Nubila 01: Das Erwachen
erklären dass du sie nur kontrollierst?“
Jason drehte sich abrupt um und fühlte sich automatisch ertappt. Violette lehnte elegant im Türrahmen seines Zimmers und sah Jason amüsiert an.
„ Ich habe den Ausblick genossen“, brachte Jason hervor und Violette kam augenblicklich näher um aus dem Fenster zu sehen. Kathleen und Delilah hockten nebeneinander im Garten auf dem Boden und beschäftigten sich mit der langwierigen Aufgabe, das Unkraut zu entfernen. Seit der Party waren inzwischen zwei Wochen vergangen und Kathleen hatte sich mehr oder weniger gut eingelebt. Seitdem sie den Schwur abgelegt hatte, war sie ein bisschen weniger aufmüpfig geworden und tat schneller, was man ihr sagte. Auf Violette wollte sie allerdings immer noch nicht hören und deshalb fragte Jason sich langsam, ob es nicht doch besser gewesen wäre Kathleen auf Violette schwören zu lassen.
„ Oh ja“, sagte Violette lächelnd, als sie Kathleen entdeckte. „Schöner Ausblick. Von hier oben kann man sie wunderbar sehen, nicht wahr?“
Jason knirschte wütend mit den Zähnen und verschränkte die Arme. Es stimmte, dass er Kathleen bei der Gartenarbeit beobachtet hatte, aber er würde sich eher die Zunge abbeißen als das zuzugeben.
„ Was willst du, Vi?“, fragte er ungehalten.
Er hasste es, wenn seine Schwester sich in seine Angelegenheiten einmischte und Kathleen war doch wohl hauptsächlich seine Angelegenheit. Seitdem Doreen und Viktor sich schlafen gelegt hatten, war Violette noch viel unausstehlicher geworden.
„ Es ist nicht gesund, was du tust“, erklärte Violette ohne lange Umschweife. „Sie ist eine Dienerin, verdammt noch mal. Und zwar auch noch eine ziemlich freche. Gestern habe ich genau gesehen, wie sie mich ausgelacht hat, weil mir ein Fingernagel abgebrochen ist. Ich hätte sie dafür erwürgen können, aber sie war leider zu weit weg.“
Ein Lächeln huschte über Jasons Gesicht, aber er gab sich Mühe es sofort wieder zu verbergen. Violette konnte ziemlich ungemütlich werden, wenn man sie provozierte und das konnte Jason momentan wirklich nicht gebrauchen.
„ Sie mag zwar hübsch sein, Jason“, sagte Violette beschwörend. „Vielleicht ist sie auch schlauer als die meisten anderen, die bei uns arbeiten. Aber sie ist immer noch eine Dienerin.“
„ Das weiß ich, Vi“, giftete Jason zurück. „Ich bin ganz genauso in diesem Bewusstsein aufgewachsen wie du.“
„ Davon merkt man in letzter Zeit nur leider nichts.“
Jason wusste dass es das klügste war Violette einfach zetern zu lassen und den Sturm über sich hinweg ziehen zu lassen, wenn sie wütend war. Nach einer Weile beruhigte sie sich dann meistens wieder und alles war wieder gut. Jason hatte zwar große Lust Violette zu widersprechen, aber er hielt sich zurück und schwieg einfach, weil er wusste dass er Violette damit wahrscheinlich am meisten aufregte.
„ Pass bloß auf, dass du dein kleines Miststück besser in den Griff bekommst, denn wenn sie so weitermacht wie bisher, dann bekommt sie bald die Peitsche zu spüren. Darauf kannst du dich schon mal gefasst machen.“
Damit drehte sie sich um und stolzierte mit völlig gerader Körperhaltung aus dem Zimmer, direkt an Greg vorbei der offensichtlich gerade Jason besuchen wollte. Verwirrt sah er Violette hinterher, die ihn keines Blickes würdigte.
„ Was ist denn der für eine Laus über die Leber gelaufen?“, fragte er in Jasons Richtung.
„ Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit“, gab Jason gleichgültig zurück. „Du kennst doch Vi.“
„ Auch wieder wahr“, lenkte Greg ein. „Und? Bist du startklar?“
„ Startklar? Startklar wofür?“
„ Wir wollten trainieren, schon vergessen?“
Jason seufzte. Greg hatte vor, nach seiner ersten Schlafphase zur Force zu gehen, so wie Jason das damals getan hatte. Und er hatte sich stur in den Kopf gesetzt, dass er unbedingt sofort besser sein musste als alle anderen. Und der einzige, der sich bereit erklärt hatte ihm dabei zu helfen war Jason.
„ Na gut“, sagte Jason ergeben. „In Ordnung.“
Er drehte sich noch einmal zum Fenster um und sah, wie Kathleen sich aufsetzte und sich mit einer Hand den Schweiß abwischte. Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte sie sich dann plötzlich um und sah hoch zu seinem Fenster. Jason wusste, dass sie durch die Verspiegelung unmöglich sehen konnte dass er da war, aber es war durchaus möglich, dass sie seinen Blick gespürt hatte und Jason lief ein eigenartiger Schauer über
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