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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Friedrich immer der Schwächere von ihnen beiden gewesen, nur dass er dies hinter schroffem Verhalten verbarg, um sich keine Blöße zu geben, Daniel wusste es nicht.
    „Sie müssen das verstaan . Friedrich wuchs in einem Waisenhaus auf. Het huis befand sich in einer dörflichen Gegend in der Eifel. Nonnen leiteten es. Sie waren sehr streng, haben ihn oft gezüchtigt. Einmal hat die Mutter Oberin sogar ihren Schuh ausgezogen und ihn mit der Sohle ins Gesicht geslagen , sodass der Abdruck tagelang auf seiner Wange zu sehen war.“
    Daniel ahnte, dass sie um Verständnis für ihren Mann bat. Eigentlich interessierte ihn nur, was Thijs zugestoßen war, aber er ließ sie sprechen.
    „Er und die anderen mussten oft beten und viel in der Schneiderei werken , die dem Heim angeschlossen war, um den Aufenthalt und die Erziehung zu finanzieren. Wenn sie sich etwas zuschulden kommen ließen, wenn sie auch nur lachten, denn plezier war eine Sünde, wurden sie in den Hundezwinger im Hof gesperrt, egal bei welchem weer . Nie ein nettes Wort, eine tröstliche Berührung, nur Unterdrückung, werk en straf .“
    Friedrich schluchzte und verdeckte sein Gesicht mit den Händen.
    „ Liefde hat er erst durch mich kennengelernt.“ Zärtlich kraulte Leentje seinen Nacken und küsste ihm seine Haare. „Seitdem verträgt er es schlecht, wenn jemand zu laut ist. Als jongen stand er permanent unter Druck. Er war nervös und machte noch lange nachts ins Bett. Heutzutage ist er immer noch ein unruhiger Geist und … oft gereizt. Er fährt schnell aus der Haut, ist streng mit sich und seiner Umwelt, weil er es als jochie selbst so erlebt hat. Mein Mann meint es nicht böse. Es liegt an seiner Vergangenheit.“
    „Thijs“, sagte Daniel einfühlsam, um sie zurück zum Fall des vermeintlich entführten Säuglings zu lenken.
    „Er war ein unruhiger Säugling, hat von Anfang an nie durchgeschlafen und litt unter heftigen Dreimonatskoliken. Wir litten auch.“ Verlegen lächelte Leentje. „Seine Bauchschmerzen und flatulentie waren nur schwer zu bekämpfen. Die Schreiattacken waren abends am schlimmsten, uitgerekent dann, wenn Friedrich von der Arbeit nach Hause kam und seine Ruhe brauchte. Unsere Nerven lagen blank. Das Baby hatte pijn , mein Mann brüllte aus Verzweiflung mal ihn und mal mich an, und ich war völlig übermüdet und magerte so stark ab, dass meine Muttermilch nicht mehr floss und ich Thijs nicht mehr stillen konnte. Damit kamen neue problemen . Thijs verweigerte anfangs die Flaschenmilch, schrie noch mehr und Friedrich stand kurz davor auszuziehen. Zu der Zeit nahm er schon Beruhigungstabletten.“
    „Da kam ein Urlaub gerade recht“, lenkte Daniel sie geschickt zu dem Tag, an dem Thijs verschwand.
    „Vielleicht sind wir te laat Eltern geworden. Wir hatten das mit dem Baby nicht gut im Griff. Friedrich wuchs, wie erwähnt im Waisenhaus auf, also entschlossen wir uns, mijn moeder en mijn vader zu besuchen, um sie um Rat zu fragen, und hofften, dass sie sich ein wenig um den Kleinen kümmern würden, damit wir mal ein paar Tage Ruhe und für uns hatten. In unserer Ehe lief es schon vor Thijs’ Geburt nicht gut.“ Sie zupfte imaginäre Flusen von der Jacke ihres Mannes. „Als er auf die Welt kam, freuten wir uns beide. Für mich war er ein Wunschkind, für meinen Mann nicht. Aber als er Thijs im hospitaal das erste Mal auf dem Arm hielt, eroberte der Junge sein Herz im Sturm. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er war es, der ihm die erste Windel wechselte, nicht ich. In den ersten Wochen war Friedrich so ausgeglichen wie noch nie, ruhiger und zufriedener als jemals zuvor. Durch und durch glücklich! Wann immer er zu Hause war, kümmerte er sich rührend um Thijs, spielte mit ihm, brachte immer neue Stofftiere, Mobiles und Bilderbücher mit heim.“
    Erst hatte sie um Mitleid für Friedrich gebuhlt, nun versuchte sie, ihn als liebenden Vater darzustellen, durchschaute Daniel. Aber die friedvolle Situation klang eher wie die Ruhe vor dem Sturm. „Die Fahrt nach Leiden verlief nicht reibungslos, nicht wahr?“
    Leentje schluchzte ein einziges Mal. Ihre Augen wurden feucht und er befürchtete schon, sie würde wieder in Tränen ausbrechen. Aber sie hielt sich tapfer, im Gegensatz zu ihrem Mann, der sich wimmernd nach vorne beugte und die Stirn auf den Tisch legte.
    „Es war einer von Thijs’ ganz schlechten Tagen. Morgens fuhr ich noch zum kinderarts , aber der gab mir nur die üblichen Mittel, die ich schon probiert hatte.

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