Nr. 13: Thriller (German Edition)
seine Kraft viel besser einsetzen, da er stand und Daniel saß.
Unter anderen Umständen hätte Daniel ihm in den Bauch getreten, aber das war gerade keine Option. Darum heckte er einen anderen Plan aus, einen gewagten.
Plötzlich ließ er die Stange los. Irritiert reagierte Beck zu spät und drohte nach hinten zu fallen. Er fing sich jedoch rechtzeitig, lachte abfällig über diese vermeintliche Dummheit und schlug nach ihm. Aber seine Berechenbarkeit schwächte ihn. Genau im richtigen Augenblick, kurz bevor der Kuhfuß ihn erreicht hatte, versetzte Daniel Becks Handgelenk einen Schlag. Gezielt mit der Handkante. Voller Wucht. Wie sein Trainer es ihm beigebracht hatte.
Durch den Impuls ließ Uwe Beck das Werkzeug fallen. Verärgert blinzelte er Daniel an. Als dieser zurückwich, ging Beck wohl davon aus, dass er Angst vor ihm bekam, denn er fand sein überhebliches Grinsen wieder. Dabei war Daniel lediglich auf der Hut. Er unterschätzte den verurteilten Straftäter keineswegs, aber er lockte ihn in die Falle wie einen Dorftrottel, und dieser merkte es nicht.
Schnaubend wie ein Stier stürmte Beck auf ihn zu und stürzte sich mit einem Löwengebrüll auf Daniel, die Hände zu Habichtklauen geformt, als könnte er sich nicht entscheiden, welches Tier er repräsentieren wollte.
Daniel bemühte sich, ruhig zu bleiben, was ihm äußerst schwerfiel. Sein Puls raste. Der Drang, ausweichen zu wollen, wuchs. Sein Verstand teilte ihm mit, dass er nicht James Bond war, sondern ein Krüppel. Doch die Stimme seines Trainers in ihm war lauter.
In der letzten Sekunde tauchte Daniel unter Becks Händen hinweg. Er behielt jedoch den Kopf aufrecht. Seine Augen richteten sich weiterhin auf sein Ziel. Atemlos vor Aufregung haschte er nach Becks Oberkörper. Er krallte sich in seinem Pullover fest. Hoch konzentriert nutzte er den Schwung seines Gegners. Daniel richtete seinen Oberkörper auf, als Beck schon halb über ihn hinweggeschossen war, und wuchtete ihn in Judomanier über seine Schulter nach hinten – geschmeidig und lautlos.
Beck dagegen schrie vor Schmerz auf, als er gegen die Wand hinter Daniel krachte. Wie ein Sack Kartoffeln fiel er zu Boden. Benommen, aber nicht bewusstlos.
Stöhnend rieb er über seine Stirn. Er bewegte vorsichtig seine Glieder, als wollte er testen, ob etwas gebrochen war. Ein zweites Mal versuchte er sich aufzurappeln, mühsamer zwar, jedoch war er immer noch im Spiel.
Was für ein verflucht zäher Bursche! dachte Daniel zerknirscht.
Er ahnte, dass sich Beck kein drittes Mal überrumpeln lassen würde. Daniel blieb nur eine Chance, er musste ihn davon abhalten, wieder auf die Füße zu kommen. Die Brechstange lag zu weit weg, um sie rechtzeitig zu greifen. Er hatte jedoch keine andere Waffe.
Hatte er doch! Sie war Fluch und Segen zugleich. Seine Geißel und nun seine Rettung.
Flugs legte Daniel die Hände an die Greifringe. Einige Male schaukelte er seinen Rollstuhl vor und zurück, um sofort in Schwung zu kommen, sobald es losging. Pfeilschnell schoss er mit seinem Bock nach vorne. Er rammte Uwe Beck die Fußstützen in den Magen, so fest er nur konnte, und hoffte, sich nicht die Zehen gebrochen zu haben.
Beck gab einen Schmerzenslaut von sich. Er sackte auf den Boden. Die Arme um sich geschlungen, krümmte er sich.
Doch Daniel konnte seinen kleinen Triumph nicht auskosten. Als er nach der Attacke zurücksetzte, übersah er die Luke. Sein rechtes Hinterrad fuhr über die Öffnung. Der Rolli sackte ab und kippte zur Seite. Um sich abzufangen, streckte Daniel die Arme aus. Da ging ein Ruck durch den Chopper hindurch. Abrupt blieb er schräg hängen. Das Rad hatte sich verkeilt.
Daniel war gezwungen, in dieser Schieflage auszuharren. Mit einem unguten Gefühl nahm er wahr, dass Uwe Beck immer noch nicht k. o. war.
Plötzlich hörte er Schritte auf der Treppe, die hinauf ins Erdgeschoss führte. Zahlreiche Füße liefen die Stufen in Daniels Rücken trippelnd hinab. Er wagte es nicht, den Oberkörper zu drehen, um zu sehen, wer von den Kollegen angerannt kam, weil sich das Rad durch die Bewegung lösen konnte.
Warum hat das so lange gedauert? Keine Frau könnte länger brauchen, eine verdammte Weste anzuziehen, hatte Daniel auf der Zunge liegen, obwohl auch weibliche Einsatzkräfte dabei waren, doch er kam nicht mehr dazu. Mehrere Hände packten ihn und seinen Rollstuhl. Sie hoben ihn gemeinsam hoch und hievten ihn samt fahrbarem Untersatz zur Seite.
Im nächsten Moment stand Daniel
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