Nr. 13: Thriller (German Edition)
kam er aus Russland.
Ihm war das Schweigen wohl unangenehm, denn er plapperte nervös weiter. „Nikolai, das bin ich, aber nennen mich Kolja.“
„Stören Sie uns nicht!“, zischte Dr. Sachs.
„Maike Lange, die Nationalspielerin?“, fragte Leander und erntete von Daniel einen schiefen Blick, worauf er die Achseln zuckte. „Was denn? Damenfußball ist interessant. Frauen spielen taktischer als Männer. Das gefällt mir.“
Daniel wandte sich wieder Kolja zu und machte eine ausladende Geste. „Was hat Lange mit dem hier zu tun?“
„War kaputt, fertig. Der Leistungsdruck, wissen Sie? Krank, immer krank.“ Kolja öffnete seine Jacke, als wäre ihm heiß, dabei waren seine Wangen gerötet vor Kälte. „Außerdem lieben Frau.“
„Na und? Sie war eine Lesbe. Das ist Köln, mein Guter, kein Dorf im tiefsten Sibirien. Hier ist so was normal. Und jetzt schließen Sie den Deckel wieder.“ Dr. Sachs winkte hektisch, um die beiden Träger anzuweisen, sich zu beeilen, aber sie rührten sich nicht vom Fleck.
Unbeirrt erzählte Kolja weiter: „Ist in Sport nicht normal. Keiner will umkleiden zusammen mit Frau, die mit Frau schläft. Maike Lange waren verlobt. Aber wenn sie heiraten Freundin, kein Geheimnis mehr. Also, sie machen schlimme Entscheidung.“
„Krasse Sache“, warf sein Kollege ein, der sich das erste Mal zu Wort meldete. Er zog seine Fellmütze aus und drückte sie gegen seinen Bauch.
Kolja klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Frauen wohnen in Haus mit Mauer. Dort können sie heimlich küssen und Liebe machen im Garten. In Einfahrt, Freundin steigen in Auto. Großer Wagen, Jeep. Lange ziehen Schuh aus, stellen Fuß hinter hinterste Rad. Freundin fahren rückwärts. Hat bestimmt furchtbar wehgetan und laut geknackt.“
„Sie ist ihr absichtlich über den Fuß gefahren?“ Fassungslos schnappte Lioba Zur nach Luft. „Warum das, um alles in der Welt? Damit war ihre Karriere doch vorbei.“
„Genau. Vor einem Monat oder so.“ Kolja nickte. „Brauchen nicht mehr in Umkleide, kann bleiben zu Hause bei Schatz, ist glücklich und kriegen viele Euro.“
„Das kann nur eins bedeuten.“ Daniel verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, weil er fror. Still auf einer Stelle zu sitzen, im Freien, im Winter, war unklug. Eigentlich hätte er die Hälfte seines Körpers, die noch funktionierte, besser schützen sollen, aber noch waren sie hier nicht fertig. „Ihr Fuß war hoch versichert.“
„Beide. Rechts und links. Sagte, wäre Unfall mit Fahrerflucht gewesen. Täter weg. Versicherung zahlte. Nette Abfindung für Neustart und muss nicht sagen wahre Grund für Karriereende.“
„Aber sie ist doch nicht tot“, wandte Leander ein.
„Kennen Kevin Kaufmann?“
Dr. Sachs stöhnte genervt. „Noch mehr Namen? Spielen wir hier Wer kennt wen? Oder fahren wir mit der Arbeit fort?“
„Lesen keine Zeitung? Sollten wirklich tun. Ist jüngster Paparazzo von Köln. Erst 13. Macht Fotos und Videos mit Smartphone.“ Kolja lachte. „Mit Handy! Nix Kamera. Hat eigene YouTube-Kanal und Blog. Manchmal verkaufen er an Zeitungen oder Fernsehen.“
Nun wurde auch die Staatsanwältin ungeduldig. Sie schob den Ärmel ihres Mantels hoch und schaute auf ihre Armbanduhr. „Was hat dieser Kevin mit unserer Sache zu tun?“
Daniel hatte da so eine Vermutung. „Er hat Fotos davon geschossen, wie Langes Freundin ihren Fuß mit dem Jeep platt walzte, richtig?“
„Besser! Hat Video gemacht. Ist auf einen Baum geklettert und hat geguckt über Mauer, denn für private Schnappschüsse es gibt mehr Zaster.“ Zwinkernd rieb Kolja Daumen und Zeigefinger aneinander. „Cleverer Junge. Hat Versicherungsbetrug aufgenommen und online gestellt. Kriegen viele, viele Klicks. Jemand sagen Polizei. Maike Lange und Liebste werden verhaftet. Kriegen kein Geld. Nur Schande.“
„Doch Lange lebt, Herrgott noch mal. Außerdem muss ihr ganzer Fuß zertrümmert worden sein.“ Das arrogante Näseln war in Dr. Sachs’ Stimme zurückgekehrt. „Warum vergeuden wir unsere Zeit mit Geschichten?“
„Njet.“ Energisch schüttelte Kolja den Kopf. „Hat darauf geachtet, nur Zehen abzufahren. Arzt nehmen sie ab. Maike wollen nur genug verlieren, um nicht mehr Fußball spielen zu können.“
Sein Kollege setzte seine Mütze wieder auf. „Krass, wirklich krass.“
„Aber“, und es fiel Daniel nicht leicht, dem unsympathischen Rechtsmediziner zustimmen zu müssen, „Lange dürfte sich in der Vollzugsanstalt
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