Nubila 05: Die letzte Schlacht
Laney.
Wer sind denn die? Die Force? Die Ältesten? Was ist überhaupt passiert?
Darrek seufzte. So ganz genau wusste er das ja auch nicht, aber notgedrungen erzählte er Laney alles, was zwischen ihrer Ohnmacht und seiner eigenen geschehen war. Lange Zeit reagierte Laney darauf gar nicht, sodass Darrek schon befürchtete, sie hätte sich ausgeklinkt. Aber dann meldete sie sich wieder zu Wort.
Liliana will nicht, dass jemand meine Identität kennt? , fragte sie ungläubig. Aber warum denn nicht? Marlene wird doch sicher bald erwachen und …
Morgen.
Was?
Sie erwacht morgen.
Okay. Dann eben morgen. Also, dann wäre es doch die ideale Gelegenheit, mich mit ihr zu verbinden.
Darrek schwieg, was Laney als Aufforderung verstand, um weiter auszuholen.
Weißt du, ich habe darüber nachgedacht, Darrek. Was, wenn Marlene der Schlüssel zu alldem sein sollte? Man kann über sie sagen, was man will, aber ich glaube, dass sie Kara sehr geliebt hat und sich mit mir verbinden möchte, weil sie mich als Verbindung zu ihrer Tochter sieht. Vielleicht … Vielleicht würde es sie besänftigen, wenn ich mich freiwillig darauf einließe. Vielleicht würde sie sich dann sogar Akima entgegenstellen, um mir zu helfen, meine Familie zu schützen. Vielleicht ist sie die Person, mit der ich mich verbinden muss, damit alles gut wird.
Darrek schüttelte den Kopf. Die Logik von Laneys Worten war unbestechlich, aber er konnte einfach nicht daran glauben, dass es so einfach werden würde.
Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird, Laney , sagte er betrübt.
Aber warum nicht? Das wollten sie doch alle von Beginn an, oder?
Liliana nicht. Sie wollte, dass du stirbst und sie dann deine Stelle als Marlenes Vertreterin übernehmen kann. Akima hat sie dabei noch unterstützt. Vielleicht ist das auch immer noch ihr Plan.
Laney schwieg einen Moment, als müsste sie darüber nachdenken.
Wenn das so ist … , begann sie dann zögerlich. Glaubst du dann, sie wird wieder versuchen, mich umzubringen?
Die Frage verursachte Darrek eine Gänsehaut. Er wollte diese Möglichkeit gerne von sich weisen und Laney versichern, dass Liliana das niemals versuchen würde, vor allem nicht hier im Hause der Ältesten. Aber das konnte er nicht. Er kannte Liliana zu gut und wusste, dass ihr alles zuzutrauen war.
Nimm dich auf jeden Fall in Acht, lautete sein Rat daher. Alles was Liliana tut, tut sie aus einem bestimmten Grund.
Das Gift brannte wie Feuer. Und mit jedem weiteren Schlag fraß es sich tiefer in seinen Rücken hinein. Darrek hatte erwartet, dass so etwas kommen würde. Seit dem Moment, in dem Liliana ihn in der Nähe des Herrenhauses aufgegabelt hatte, war ihm klar gewesen, dass ihn eine Strafe erwartete. Und was wäre besser geeignet, als den Narben auf seinem Rücken noch einige neue hinzuzufügen.
„Du bist zäh“, stellte Liliana fest, als sie die Peitsche zum fünfzehnten Mal auf seinen Rücken knallen ließ. „So viel Durchhaltevermögen hätte ich dir gar nicht zugetraut.“
„Du kannst mir den Rücken blutig schlagen, solange du möchtest, Lil“, zischte Darrek. „Das interessiert mich überhaupt nicht.“
„Ach wirklich? Und wie wäre es, wenn es um einen anderen Rücken gehen würde? Sagen wir mal, um den von Laney?“
Darrek versteifte sich unwillkürlich. Bilder aus seiner Kindheit kamen wieder in ihm hoch, als er sich daran erinnerte, wie Akima ihn dazu gezwungen hatte, sein Kindermädchen auszupeitschen. So etwas würde sie mit Laney doch nicht wagen, oder?
„Dazu kriegt ihr mich nicht“, knurrte Darrek.
Er würde Laney nicht auspeitschen. Das würde auch Akima nicht schaffen. Auf gar keinen Fall.
Ein weiteres Mal knallte die Peitsche auf Darreks Rücken, und er sog scharf die Luft ein, als das Vampirgift sich in die Wunden fraß. Diese Narben würden ein besonders hässliches Muster ergeben, soviel war gewiss.
„Ich hätte nie gedacht, dass du tatsächlich so viel Schwäche zeigen würdest, dich in ein so junges Mädchen zu verlieben“, sagte Liliana betont gleichgültig. „Kara hatte wenigstens Klasse.“
„Was hast du denn schon für eine Ahnung von Klasse?“, fragte Darrek grimmig und rasselte probehalber an seinen Ketten.
Er hatte sich widerstandslos in dem Käfig anketten lassen, weil ihm klar gewesen war, dass er gegen die gesamte Force der Ältesten keine Chance hatte. Trotzdem war es verführerisch, sich jetzt loszureißen und Liliana einfach zu erwürgen.
„Die Ketten sind zu stark für dich“,
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