Nubila 02: Aufstand der Diener
Alexanders Blick schnellte wieder zu dem alten Heiler.
Antonio sah sofort zu seiner Herrin auf, wirkte aber überaus besorgt. Wenn Antonio zu Violettes Truppe gehört, dann muss Violette Jasons Schwester sein, schoss es Alexander durch den Kopf und er beobachtete interessiert, wie Antonio sich der schönen Frau zuwandte.
„Bring die Truppe hierher“, befahl Violette und Antonio nickte ergeben.
Er warf Alexander einen letzten Blick zu, als müsste er abschätzen, was am besten zu tun war, wandte sich dann aber ab und führte seine Truppe von Dienern gehorsam zu den Ältesten hinüber.
„Wunderbar“, sagte Marlene zufrieden und betrachtete die Diener vor sich. „Violette, meine Süße. Du magst selbst bestimmen, mit wem wir anfangen.“
Violette nickte und schien zu überlegen, auf wessen Treue sie sich wohl am meisten verlassen könnte. Denn es wäre sicherlich ein sehr schlechtes Zeichen, falls der erste Diener, den sie aufrief, sich bereits als untreu erweisen sollte.
„Oleg“, sagte sie mit einem Blick auf ihren bulligen Leibwächter. „Du wirst beginnen.“
Oleg nickte und trat vor. Lina sah ihn einen Augenblick an und begann dann ganz sachlich.
„Oleg“, sprach sie ihn an. „Hast du jemals, auch nur für einen Moment darüber nachgedacht, den Aufständischen beizutreten?“
„Das ist ungerecht“, schaltete Violette sich dazwischen. „Niemand kann etwas für seine Gedanken. Warum wird nicht lieber gefragt, ob man es ernsthaft in Betracht zieht?“
Marlene sah Violette böse an und schüttelte dann enttäuscht den Kopf.
„Violette“, tadelte sie. „Wenn man darüber nachgedacht hat, ist der Schritt es zu tun nicht mehr weit. Solltest du noch einmal die Befragung stören, dann werde ich dafür sorgen, dass man dich entfernt. Es schockiert mich sowieso, dass du so wenig Vertrauen in die Treue deiner Diener hast.“
Violette ballte die Fäuste zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Ihr war offensichtlich bewusst, dass sie sich gerade vor allen Leuten blamierte. Doch die Sorge, um die ihr anvertrauten Diener war zu groß. Es kostete sie viel Kraft der Ältesten nicht erneut zu widersprechen.
„Verzeihung, Älteste“, sagte sie steif.
„Fahr fort, Lina.“
„Oleg“, sagte Lina. „Du hast die Frage gehört. Hast du je darüber nachgedacht fortzugehen?“
„Nein“, antwortete Oleg sofort.
Lina schien einen Augenblick zu überlegen und nickte dann.
„Er sagt die Wahrheit“, stellte sie fest. „Der Nächste.“
„Antonio“, sagte Violette missmutig und Antonio kam nach vorne.
Er wirkte sehr ruhig und ausgeglichen, so als hätte er überhaupt nichts zu befürchten.
„Antonio“, begann Lina wieder. „Hast du jemals, auch nur für einen Moment darüber nachgedacht, den Aufständischen beizutreten?“
„Nein“, gab Antonio zurück.
„Nächster“, sagte Lina nickend und Violettes Anspannung löste sich ein wenig.
„Dana“, bestimmte sie und die Sängerin kam nach vorne.
Lina wiederholte dieselbe Frage wieder und wieder und schien jedes Mal mit der Antwort zufrieden zu sein.
„Lyle“, bestimmte Violette schließlich den nächsten und der junge Mann trat vor.
„Lyle“, sagte Lina abermals. „Hast du jemals, auch nur für einen Moment darüber nachgedacht, den Aufständischen beizutreten?“
„Nein“, kam es wie aus der Pistole geschossen und Lina zog sofort skeptisch die Augenbrauen zusammen.
Sie schüttelte langsam aber bedächtig den Kopf und bevor Lyle wusste, wie ihm geschah, wurde er von zwei Mitgliedern der Force gepackt und ins Haupthaus gebracht. Ein kurzer Schrei ertönte und dann war wieder alles still.
Ein Raunen ging durch die gesamte Menge und Violette wirkte, als wollte sie sich jeden Moment übergeben.
„Sie töten sie im Schnellverfahren“, stellte Gadha nüchtern fest.
„Was bedeutet das?“, fragte Anabell leise.
„Sie injizieren Gift ins Gehirn“, antwortete Alexander steif. „Schnell, aber ziemlich schmerzhaft. Da ist die Einfriermethode erheblich angenehmer.“
„Vielleicht ist ihnen das Eis ausgegangen“, bemerkte Anabell und grinste dabei schief.
„Fahrt fort“, befahl Marlene und missmutig nannte Violette den nächsten Namen.
Ein Mann trat vor, der die Prüfung bestand und sich neben Antonio, Dana und Oleg stellen durfte.
„Das ist nicht gut“, flüsterte Gadha. „Wenn wirklich so viele Diener treu sind, dann werden wir nicht genug Mitstreiter haben, Alexander. Wir sind zu wenige.“
Alexander beobachtete,
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