Nr. 13: Thriller (German Edition)
überdurchschnittlich begabt ist, aber aus einer sozial schwachen Familie stammt“, fasste Leander die Beschreibung zusammen. „Sie wurde das letzte Mal vor drei Tagen gesehen.“
Schwungvoll stand Tomasz auf und stellte sich zwischen seine beiden Kollegen. „Und warum wurde ihr Verschwinden erst jetzt gemeldet?“
„Sie wird als Außenseiterin beschrieben. Ihre Studienkollegen bekamen nicht einmal mit, dass sie in den Vorlesungen fehlte. Nur ihrer Vermieterin Almuth Klein fiel auf, dass Schumann nicht nach Hause kam. Die wohnte bei ihr in einem Zimmer, daher bekam Klein mit, wann sie kam und ging.“ Leander verdrehte seine Augen. „Zuerst dachte sie, die junge Frau wäre bei ihrem Freund. Denn das letzte Mal, als sie ihre Untermieterin traf, sagte Schumann zu ihr, sie hätte ein Date. Heute Morgen wurde Frau Klein aber doch mulmig und sie wandte sich an die Polizei.“
„Ich werde sie heute noch aufsuchen und um eine Vergleichsprobe von Schumann bitten.“ Tom zeigte auf den Schnappschuss von Petra Schumann, der aus einem Gruppenfoto ausgeschnitten war, vielleicht einem Foto bei der Verleihung ihres Stipendiums. „Die könnte auch für 16 durchgehen.“
„Vielleicht hat der Täter sie genau deshalb ausgesucht. Weil sie die Ausstrahlung eines Teenagers hat. Und wer würde so denken?“, fragte Daniel, obwohl er die Antwort kannte.
Aufgeregt zupfte Leander an der Haut seines langen, dünnen Halses. „Ein wegen Pädophilie verurteilter Mann, der nicht noch einmal straffällig werden, aber trotzdem nicht auf den Kick verzichten möchte.“
„Ihr vermischt schon wieder die Fälle.“ Tomasz stöhnte genervt.
Während Daniel zu ihm aufschaute, knetete er seine Armlehnentasche. „Es ist nur ein Fall.“
„Das sagt dir was? Dein Bauchgefühl?“ Tom schnalzte mit der Zunge. „Ist das nicht ein bisschen zu weibisch für einen Macho wie dich?“
Obwohl Daniel Marie gelobt hatte, sich zurückzuhalten, brach sein Sarkasmus immer wieder durch. „Die Zusammenarbeit mit Leia bringt eben eine völlig neue Seite an mir zum Vorschein.“
„Was soll das denn heißen?“, fragte Leander und funkelte ihn an.
Besänftigend zwinkerte Daniel ihm zu. „Das war ein Kompliment.“
Leander schnaubte. „Du hast eine merkwürdige Art, durchblicken zu lassen, dass du mich magst.“
Seine Verlegenheit versteckte Daniel hinter der Kaffeetasse, indem er sie an den Mund hob und sich beim Trinken auffällig viel Zeit ließ.
„Ich glaube eher, du hoffst auf einen medienträchtigen Erfolg, um Kriminaldirektor Voigt ans Schienbein zu pissen, und ihn zu zwingen, dich regelmäßig anzufordern.“ Als Tomasz sich wieder setzte, gab sein Stuhl ein Geräusch von sich, das einem Furz nicht unähnlich war. Doch niemand lachte, weil er seine Kritik nicht in Watte hüllte. „Deshalb interpretierst du die Fakten so, wie du sie brauchst.“
Daniel gab ein Murren von sich. Der Vorwurf tat weh – weil etwas dran war. Er durfte nicht so verzweifelt werden, dass es sein Urteilsvermögen beeinträchtigte.
„Wir müssen noch mal in die Bruchstraße, das Foto von Petra Schumann herumzeigen. Vielleicht hat irgendwer sie in der Gegend gesehen, bestenfalls wie sie die Nummer 13 betrat. Druck es aus und komm“, sagte Daniel zu Leander und fuhr aus dem Büro, ohne eins von Toms Mettbrötchen angerührt zu haben.
15. KAPITEL
Benjamin hatte etwas gutzumachen. Er wusste auch schon, wie er das schaffen würde. Wenn Daniel recht hatte, mit dem, wovon er überzeugt war, könnte Bens Vorhaben gefährlich werden. Aber das nahm er in Kauf. Er hatte es wohl nicht anders verdient.
Diesmal würde er alles richtig machen. Diesmal würde er nicht den Schwanz einziehen. Er hatte sich seit dem letzten Jahr geändert!
Die Blicke der anderen ignorierend, weil er trotz Kälte keinen Anorak trug, stieg Benjamin in Ehrenfeld aus der Straßenbahn und zog die Kapuze seines Pullovers über den Kopf.
Nicht der Warnschussarrest hatte ihn geläutert. Der war für den Arsch gewesen. Zwei Wochen eingeschlossen zu sein hatte ihm nichts ausgemacht. Er wusste ja, dass seine Zeit dort begrenzt war. Warum hätte er sich also aufregen sollen? Er hatte schon immer gerne faul auf dem Bett gelegen und vor sich hin geträumt.
Der Schneefall nahm zu, als wollte der Himmel ihn aufhalten. Aber nichts und niemand konnte ihn stoppen!
Mit dem Kiffen hatte er schon im letzten Herbst aufgehört und seitdem keinen einzigen Blunt mehr angefasst. Allein wenn er an die Bong dachte,
Weitere Kostenlose Bücher