Nubila 02: Aufstand der Diener
kurzen, hellblonden Haare und kalkig weiße Haut hatte. Es war die Force.
Violette wusste, dass Greg bei ihnen war. Eine Tatsache, die sie ganz und gar nicht befürwortete. Greg sollte nicht hier sein. Er war zu jung für ein solches Unterfangen und hatte hier eigentlich nichts zu suchen.
Aber aus irgendeinem Grunde wollte Marlene, dass möglichst viele bei der Hinrichtung dabei waren. Vielleicht wollte sie damit ein Zeichen setzen. Vielleicht wollte sie aber auch nur sicher gehen, dass alles glatt lief. Prozentual war die Herrenrasse in der Minderzahl. Das war nichts Neues, aber heute war es nicht sicher, ob die Diener nicht anfangen würden, diese Begebenheit auszunutzen. Doch die Force war stark. Ein Haufen ausgebildeter Rekruten, die bereit waren ihr Leben zu opfern, um die Ältesten zu schützen.
Violette hoffte nur, dass man die Truppe nicht brauchen würde.
Jason beobachtete durch ein Fernrohr die Vorgänge auf dem riesigen Festplatz der Ältesten. Es ging so geschäftig zu wie immer und nichts deutete darauf hin, dass man vorhatte, heute noch mehrere hundert Hinrichtungen vorzunehmen. Alles ging ruhig und zivilisiert zu. Jason setzte das Fernrohr ab und reichte es Kathleen, die neben ihm hoch oben in den Ästen eines Baumes saß. Sie waren nah genug am Festplatz, um schnell da sein zu können, aber immer noch weit genug weg, um nicht gesehen zu werden. Es war absoluter Wahnsinn, was bei den Ältesten vor sich ging.
Kathleen betrachtete eine Weile die Vorgänge auf dem Platz und schüttelte dann den Kopf.
„Wie können sie nur?“, fragte sie ungläubig. „Das sind Lebewesen dort auf dem Platz.“
„Nimm’s mir nicht übel, Kath, aber meine Art sieht das nicht so. Die Diener haben schließlich noch nicht einmal einen Herzschlag. Wir … Sie … sind anders.“
„Soll heißen, ich bin anders, ja?“
„Du sowieso.“
Kathleen sah ihn überrascht an und lächelte, als sie den Schalk in seinen Augen erkannte.
„Du bist ein Teil von mir“, präzisierte Jason. „Allein deswegen bist du schon anders.“
Er streckte die Hand nach Kathleen aus und sie ließ sich bereitwillig zu ihm heranziehen. Als seine Arme sie umfingen, seufzte sie zufrieden.
„Gott, bin ich froh, dass ich das wenigstens noch erleben durfte“, sagte sie wehmütig. „Dieses Gefühl ist einfach der absolute Wahnsinn.“
„Du redest schon wieder so eigenartig“, stellte Jason fest und drückte sie noch näher an sich. „Wie die Leute im Fernsehen.“
Kathleen lächelte.
„Ja“, gab sie zu. „Tief in meinem Herzen bin ich wahrscheinlich auch immer noch wie sie.“
„Wenn das hier vorbei ist, dann …“
„Dann können wir immer noch weitersehen“, beendete Kathleen den Satz für Jason und sah ihm direkt in die Augen. „Denk nicht an morgen, Jason. Wir sind jetzt hier und wir sind jetzt zusammen. Was danach kommt, sehen wir, wenn es soweit ist.“
Jason schüttelte den Kopf.
„Das klingt, als hättest du nicht vor, diese Aktion zu überleben“, sagte er vorwurfsvoll. „Aber vergiss nicht, wenn du stirbst, dann nimmst du mich mit. Wir sind verbunden. Dein Tod würde auch mich töten.“
„Tja dann“, gab Kathleen lächelnd zurück. „Dass du stirbst, kann ich natürlich auf gar keinen Fall zulassen. Ich habe schließlich einen Eid geleistet.“
Jason grinste und beugte sich leicht herunter, um sie zu küssen. Sofort erhöhte sich ihr Pulsschlag wieder um ein Vielfaches und ihnen beiden wurde heiß und kalt. Jason seufzte zufrieden, als sich ihrer beider Gefühle miteinander vermischten, und fühlte, wie ihm leicht schwindelig wurde. Er hielt sich reflexartig an einem der Zweige fest und zwang sich dann dazu, wieder ein wenig Abstand von Kathleen zu nehmen.
„Wenn wir von diesem Baum herunterfallen, dann wird das ziemlich peinlich“, stellte er nüchtern fest.
„Die anderen halten uns doch sowieso für Freaks“, gab Kathleen schulterzuckend zurück. „Da macht es sicher nichts aus, wenn wir noch einen drauf setzen.“
Jason lächelte und sah dann wieder hinüber zum Lager.
„Schade, dass wir aus einem so traurigen Anlass hier sind“, sinnierte er. „Es tröstet mich nur, dass nach dem heutigen Tag so oder so einiges geklärt sein wird.“
Kathleen legte Jason eine Hand an die Wange und lehnte sich dann an ihn. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so sicher gefühlt, wie in seinen Armen. Sie wusste, dass es durchaus darauf hinauslaufen konnte, dass man sie beide trennte. Die Aussicht
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