Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuancen der Lust (German Edition)

Nuancen der Lust (German Edition)

Titel: Nuancen der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg , Antje Ippensen , Emilia Jones , Sira Rabe , Jasmin Eden
Vom Netzwerk:
Tür des Abortes und schaute in die sich schlagartig verfinsternde Miene der blassen Dienerin.
    Einer Eingebung folgend, legte sie beide Hände auf die Schultern des schmächtigen Mädchens und sagte eindringlich: »Höre, es gibt nichts für dich zu befürchten. Ich will nicht deinen Platz einnehmen noch dich sonstwie verdrängen, verstehst du? Im Gegenteil.«
    Die bleiche Kleine schluckte krampfhaft, schüttelte Alicias Hände aber nicht ab.
    »Wieso soll ich dir vertrauen?«
    »Wie heißt du?«, fragte Alicia zurück.
    »Sylvia.«
    »Du liebst die Herzogin, nicht wahr, Sylvia?«
    Da färbten sich die milchweißen Wangen, als würde man rubinroten Wein und Sahne mischen.
    »Aber sie nimmt dich nur als nützlichen Gegenstand wahr. Sylvia, wenn du auf meine Zeichen achtest, werde ich es dir ermöglichen, deiner Herrin nahe zu kommen und ihr deine Liebe zeigen zu können. Möchtest du das?«
    Wie hypnotisiert hingen die Blicke des Mädchens nun an den leuchtenden Kastanienaugen der Stroma.
    »Ja«, hauchte Sylvia.
    Niemand hatte die kleine Szene beobachtet; Alicia war sehr zufrieden, denn diese Begegnung ließ sich ausgezeichnet in ihren noch nebelhaften Plan einbauen. Es gab viele Parameter zu berücksichtigenund zahlreiche Unwägbarkeiten. Aber dergleichen war Alicia gewöhnt, seitdem sie von zu Hause fortgelaufen war. Sie konnte ihr Leben selbst regeln, wenngleich nur am Rande der Gesellschaft.
    Im Augenblick erspähte sie den Lord nicht, und so blieb sie in sittsamer Haltung in einer kleinen Wandnische stehen, während sich in ihrem Hirn die Gedanken jagten. All diese selbstgefälligen, blasierten, verweichlichten Reichen, die nie in ihrem Leben einmal wirkliche Not und echtes Elend kennengelernt hatten. Bis hin zur verwöhnten Dienerschaft, letztlich. Nur dieser Inderjunge hatte – anders ausgesehen. Sie hielt nach ihm Ausschau, doch vergebens.
    Im großen Empfangssaal wurden noch ein paar Reden gehalten, sowohl von hochrangigen Staatsbeamten als auch von Vertretern der indischen Delegation, doch die beiden mächtigen Frauen sprachen nicht mehr. Die Maharani und die Herzogin waren verschwunden. Alicia fragte sich, ob dies bedeutete, dass sie sich auf die angenehmen Seiten des Besuches vorbereiteten, und sie zermarterte sich auch das Hirn, ob sie irgendetwas über die erotischen Vorlieben der indischen Sonderbotschafterin wusste. Aber vielleicht war das gar nicht so wichtig.
    Nach einer ganzen Weile erst erschien Lord Malachyd – er hatte hier wohl alle Hände voll zu tun– sichtlich erleichtert, dass seine Stroma sich so brav benahm. Es gelang ihr, sein Lächeln ohne Falsch zu erwidern, auch wenn dabei in ihrem Inneren ein paar kleine, bunte und sehr giftige Schlangen zu zischen anfingen.
    »Du bist außerordentlich gut erzogen, kleine Nummer 8. Du darfst gleich ein wenig ruhen und dich frischmachen; komm, ich führe dich in den Gästetrakt. Betrachte es bitte nicht als Unhöflichkeit oder Ausdruck von Misstrauen, wenn du in deinem Zimmer eingeschlossen wirst; alle neuen Sklavinnen der Herzogin werden so behandelt.«
    In diesem Zusammenhang versetzte der Ausdruck Alicia einen Stich. Sie war keine echte Sklavin, verdammt. Im Spiel mit den Freiern ja, doch niemals in der Wirklichkeit! Aber sie lächelte nur weiterhin und ließ sich nichts anmerken.
    Alicia glaubte nicht an Zufälle – eher an kosmische und göttliche Fügungen. Um eine solche musste es sich handeln, als kurz vor ihrem Quartier zum einen jener Inderjunge am Ende des Korridors auftauchte und auf sie zuging und zum anderen, ihn überholend, einhochnäsig wirkender Lakai mit gepuderter Perücke auftauchte und auf den Lord einflüsterte.
    »Ich komme gleich. Geh schon einmal vor, die dritte Tür links«, befahl Lord Malachyd seiner Begleiterin hastig und ließ sie allein. Er dachte auch nicht daran, einen Diener anzuweisen, sie einzuschließen. Alicia besaß ein paar kostbare Augenblicke, die nur ihr gehörten.
    Sie und der indische Knabe starrten einander an. Sonst befand sich niemand mehr in dem mit blauer Seide tapezierten und mit einem Kokosläufer belegten Flur.
    Was für eine Schönheit sie war, und wie intelligent ihr Gesichtsausdruck! Die Zeit blieb stehen.
    Yamin fühlte sein Herz schneller schlagen, und er beschloss, alles auf eine Karte zu setzen.
    »Shall’ah«, raunte er der jungen Frau zu.
    Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. »Josuaddha«, antwortete sie auf der Stelle, und somit wussten sie beide, dass sie aus dem Londoner

Weitere Kostenlose Bücher