Nuancen der Lust (German Edition)
dich raus«, kommentierte er ihre vergeblichen Versuche, die Flecken abzumildern Der Gebrauch von Wasser und Seife hatte jedoch nur dazu geführt, dass Melanies Schoss komplett nass war, sodass es aussah, als hätte sie sich gründlich eingenässt.Frustriert warf sie das Knäuel nasser Taschentücher in Eriks Gesicht und faltete ihren Regenschirm zusammen.
»Hast du nichts zu tun?«, fragte sie mürrisch, während sie den Computer hochfuhr und Erik noch immer in der Tür stand.
Er zuckte mit den Schultern, was ein durchaus beeindruckender Anblick war. »Ich bin schon seit sieben hier und hatte gerade Lust auf eine Pause.«
»Schön für dich, aber ich hab gerade erst einmal Arbeitsbeginn«, murmelte Melanie und wandte sich ihrem Bildschirm zu. Was sich vor ihren Augen aufbaute war jedoch nicht der vertraute Startbildschirm, mit den winzigen Icons und Dokumenten. Statt dieses Bildes starrte Melanie auf eine Frau, deren Augen mit einer schwarzen Binde verbunden waren. Ihre Arme waren mit ebenfalls schwarzen Bändern gefesselt und irgendwo über ihrem Kopf festgemacht Sie war nach vorne gebeugt und zwischen ihren knallrot geschminkten Lippen steckte ein Knebel, ebenso schwarz wie die Fesseln und die Augenbinde.
Im Halbschatten hinter ihrem Körper war der Schemen eines muskulösen Mannes vage erkennbar. Melanie konnte nur raten, was er dort anstellte, aber der Frau schien es – trotz der Fesseln und ihrer unbequemen Position – zu gefallen. Woran Melanie das genau festmachte, konnte sie selbst nicht einmal genau sagen. Sie spürte es.
Mit einem mal stieg ihr die Schamröte in die Wangen, als ihr Hirn endlich verstand, was sie sich da ansah und fast genau zum gleichen Zeitpunkt ertönte Eriks schallendes Gelächters von der Tür her.
»Erik!«, fauchte sie und warf ihren Locher in Richtung ihres Arbeitskollegen. Der duckte sich elegant und verschwand endlich aus Melanies Sichtfeld.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schaltete Melanie ihren Computer wieder aus und warf einen Blick nach Draussen. Schon wieder dunkel. Wie deprimierend – wenn sie aufstand war die Sonne noch nicht aufgegangen und sobald sie die Uni wieder verließ, war das leuchtende Mistding auch schon wieder längst in den Feierabend verschwunden. Melanie kam sich vor, als würde sie in ewiger Nacht herumlaufen.
Als sie ihren Mantel anzog, war der noch immer etwas klamm undsie beschloss, ihn lieber gar nicht anzuziehen. Die paar Meter bis zu ihrer Wohnung würde es auch so gehen, vor allem, da der Regen aufgehört hatte.
In der U-Bahn versuchte Melanie etwas zur Ruhe zu kommen. Gedankenverloren sah sie aus dem Fenster und blickte ihrem eigenen Spiegelbild in die Augen. Das Oval ihres Gesichts schwebte seltsam blass in der diffusen Dunkelheit der U-Bahn Tunnel, ebenso wie ihre dunklen Augen. Nur ihr Mund leuchtete rot. So rot, wie der der Frau auf der Webseite.
Melanie streckte die Hand aus und berührte das kühle Glas auf dem sich ihre geschwungenen Lippen abzeichneten. Wann hatten sie sich das letzte mal so lustvoll geöffnet, wie die der Frau? In vollkommener Ekstase?
Wenn sie es recht bedachte, war das noch nie der Fall gewesen. Sex war … angenehm. Und doch konnte Melanie nichts sagen, dass er ihr nicht fehlen würde. Sie wurde nur das unbestimmte Gefühl nichts los, dass etwas daran nicht richtig war. Als würde sie ein Gemälde vor sich sehen, aber immer nur die falsche Stelle betrachten.
Apropos Bild – sie bekam den Anblick der Frau von der Webseite einfach nicht aus dem Kopf; der Anblick hatte etwas in ihr berührt, was sie nicht genau benennen konnte. Sie war dem fremden Mann völlig ausgeliefert aber da war etwas in ihrer Haltung gewesen, ihrem offensichtlichen Genuss. Melanie biss sich auf die Unterlippe und zog die Hand zurück. Wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn man so vollkommen hilflos ausgeliefert war? Wenn man nicht wusste, was man zu erwarten hatte, der Gnade desjenigen ausgeliefert, der einen gefesselt hatte…
Die blecherne Stimme des Lautsprechers kündigte Melanies Haltestelle an und hastig sammelte sie ihre Taschen und den Schirm ein, um die Bahn zu verlassen. Doch auch auf dem kurzen Weg von der U-Bahn Haltestelle bis zu ihrer Wohnung ließ sie das Bild dieser Frau nicht mehr los. Sie war so in Gedanken, dass sie fast das Päckchen übersehen hätte, das auf ihrer Fußmatte lag.
Es war violett mit einer fliederfarbenen Schleife. Melanie sah sich um, ob das eventuell ein Scherz wäre und der Urheber sich im
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