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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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schien innerlich zu zerfallen. Dunkle Schatten breiteten sich unter ihren vor Kummer getrübten Augen aus. Ihre Lider waren halb geschlossen. Es schien ihr schwerzufallen, aufrecht zu sitzen. Sie weinte zwar nicht mehr, aber die Trauer um ihren kleinen Thijs, die durch die Befragung wieder hochkam, stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    „Sie denken wohl, Sie haben es hier mit Polizisten zu tun, wie man sie zu meinem Leidwesen häufig in deutschen Kriminalfilmen sieht. Wortkarge Deppen, die den Fundort einer Leiche mit weißem Farbspray markieren und damit Spuren zerstören, die Beweismittel mit ihren Fingerabdrücken kontaminieren und mitten durch Tatorte stapfen. Bullshit auf Leinwand!“
    Während Leentje kaum wagte, Luft zu holen, schaute Friedrich ihn verwirrt an.
    „Das hier ist die Realität. Bullen sind keine Dummköpfe. Wir sind in Köln, einer modernen Großstadt. Sie unterschätzen uns.“ Daniels Faust krachte auf die Tischplatte. „Sie unterschätzen uns gewaltig.“ Ein zweites Mal. „Uns und die kriminaltechnischen Möglichkeiten.“ Schlag Nummer drei.
    Zufrieden nahm er wahr, dass selbst Friedrich Schuster bei jedem Schlag zusammenzuckte. Er musste gestehen, dass er es genoss, den Bösen zu spielen.
    „Der Forensik sind heutzutage keine Grenzen mehr gesetzt“, log er. „Die Kollegen im Labor sind Genies und ihre Hightech-Ausstattung besteht aus lauter kleinen Wunderapparaten.“
    Schuster runzelte die Stirn, breitete seine Arme aus und öffnete seinen Mund.
    Doch Daniel ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Unsere Labortechniker haben den Diamanten von Vinzent Quast untersucht und nachweislich festgestellt, dass er aus der Asche des Kannibalen Walter Steinbeißer, bekannt als der Kalte Walter, gepresst worden ist.“
    Leentje wimmerte.
    Ein Schweißtropfen lief an Friedrich Schusters Schläfe hinab, aber er wischte ihn nicht weg. Wie eine Wachsfigur saß er regungslos da.
    „Vincentes Anhänger ist identisch mit Ihrem“, fuhr Daniel erbarmungslos fort. „Ich könnte innerhalb einer Stunde einen richterlichen Beschluss erwirken, der mich dazu berechtigt, Ihre beiden Steentjes forensisch untersuchen zu lassen.“ Was in Wahrheit nichts bringen würde, denn in Asche kann man keine DNA nachweisen, aber das schienen die Schusters nicht zu wissen.
    Es entlockte ihm beinahe ein Lächeln, dass Leentje und Friedrich simultan ihre Hände zum Schutz über die Edelsteine unter dem Stoff legten.
    „Mein Rollstuhl bedeutet mir viel. Nicht weil ich emotional an ihm hänge, sondern weil er wichtig für mich ist. Ohne ihn komme ich nicht vom Fleck. Ich wäre ein Krüppel, der nicht von der Stelle käme, wäre ständig auf fremde Hilfe angewiesen, und das würde an meinem Selbstwertgefühl kratzen, sodass ich einginge wie eine Pflanze ohne Licht und Wasser.“ Anklagend zeigte Daniel zuerst auf Friedrich Schuster. „Aber ich würde meinen Bock darauf verwetten, dass Ihre beiden Diamanten aus menschlicher Asche bestehen.“ Und dann auf seine Frau. „Und dass diese Asche von Ihrem Sohn Thijs stammt. Wollen Sie es darauf ankommen lassen?“
    Schuster ließ das Papiertaschentuch mit den Blutsprenkeln aus der Wunde an seinem Fingernagelbett achtlos zu Boden fallen. Sein Kopf schaukelte hin und her. Plötzlich kippte er nach vorne. Schuster presste Daumen und Zeigefinger auf seine geschlossenen Lider, als versuchte er, seine Tränen zurückzuhalten. Vergeblich. Er weinte leise, aber herzzerreißend. Augenscheinlich gab er sich geschlagen.
    „Es war ein ongeluk “, stammelte Leentje. „Ein Unfall. Er hat es nicht gewollt. Hat es nicht extra … nicht absichtlich … Er hat zijn zoon geliebt.“
    Sie streichelte den Rücken ihres Mannes, aber der schien das gar nicht wahrzunehmen. Wie ein geprügelter Hund heulte er vor sich hin.
    „Was ist wirklich passiert?“, fragte Daniel butterweich. Er hatte den Schutzpanzer des Paares mit der Brechstange aufgehebelt. Nun bluteten ihre Seelen und es wurde Zeit, die Samthandschuhe anzuziehen, damit sie nicht wieder dichtmachten.
    Leentjes Wangen schimmerten feucht, aber sie hatte sich für den Moment gefangen. Sie schaute ihren Mann an, wartete offenbar darauf, dass er gestand, was sich zugetragen hatte, doch er wimmerte nur. Unerwartet tauschten sie die Rollen. Er, der die ganze Vernehmung über die Position des Wortführers eingenommen hatte, war kaum noch ansprechbar, während Leentje wieder an Kraft gewann. Vielleicht wollte sie stark für ihn sein, möglicherweise war

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