Nubila 01: Das Erwachen
Bewegung und ehe Kathleen es sich versah, befand sie sich direkt hinter Delilah in der Schlange die zu Violette hin führte. Sie war die Letzte und hatte keine Ahnung, was man nun überhaupt von ihr erwartete.
„ Delilah“, zischte sie leise. „Was muss ich tun?“
„ Tu, was alle anderen auch tun“, zischte Delilah zurück, die ganz offensichtlich höchst beunruhigt war.
„ Lady Violette“, ertönte Antonios Stimme als erstes durch den Saal. Er hatte sich vor Violette hingekniet und den Kopf gesenkt. „Ich schwöre Euch zu dienen, Euch zu ehren und Euch zu gehorchen, bis meine Herren wieder erwacht sind.“
Einer nach dem anderen trat vor und wiederholte exakt dieselben Worte, stand dann auf und reihte sich wieder neben die anderen ein. Doch dann war die Reihe an Kathleen. Unschlüssig stand sie da und wusste nicht was sie tun sollte, bis sie von Delilah ein wenig vorwärts geschubst wurde.
„ Moment“, schaltete Jason sich ein, als er sah dass Kathleen auf dem Weg zu Violette war. „Sie hat noch nie einen Schwur geleistet, Lady Larissa. Das ist unsere Neue. Mit euerer Erlaubnis und mit der Erlaubnis meiner Eltern möchte ich darum bitten, dass sie diesen Schwur mir gegenüber leisten darf und nicht meiner Schwester.“
Überrascht zog Larissa eine Augenbraue nach oben und sah sich dann hilfesuchend nach Doreen und Viktor um.
„ Nun“, sagte sie, nachdem diese keine Einwände erhoben. „Wenn die Herrschaften nichts dagegen haben, so soll es mir egal sein.“
„ Schon gut, Jason“, sagte Viktor, bevor Doreen sich dazwischen schalten konnte. „Sie ist deine Verantwortung. Da ist es wahrscheinlich nur richtig, wenn sie dir die Treue schwört.“
„ Violette?“, fragte Jason vorsichtig, weil er Angst hatte sie mit seiner Unterbrechung zu erzürnen.
„ Du kannst sie gerne haben“, gab Violette gönnerisch zurück. „Eine Person weniger um die ich mich sorgen muss.“
Jason nickte und ging zu Kathleen hinüber, die unsicher in die Runde blickte.
„ Was muss ich sagen?“, fragte Kathleen unsicher und löste damit einen Schwall der Erheiterung aus. Selbst Larissa musste angesichts solcher Unbeholfenheit lachen und Kathleen wandte verschämt den Blick ab.
Jason gab Delilah ein Zeichen und diese trat zu Kathleen, um ihr die richtigen Worte zuzuflüstern. Nach einer Minute der Stille, trat Kathleen dann vor und kniete sich vor Jason nieder.
„ Sir Jason“, begann sie. „Hiermit erkenne ich, Kathleen, Euch als meinen Herrn an. Ich schwöre Euch zu dienen, zu ehren und zu gehorchen, solange ich existiere. Ich werde Euer Leben mit dem meinen schützen und alles tun, um Euch vor körperlichem Schmerz zu bewahren. Sollte ich jemals diesem Schwur zuwider handeln, werde ich schreckliche Qualen erleiden.“
Während sie die letzten Worte sagte, hob sie wieder den Blick und sah Jason dabei genau in die Augen. Ein wenig enttäuscht schüttelte dieser den Kopf, sagte aber dazu nichts. Einen Augenblick lang passierte überhaupt nichts, aber nach einem Moment, spürte Kathleen plötzlich wie ein warmes Gefühl sich in ihrer Brust ausbreitete, das ihr ein Gefühl der Ruhe vermittelte. Es fühlte sich fast an wie Resignation und Kathleen hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte. Ehe sie sich weiter darüber Gedanken machen konnte, hatte Delilah jedoch bereits ihren Arm gepackt und sie wieder zurück in die Reihe der Diener gezogen.
„ Mit diesem Mädchen wirst du noch einige Kämpfe ausstehen müssen, Jason“, verkündete Larissa vergnügt. „Aber jetzt müssen wir wirklich erst mal weitermachen.“
Sie wandte sich wieder an Viktor und Doreen und sah die beiden auffordernd an.
„ Bevor ihr schlafen dürft, müsst ihr euch der üblichen Frage stellen“, sagte sie laut genug, damit alle es hören konnten und jeder im Saal setzte eine neugierige Miene auf. Offensichtlich war dies der interessanteste Part der Zeremonie.
Viktor, im dunklen Smoking, straffte die Schultern und Doreen, die ein helles Ballkleid trug, verdrehte ein wenig genervt die Augen. Unwillkürlich fragte Kathleen sich, wie oft die Herrin diese Prozedur schon durchgemacht haben musste.
„ Ihr beide kennt die Regeln“, sagte Larissa dann deutlich und verhieß einer ihrer Dienerinnen vorzutreten. „Lina erkennt jede Lüge, die ihr hervorbringt, also versucht lieber gar nicht erst sie auszutricksen.“
Doreen verschränkte die Arme und sah Larissa ungeduldig an. Kathleen vermutete, dass sie sich das nur traute, weil
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