren Fußknöcheln. Trotz kurzer Ärmel schien die Frau mittleren Alters nicht zu frieren. Als sie sich als Gloria vorstellte, war sich Daniel nicht sicher, ob er einen Transvestiten vor sich hatte, aber das spielte für ihn, ob nun menschlich oder beruflich, ohnehin keine Rolle. Tatsächlich machte er an ihrem Kinn einen dunklen Flaum aus, doch das hieß nichts. An ihrem Scheitel fiel ihm ein weißer Ansatz auf, ihre schulterlangen schwarzen Haare waren also gefärbt. Möglicherweise war sie doch schon einige Jahre älter, als er zuerst vermutet hatte.
    Die gut gefüllte Kaffeekanne auf der Warmhalteplatte neben der Kasse, die Zigaretten hinter ihr sowie die Süßigkeiten in dem durchsichtigen Schubladensystem zu ihrer Linken befanden sich in Griffweite, sodass sie nur die Arme ausstrecken brauchte, um alles zu erreichen.
    Die Tür zum Lager stand weit offen. Leergut und volle Getränkekästen stapelten sich neben Kartons mit Ware. Alles sah sauber und aufgeräumt aus. Gloria konnte sich wohl kaum eine Putzfrau leisten. Wie schaffte sie es, ihr Büdchen in Ordnung zu halten, fragte sich Daniel und blies in sein dampfendes Getränk.
    Zwei Stehtische belegten einen weiteren Teil des Verkaufsraums. Der einzige Gast lehnte über dem rechten und stützte sich darauf ab, als schaffte er es nur mit Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Wahrscheinlich traf das sogar zu. Die drei Flaschen

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