Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
wurde.
    Während Leentje ihre Finger knetete, nickte sie. „Zuerst dachten wir, hij slaapt . Dann merkte ich, dass er nicht mehr atmete.“
    Seufzend fuhr sich Daniel über die Stirn und merkte, dass er schwitzte. Thijs Schuster war nicht der erste Säugling, der zu Tode geschüttelt wurde, weil ein Elternteil gestresst war. Bei der Autopsie hätte der Gerichtsmediziner Hirnblutungen festgestellt, wie sie bei einem Schütteltrauma auftraten. Um strafrechtlich nicht belangt zu werden, mussten die Schusters sicherstellen, dass Thijs’ kleiner Leichnam niemals gefunden wurde. „Sie haben die Entführung inszeniert, habe ich recht?“
    „Wir fuhren zurück naar huis .“ Leentjes Bericht wurde nun immer wieder von Heulattacken unterbrochen. Sie konnte kaum noch weiterreden. „Packten ihn in einen Müllbeutel.“ Rotz lief ihr aus der Nase. Sie wischte ihn mit dem Ärmel ihres Pullis weg, obwohl sie das Taschentuch noch in der Hand hielt. „Legten ihn in die Gefriertruhe.“ Sie erschauderte und bekam eine Gänsehaut am Hals. „Fuhren über de Nederlandse grens .“
    Ihre Stimme brach endgültig ab, sodass Daniel den letzten Satz formulierte: „Und behaupteten, er wäre Ihnen auf dem Rastplatz Maarsbergen aus dem Auto entführt worden, dabei lag er tot in Ihrem Eisschrank zu Hause.“
    Plötzlich flog sie von ihrem Platz auf und rannte zur Tür. Im ersten Moment dachte Daniel, sie wollte fliehen. Doch sie griff den Abfalleimer neben dem Eingang und erbrach sich hinein.
    „Es tut mir leid“, murmelte Friedrich weinerlich. „Es tut mir so schrecklich leid. Ich bin ein Monster.“
    Daniel gab dem Ehepaar Zeit, sich zu fangen, bevor er die Vernehmung fortsetzte. Im Grunde wusste er, wie es weitergegangen war, aber er musste es aus ihrem Mund hören. Höchstwahrscheinlich waren sie durch Vincentes Website, auf der er die Fanartikel von verurteilten Kriminellen und den Gedenkkristall-Service anbot, auf ihn gestoßen. Sie hatten ihm eine hübsche Stange Geld gezahlt, damit er ihren Sohn verbrennen und seine Asche samt gefälschter Sterbeurkunde nach Chur überführen ließ. Von dort kam Thijs als Diamant zurück. Seither trugen die Schusters ihren Sohn an Silberketten stets bei sich.
    Ganz schön makaber, dachte Daniel und streckte sich. Nun, da die Anspannung vollkommen von ihm abfiel, taten ihm alle Knochen weh. Das, was er gehört hatte, nahm ihn mit. Die Schusters waren anders als die Mörder, die er sonst enttarnte. Sie wurden nicht getrieben von Eifersucht, Rache, Habgier, politischen oder religiösen Gründen. Auch Marie lag mit ihrem Erstverdacht falsch.
    Friedrich Schuster war kein Pädophiler, nur ein überforderter Vater. Ein unausgeglichener Mann, weitaus unreifer, als er auftrat, der sein Umfeld tyrannisierte, weil er als Junge selbst tyrannisiert worden war, und der seine Verwundbarkeit hinter Wut verbarg. Die Misshandlungen in seiner Kindheit und die daraus resultierende Persönlichkeitsstörung schützten ihn jedoch nicht davor, wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt zu werden. Ob Leentje eine Teilschuld vorgeworfen werden würde, musste die Justiz entscheiden.
    Und Vincente? Er würde bald seine eigenen Devotionalien verkaufen können.

35. KAPITEL
    Daniel schaute auf seine Armbanduhr und fragte sich, wo die Zeit geblieben war. Die Vernehmung des Ehepaars Schuster, die Verabschiedung der Kollegen und das abschließende Gespräch mit Fuchs hatten länger gedauert als gedacht.
    Nun saß er schon seit unglaublichen anderthalb Stunden an diesem verdammten Bericht. Er hasste den ganzen Papierkram! Selbstverständlich verstand er die Notwendigkeit, Fallakten und Datenbanken zu führen. Aber manchmal hatte er den Eindruck, er musste für jedes Blinzeln, jedes Kratzen hinterm Ohr und jeden Gang zur Toilette ein Formular ausfüllen.
    Um schneller voranzukommen, hatte er sich mit seinem Laptop in den Konferenzraum zurückgezogen, in dem – oh, Wunder! – mal kein Meeting stattfand. Inzwischen machte es ihm nichts mehr aus, sich mit Tomasz und Leander ein Büro zu teilen. Aber wenn man sich konzentrieren musste, war es eine Qual. Einer der beiden telefonierte immer, so kam es Daniel jedenfalls vor. Ständig kam ein Kollege herein, der eine Frage hatte, Unterlagen brauchte oder auch nur plaudern wollte. Selbst wenn einer von ihnen sich einen Kaffee holte – oder in Leanders Fall Tee –, fragte er vorher in die Runde, ob er weitere Getränke mitbringen sollte. Nett, aber störend.
    Trotzdem hatte

Weitere Kostenlose Bücher