Nuancen der Lust (German Edition)
sein?!
Für einen winzigen Moment legte der Lord, dessen langes dichtes Haar ihm dabei ins Gesicht fiel, seine andere Hand auf Alicias Scham, bedeckte sie ganz, genoss ihr sehnsuchtsvolles Stöhnen und wie sie ihm die Hüften entgegenhob.
»Mhm, wie wundervoll heiß du bist«, murmelte er.
Dann fügte er leise und ernst hinzu: »Ertrage das, was jetzt kommt, so standhaft wie möglich.«
Alicia fühlte, wie sich ihre kastanienfarbenen Augen vor Angst weiteten bei dieser warnenden Ankündigung.
Was der Lord ihr dann zeigte, als er seine Hand öffnete, stellte sich als ein Bröckchen von Streichholzschachtelgröße heraus, durchsichtig wie Glas und ein wenig bläulich schimmernd.
Ein Eiswürfel!
Das war in der Tat sehr grausam, und als das Eis ihre hochempfindlichen, weil ihres natürlichen Schutzvlieses beraubten Schamlippen berührte, musste Alicia die Zähne zusammenbeißen und sich sehr, sehr beherrschen, um den Schock zu ertragen und sich nicht etwa aufzubäumen.
Lord Malachyd, als echter Topsado, grinste zufrieden.
»Bleibe still liegen, bis das Eis geschmolzen ist«, befahl er ihr abschließend. Dann betätigte er einen Glockenzug, den Alicia auch kannte; wenn sie nicht gefesselt war, konnte auch sie auf diese Weise ihre Kerkerwächter herbeirufen. Rasch nahten der Hagere und der Dicke – im Gegensatz zum Lord trugen beide ihr Haar stoppelkurz wie frisch entlassene Sträflinge.
Alle drei Männer musterten die reglos daliegende, kaum merklich zitternde Alicia schweigend.
»Und?«, erkundigte sich der Hagere dann.
»Ihr habt recht gehabt«, erwiderte Lord Malachyd, »und sie hat Teil eins der Prüfung glanzvoll bestanden. Heilt ihre Haut schnell?«
»Wenn Ihr keine blutigen Striemen hinterlassen habt, ja. Sehr schnell sogar.«
»Bis aufs Blut habe ich sie nicht gepeitscht. – Bei der endgültigen Transaktion, wenn es denn dazu kommt, wird sie eine Perücke tragen.«
Sie wechselten, wie Alicia fand, ein paar verschwörerische Blicke und gingen dann vor die Tür, um mit gedämpften Stimmen weiterzureden.
Sie wissen nicht, dass ich sie trotzdem höre
, dachte das Mädchen.
»Lasst sie ausruhen; achtet aber darauf, dass sie ihre Medizin nimmt.« Das war die wunderbare Stimme des Lords.
»Keine Sorge. Sie ist wie ein Lamm«, sagte der Dicke mit seinem schrillen Kichern.
Empörung wallte in Alicia auf. Die Eiswürfelfolter hatte einen entscheidenden Vorteil: Mehr und mehr Erinnerungen schwammen zu ihr zurück.
Sie war kein Lamm. Nicht mehr.
Natürlich wurde sie phasenweise beobachtet, es gab Öffnungen in den Wänden, das wusste sie; daher rührte sie sich kaum, bis der Hagere mit einer Flasche und einem Löffel zu ihr kam. Nur noch ein winziger Eissplitter lag auf ihrer Scham, alles andere hatte sich in Flüssigkeit verwandelt. Ihre Halsgrube und ihre Brüste waren mit getrocknetem Samen bedeckt.
Der Hagere musterte sie. »Alles klar, Nummer 8? – Wir werden dich nachher waschen und füttern, aber erstmal bekommst du das hier.«
Brav öffnete sie den Mund, um eine Löffelportion des milchigen Trankes einzunehmen … und als der Hagere sich halb herumdrehte, riskierte sie es und ließ das Zeug verstohlen wieder zwischen ihren Lippen hervorrinnen. Es versickerte im Kopfteil der Pritsche. Niemand hatte etwas gemerkt, ein Glück.
Bestimmt ein Mittel, das mich gleichfalls in einem Zustand der Schwäche, der Gefügigkeit, des Vergessens halten soll. Ich darf nicht vergessen, weiterhin so zu tun als ob
.
Der Hagere hatte ein grobes Leintuch von einem Haken genommen und wandte sich nun wieder zu ihr, um sie zwischen den Beinen abzutrocknen. Gleich darauf erschien der Dicke mit einer grauen Wolldecke, in die sie sich dankbar hineinkuschelte.
Ohne Zweifel wurde sie jetzt nicht mehr so streng überwacht; ihre Entführer waren froh, dass die Probe so gut verlaufen war, und freuten sich jetzt schon auf die »endgültige Transaktion«, die ihnen sicher einen Haufen Geld einbringen würde.
Mein Haar … es wurde kurz und lieblos geschnitten
, schoss es Alicia plötzlich durch den Sinn, und sie fuhr sich mit beiden Händen durch den rotblonden Schopf.
Bestimmt nicht von meinen Kidnappern, es war vorher so, ein Makel
.
Das war der Moment, da ein weiterer Erinnerungspartikel sie traf. Sie sah sich selbst, wie sie sich jenem seltsamen Möbelstück näherte, die Hände ausstreckte, um die violetten Tücher beiseitezuschieben … und plötzlich drang ein leises durchdringendes Schreien wie von einem Kätzchen
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