Nubila 02: Aufstand der Diener
düsteren Hof, in dem einige der verbliebenen Diener ruhig ihrer täglichen Arbeit nachgingen. Es war das erste Mal, dass Kathleen sich in diesem Raum befand, ohne das Bett machen zu müssen oder die Fenster zu putzen.
Sie konnte sehen, wie Alexander und Gadha über den Hof liefen und sich dann bei Violette verabschiedeten. Vor ein paar Minuten waren die beiden noch bei ihr gewesen, aber Kathleen sah keinen Grund, sie bis nach draußen zu begleiten. Sie wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie die zwei wieder sah. Einige der Diener hatten sich verstreut und beschlossen alleine oder zu zweit loszuziehen, um die Welt zu entdecken. Aber viele hatten Alexander um die Erlaubnis gebeten, bei ihm bleiben zu dürfen. Gadha war über diese Möglichkeit alles andere als begeistert gewesen, aber da Alexander es wollte, hatte sie sich schließlich in ihr Schicksal gefügt. Immerhin hatte Alexander von Anfang an klargestellt, dass sie ihn nie für sich allein haben würde. Er war der geborene Anführer und die meisten Diener waren nach wie vor wie Kinder. Sie wussten nicht wohin und wenn man sie im Stich ließ, dann würde es sicherlich nicht lange dauern, bis sie anfingen Unfug zu machen und schließlich doch der Force zum Opfer fielen.
Harold und Thabea hatten beschlossen, die Truppe vorerst zu verlassen, aber Kathleen war sich sicher, dass auch diese beiden früher oder später wieder zu Alexander zurückkehren würden.
„Bist du sicher, dass du nicht mit ihnen gehen willst?“, fragte Jason hinter ihr und strich Kathleen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Berührung war so leicht, wie eine zarte Brise, doch Kathleens Organismus reagierte so heftig darauf wie immer. Sie schnappte nach Luft.
„Und dich verlassen?“, fragte sie schnippisch. „Du weißt doch genau, dass ich das nicht könnte.“
„Und du weißt genau, dass ich dir folgen würde, wenn du mich darum bittest.“
Kathleen drehte sich zu Jason um und sah ihn liebevoll an.
„Ja“, sagte sie dann. „Aber ich weiß auch, dass du ohne deine chaotische Familie unglücklich wärest. Ich hingegen werde es überleben, wenn ich ohne Alexander und sein Gefolge auskommen muss.“
„Gib wenigstens zu, dass du sie vermissen wirst“
„Du etwa nicht?“
Jason dachte einen Moment nach und zuckte dann mit den Schultern
„Wahrscheinlich schon“, gab er zu. „Ich werde sie alle vermissen. Sogar Anabell. Ich bin ja froh, dass wenigstens Antonio und Delilah beschlossen haben zu bleiben, denn ohne die zwei wäre es doch ziemlich eigenartig hier.“
„Hm“, stimmte Kathleen zu. „Wie geht es Laney?“
„Es geht ihr gut. Es wird für sie genauso schwer sein sich an die neuen Umstände zu gewöhnen, wie für uns auch. Alles ändert sich. Violette wird sich darauf einstellen müssen, dass sie jetzt keine Diener mehr hat, sondern Angestellte, die sie mit Respekt behandeln muss. Cynthia hat beschlossen eine Weile auf Reisen zu gehen. Das sieht ihr eigentlich gar nicht ähnlich, aber vielleicht tut es ihr ja gut.“
Kathleen nickte langsam. Sie konnte sich durchaus denken, warum Cynthia gegangen war. Ihretwegen.
Jason hatte zwar nichts davon gesagt, aber Kathleen vermutete, dass Cynthia es inzwischen über sich gebracht hatte, ihm ihre Gefühle zu gestehen. Sie selber hatte von Anfang an vermutet, dass Cynthia mehr für Jason empfand, als sie zugeben wollte. Aber da er sich nun verbunden hatte, waren ihre Hoffnungen damit ein für allemal zerstört worden.
Kathleen wusste, wie es sich anfühlte jemanden zu lieben, der die Gefühle nicht erwiderte, und Cynthia tat ihr leid. Doch es gab nichts, was sie für die junge Frau tun konnte.
„Marlene wird nicht einfach so aufgeben, hab ich recht?“, fragte Kathleen ein wenig nachdenklich und versuchte sich nicht so sehr von Jasons Nähe irritieren zu lassen. Es störte sie unheimlich, dass er es immer wieder schaffte, sie aus der Fassung zu bringen, während er selber seine Gefühle im Griff zu haben schien.
„Wohl kaum“, gab Jason zurück. „Die Ältesten haben für alles, was sie tun, einen Grund. Theodor hat Marlene nur auf etwas aufmerksam gemacht, das ihr später einen Vorteil verschaffen wird. Er ist schlau, aber das ist Marlene auch. Die beiden hatten durchaus ihre Gründe sich zurückzuziehen.“
„Der Krieg ist also noch nicht vorbei.“
„Nein. Aber das ist nur ein Grund mehr, den vorübergehenden Frieden zu genießen, den man uns gewährt hat. Und wer weiß … vielleicht hat sich die
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