Nr. 13: Thriller (German Edition)
falsche Zeitpunkt.“ Tom winkte ab und ließ sich in seinen Stuhl fallen. „Es läuft nicht gut zwischen uns.“
Zustimmend brummte Daniel, meinte aber seine eigene Ehe. Tomasz würde sich mit dem Kauf einer Immobilie eventuell übernehmen, aber immerhin könnte er seiner Ehefrau theoretisch diesen Wunsch erfüllen. Marie dagegen sehnte sich nach etwas, das er, Daniel, ihr auf keinen Fall geben konnte.
„Jetzt will Natalia auch noch lieber bauen. Wenn es nach ihr geht, hat das Grundstück keinen Garten, sondern eine Parkanlage. Es soll eine frei stehende Villa mit einem überdachten Eingang sein, doppelter Garage und einer Einliegerwohnung für ihre Eltern. Ich mag sie, aber täglich möchte ich sie nicht um mich haben. Sie würden sich mit Natalia zusammentun und mich bei allem überstimmen.“ Toms Lachen klang bitter. Er öffnete die obersten Knöpfe seines weiß-orangefarbenen Karohemds, als würde ihm allein die Vorstellung an diese Übermacht den Schweiß aus den Poren treiben.
„Wenn ich meine gar nicht mehr treffen müsste, wäre ich nicht traurig.“
„Deine Schwiegereltern sind ja auch wie Medusa und Hades. Meine fahren nur ihre Krallen aus, wenn es um ihre Tochter geht. Ich soll Natalia auf Händen tragen und ihr das Beste bieten, doch das kann ich mir nicht leisten. So viel verdiene ich als OK nicht, du weißt das ja.“ Tom pulte ein Steinchen aus seiner Schuhsohle. „Sie will, dass ich zum LKA gehe, weil die Chancen, schneller aufzusteigen, dort besser sind.“
„Was?“ Daniel glaubte, eine Uhr ticken zu hören. Aber als er genauer hinhörte, war da nichts.
„Ich soll Karriere machen.“
„Das kannst du doch auch hier.“
„Bei der letzten Beurteilung bekam ich vier von fünf Punkten“, sprach Tomasz auf das Bewertungssystem der Behörde an. „Ganz okay, aber eine Garantie für eine Beförderung in nächster Zeit ist das nicht. Außerdem dauert das alles zu lang.“
„Du meinst wohl, Natalia dauert es zu lang.“ Daniel fühlte ein Zwacken in seinem Zwerchfell. Er musste vor Schreck falsch geatmet haben. „Willst du denn weg? Ich dachte, du würdest dich hier wohlfühlen.“
Bevor sein Kollege und Freund antworten konnte, kam Leander herein und reichte ihnen ihre Becher. Er selbst setzte sich mit seinem Tee an den Schreibtisch, machte dabei einen Buckel wie eine Katze und rief vermutlich, wie sie alle, erst einmal seine E-Mails ab.
„Das LKA hat die Fingerabdrücke der Mikwe-Toten durchs AFIS gejagt.“ Tom schüttelte seinen Kopf. „Keine Übereinstimmung.“
„Ach, schau an!“ Geräuschvoll schlürfte Leander an seinem Heißgetränk, während er auf seinen Bildschirm starrte. Er sog scharf die Luft zwischen seinen Zähnen ein, weil er sich offenbar die Zunge verbrannt hatte. Als er in seinen Tee blies, drang Pfefferminzduft zu Daniel herüber.
Dieser zog seine Stirn kraus. „Gibt’s was Neues?“
„Die Vermisstenstelle hat weitere Fotos geschickt.“
„Bilder von Frauen, die länger als drei Tage vermisst werden, aber auf die Beschreibung der Mikwe-Toten passen? Dann müsste das Opfer aber länger gefangen gehalten worden sein“, überlegte Daniel laut und kam zu dem Schluss: „Möglich wäre es.“
Leander winkte ab, ohne aufzuschauen. „Lass sie mich erst einmal in Ruhe anschauen und die Anzeigen studieren.“
„Der Leichnam zeigte allerdings keine Anzeichen von Verwahrlosung, daher glaube ich nicht an diese Theorie.“ Genüsslich biss Tom in ein Mettbrötchen und sprach mit vollem Mund: „Gestern, als ihr weg wart, habe ich am Melatengürtel angerufen, um die Gerichtsmedizin nach ihrer echten Haarfarbe zu fragen. Die Probe liegt noch im Labor, aber der Scheitel sieht dunkelblond aus, nicht rötlich.“
„Zäumen wir das Pferd doch mal andersherum auf. Das Opfer in der Nummer 13 könnte blond gewesen sein, seine Haare jedoch rot getönt haben“, sagte Daniel hoffnungsvoll und breitete seine Arme aus. „Der Täter hat sie nach der Ermordung abgeschnitten und schwarz gefärbt.“
„Zeitlich kommt das nicht hin. Der Ansatz weist eine scharfe Kante auf, sagte der Rechtsmediziner. Soll heißen: Die Färbung war alt und wuchs bereits heraus.“ Tom spülte mit einem kräftigen Schluck Kaffee nach. „Gib schon zu, Zucker, bei den beiden Mordopfern handelt es sich nicht um ein und dieselbe Frau. Du musst dringend Beweise vorlegen, dass es überhaupt einen Mord im Pädophilen-Haus gab, sonst hast du keinen Fall.“
Daniel presste seine Zähne aufeinander,
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