Nubila 02: Aufstand der Diener
darauf erschreckte sie aus irgendeinem Grund weit mehr als die Gefahr, sie könnte bei der Aktion umkommen. Der Tod musste einfach besser sein, als ohne Jason leben zu müssen. Sie seufzte.
„Ob es Laney gut geht?“, fragte sie ein wenig schuldbewusst, weil sie so selten an das arme Mädchen dachte. „Ich frage mich wirklich, wie sie darauf reagieren wird, dass wir verbunden sind.“
Jason wurde nachdenklich. Offenbar hatte er selber sich darüber auch schon Gedanken gemacht.
„Sie mag dich“, stellte er fest. „Und sie möchte, dass ich glücklich bin. Ich vermute, um ehrlich zu sein, dass sie sich reifer verhalten wird als Violette. Und falls nicht … Dann werden wir wohl alle eine Möglichkeit finden müssen miteinander klar zu kommen. Denn die Verbindung ist inzwischen wirklich nicht mehr zu lösen.“
„Würdest du das denn wollen, wenn du die Wahl hättest?“, fragte Kathleen ernst und sah ihm ins Gesicht.
„Auf gar keinen Fall“, gab Jason zurück und Kathleen konnte in seinen Augen sehen, dass er es ernst meinte.
„Jorge hält sich gut“, stellte Gadha fest, die neben Alexander herlief und versuchte ihn ein wenig vor den Blicken der Herren abzuschirmen.
Er, Gadha und Anabell hatten ihre längeren Haare unter Kopftüchern versteckt, um zwischen den anderen Dienern nicht aufzufallen, aber Alexander würde durch sein höheres Alter dennoch herausstechen. Thabea war bei den Neuen und Harold im Wald geblieben, da sie zu sehr aufgefallen wäre. Und Jason und Kathleens Gesichter waren sowieso viel zu bekannt. Einige der anderen Diener trugen ebenfalls Kopftücher, damit sie nicht sofort die Aufmerksamkeit auf sich zogen, aber Gadha befürchtete, dass man sie trotzdem viel zu schnell auffliegen lassen würde.
„Er ist sehr nervös“, stellte Anabell fest, die ihren Sarkasmus ausnahmsweise ganz gut im Griff hatte.
„Wundert dich das?“, fragte Gadha, die ebenfalls unruhig wirkte. „Thabea und Harold haben seine Frau und sein Kind. Da wäre ich wahrscheinlich auch nervös.“
Anabell versuchte einen Blick auf Jorge zu erhaschen und blickte sich dabei neugierig um.
„Lass den Kopf unten“, zischte Alexander. „Wir fallen sowieso schon auf, da müsst ihr nicht auch noch weitere Aufmerksamkeit auf uns lenken.“
Anabell zuckte mit den Schultern und blickte wieder nach unten.
Gadha verzog missmutig den Mund und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Es war wichtig zu warten, bis die Anzahl der Diener auf dem Hof die der Herren und der Force bei weitem überstieg, denn nur dann hatten sie eine Chance. Alexander spekulierte darauf, dass die Diener anfangen würden sich gegen ihre Herren zu erheben, sobald ihnen auffiel, dass die Herren die meisten von ihnen ohne mit der Wimper zu zucken abschlachten wollten. Sollte dieser Plan nicht aufgehen, wären sie alle geliefert.
Gadha wollte eigentlich nicht hier sein. Das hier war nicht ihr Kampf. Sie wäre dazu imstande sich immer zu verstecken und sie wäre auch dazu imstande, dasselbe für Alexander zu tun. Er war der einzige Grund für sie hier zu sein und das nutzte er schamlos aus. Er war nicht bereit seine Truppe aufzugeben und deswegen musste sie auch bleiben. Sie seufzte leise.
Immerhin konnte sie nicht behaupten, er hätte ihr irgendetwas vorgegaukelt. Vor der Verbindung hatte er die Fakten auf den Tisch gelegt. Er liebte sie nicht und er hatte sich nur mit ihr verbunden, um sie am Gehen zu hindern. Nicht weil sie ihm etwas bedeutete, sondern weil er sie brauchte. Aber er hatte es nicht geschafft sich dem Zauber der Verbindung zu widersetzen. Genau wie Jason immer wieder zu Kathleen zurückgekehrt war, konnte auch Alexander es nun nicht mehr lange ohne sie aushalten. Mit ihm zu schlafen, war das erfüllendste Erlebnis gewesen, das sie je gehabt hatte, und seine Gefühle zu teilen war absolut faszinierend.
Dank ihm erkannte sie inzwischen so eine Art Sinn in diesem Kampf und verstand einigermaßen, warum er seine Truppe nicht im Stich lassen konnte. Und obwohl er sich anfangs so sehr dagegen gesträubt hatte, wusste Gadha, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis Alexander sich endgültig in die Verbindung ergeben würde. Wenn sie diesen Krieg durchstehen musste, nur um für immer mit ihm zusammen sein zu können, dann war es das wert.
Ganz plötzlich hatte Gadha das Gefühl beobachtet zu werden. Sie hob vorsichtig den Kopf und sah in die Runde. Überall standen Diener herum und es dauerte eine ganze Weile, bis sie den einen fand,
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