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Nuancen der Lust (German Edition)

Nuancen der Lust (German Edition)

Titel: Nuancen der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg , Antje Ippensen , Emilia Jones , Sira Rabe , Jasmin Eden
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Kichern. »Hähähä, wie siehst du denn aus? Kommste hierher, nachdem de dich drei Tag nich hast blicken lassen – und gibst an wie Graf Koks oder noch besser, hä? Wie so’n vermaledeiter Mattapattscha siehste aus.«
    »Maharadscha«, korrigierte Yamin sie kühl.
    Dann fügte er äußerlich ruhig hinzu: »Ganz recht, Madam. Ich bin zurück – aber nur, um das zu fordern, was mir zusteht, und Ihnen dann für immer Lebwohl zu sagen.«
    Die Waisenkinder ringsum raunten, und ein paar von ihnen, Jungen wie Mädchen, schauten mit glänzenden Augen zu Yamin auf.
    Magnolia Scratched hingegen schlug wieder ihre unangenehme Lache auf. »Da glaubste wirklich, dass dir noch was zusteht, Bürschchen? Außer von dem, was da oben hängt? Von dem de gern reichlich kriegen kannst, wa.« Sie warf einen vielsagenden Blick auf ihre drei bevorzugten Züchtigungsinstrumente, die in ihrer Griffweite an der Bretterwand hingen: ein gebogener Rohrstock, eine Weidenrute und ein breites, vielfach durchlöchertes Holzpaddel. Stock und Rute wurden regelmäßig erneuert; das Paddel sah alt und abgenutzt aus.
    »Sie werden mich nicht schlagen, Madam«, erklärte Yamin, jetzt mit eisiger Kälte. »Nie wieder.«
    Witwe Scratcheds Lachen brach abrupt ab. Da war wohl irgendetwas in seiner Haltung, seinen Augen, seinem Ausdruck, das ihr klar machte: Der Junge, über den sie vier Jahre lang geherrscht hatte wie ein Despot über einen Untertan – so wie sie es mit sämtlichen ihr anvertrauten Kindern tat – meinte es vollkommen ernst.
    Aber die böse alterslose Hexe mit ihrem verfilzten mattroten Haar gab nicht so schnell klein bei.
    Yamin sah ihr in die Augen, die sich zu zwei verschlagenen Schlitzen zusammenzogen, und machte sich bereit für den Erweiterungsplan 1b, wie er ihn bei sich nannte. Er trat einen Schritt vor und ließ dabei unauffällig ein kleines Fetzchen Stoff zu Boden sinken, das einen starken Ölsardinengeruch verströmte.
    »So so«, knurrte die Scratched und sprach vor lauter Zorn auf einmal ganz gewählt. »Du reißt hier also das Maul auf, Junge. Und was glaubst du, wie lange du noch dastehst, aufrecht in deinen piekfeinen Klamotten, wenn ich meinen Getreuen einen Wink gebe?«
    »Wie lange? – Die ganze Zeit, Madam. Bis Sie mir das Geld meines Vaters gegeben haben, das noch übrig ist, und zwar auf den Penny genau. Ich weiß, wie viel es ist.«
    Es war hoch gepokert, aber Yamin besaß Selbstvertrauen, und er hatte schon von klein auf eine gute Beobachtungsgabe. Er merkte sich Dinge, merkte sich Beziehungen, stellte gern Zusammenhänge her. Er wusste: Das einzige Lebewesen, an dem die abscheuliche Person, mit der er gerade kämpfte, mit närrischer Affenliebe hing, war die silbergraue plüschige Katze, die eben jetzt, vom Fischgeruch des Tuches unwiderstehlich angezogen, angeschlichen kam.
    Blitzartig, gewandt wie eine Schlange, packte Yamin zu. Geschickt bekam er das Tier mit der linken Hand so zu fassen, dass es sich nicht wehren konnte, und indem er wie durch einen magischen Zaubertrick plötzlich auch das Springmesser aufgeklappt in der Rechten hielt, brachte er sich unversehens in eine höchst aussichtsreiche Position. Wie einer Geisel setzte er der Katze, die Carola hieß, die Klinge an den Hals.
    Mrs. Scratched war von seinem brutalen Handstreich so überrascht,so entsetzt, dass es ihr die Sprache verschlug. Sie presste ihre knorrigen harten Hände auf den vulgären schlaffen Mund.
    »Her den Zaster!«, rief Yamin, jetzt absichtlich grob. »Oder Carola stirbt – und zwar ganz langsam, Stück für Stück!«
    »Oh nein, mein Liebling mein Liebling meine CAROLA«, jammerte seine Gegnerin, »das wirst du doch nicht tun, Yamin, bester, wunderbarster Junge, bitte Yamin, ich hab es doch immer nur gut mit dir gemeint, hier, dein Geld, komm, warte, gleich habe ich’s …« Und sie wühlte in den muffigen zerschlissenen Kissen herum, bis sie eine lederne Börse fand und daraus angeschmutzte Münzen wie auch schmierige Scheine zog.
    Sie war leichenblass geworden, starrte verzweifelt auf die wütend fauchende und maunzende Carola, die zu strampeln versuchte aber im eisernen Griff des Inderjungen gefangen war. Flehentlich streckte die Frau Yamin das Geldbündel hin.
    Yamin blickte sich suchend um und rief: »Heda, Timmy, bring mir das Geld und zähl es mir in die Tasche.«
    Ein kleiner rotznasiger Junge, kahlgeschoren, mit wachen grünen Augen, gehorchte sofort.
    Es waren siebenundzwanzig Neue Pfund.
    »Siebenundfünfzig müssten

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